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Neuraltherapie: Interview mit Prof. E.h. Iwailo Schmid

Die Neuraltherapie ist ein alternatives Verfahren zur Behandlung von akut oder chronisch auftretenden Schmerzen und vegetativen Störungen. Im Mittelpunkt steht die gezielte Suche und die neuraltherapeutische Behandlung von so genannten Störfeldern, erläutert Prof. E.h. Iwailo Schmidt. - von Psychomeda-Redaktion, Apr 2011
Im Gespräch mit Professor Iwailo Schmidt, Heilpraktiker aus Dresden

Herr Prof. Schmidt, vor einiger Zeit prangte die große Schlagzeile „Der Rückenheiler mit dem Spritzenjob“ in der BILD-Zeitung bundesweit über ihren Namen. Was hat es damit auf sich?

Schmidt: Seit Beginn meiner Praxistätigkeit 1993 setze ich die Neuraltherapie unter anderem bei Schmerzpatienten in meiner Praxis ein. Dabei wird ein spezielles Medikament an und in Nervenstränge und Nervenknoten, sowie in Gelenke appliziert. Diese Medikamente haben gegenüber den heute oft gebräuchlichen Kortisonpräparaten und der wieder öfter angewendeten Strahlentherapie ein sehr geringes Risiko.

Welche Historie verbirgt sich hinter der Neuraltherapie?

Schmidt: Der Arzt Dr. Ferdinand Huneke, beobachtete 1925 das sogenannte Sekunden-Phänomen. Seine Schwester litt unter einer wiederkehrenden dramatischen Migräne, die er trotz aller Bemühungen nicht heilen konnte. Verzweifelt spritzte er seiner Schwester das Medikament Atofanyl. In der Frist von Sekunden verschwand die Migräne und kehrte nie wieder zurück. Huneke entdeckte in der Folge zahlreiche dankbare Indikationen für die Neuraltherapie.

Dr. Peter Dosch lernte Huneke auf einer Vortragsreise durch die DDR kennen und war sofort von den neuen Therapiemöglichkeiten begeistert. Er setzte das Verfahren ebenfalls mit großem Erfolg ein und schrieb ein Lehrbuch zur Neuraltherapie, welches er jedoch in der DDR nicht verlegen konnte. Das hing mit einem Disput zusammen, den Dosch mit dem Gerichtsmediziner Otto Prokop, Berater des DDR-Gesundheitsministeriums, führen musste. Prokop wollte die Phänomene der Neuraltherapie nicht verstehen. Peter Dosch schmuggelte daraufhin sein Lehrbuch nach Heidelberg, wo es 1964 zum ersten Mal verlegt wurde. Prokop verfolgte regelrecht Peter Dosch, wegen seines Erfolges, so das dieser 1969 nach München flüchtete. Von dort aus versorgte er selbstlos DDR-Ärzte mit notwendiger Literatur.

Und wo lernten Sie diese Behandlungsmethode?

Schmidt: In der Sowjetunion und in Bulgarien verwendete man statt der Vollnarkose häufig die Plexusanästhesie an, die der Neuraltherapie sehr entgegen kommt. So lernte ich die Grundlagen. Mit der Wende durfte ich dann Peter Dosch persönlich kennenlernen. Nach meiner Ausbildung bei ihm sagte der damals über 70-jährige: „Ich stehe hinter dir, ich führe dir die Hand, hab keine Angst ich stehe hinter dir, schau dich ruhig um!“.

Ist die Neuraltherapie mit dem Quaddeln zu vergleichen?

Schmidt: Ja, aber das ist nur die Anfängertechnik. Beim Quaddeln werden die Medikamente direkt in die Haut appliziert. Da gerade an diesen Stellen die Schmerzrezeptoren sitzen, empfinden viele Patienten das Quaddeln als unangenehm. Die große Neuraltherapie geht direkt an die Nervenstränge, so z.B. an den Grenzstrang neben der Wirbelsäule, an das Sonnengeflecht, von wo aus die Oberbauchorgane gesteuert werden, in die Schilddrüse oder

an das Frankenhäuser Ganglion, welches die Regelblutung und Fruchtbarkeit mit steuert. Es können Narben entstört, auch großflächige, wie die nach Brandverletzungen und Gelenke behandelt werden.

Beschreiben Sie doch bitte das Wirkprinzip der Neuraltherapie.

Schmidt: Eine Nervenzelle hat eine Ruhespannung, das sogenannte Ruhepotential von 80 mV. Wird ein Nerv gereizt, sinkt diese Spannung auf nahezu 0 mV ab. Der Nerv depolarisiert mit Hilfe der Kalium/Natrium-Pumpe an der Zellmembran. Nach einer gewissen Zeit erholt sich der Nerv und erreich erneut die 80 mV. Dieser Vorgang heißt Repolarisation. Ist der Nerv, wie bei einem Hexenschuß, eingequetscht, kann er nicht mehr repolarisieren und meldet ständig Schmerzen. Ich muss also diesen durch Chiropraktik befreien und kann im Anschluss mit einem Neuraltherapeutikum, welches direkt in den betroffenen Nerv appliziert wird, die Nervenspannung erhöhen. So kann der Nerv adäquat wieder arbeiten und der Schmerz verschwindet spürbar für den Patienten. Bei einer längeren Krankheitsvorgeschichte sind unter Umständen mehrere Sitzungen notwendig.

In Deutschland gab es einen Fall von Gehirnblutung nach einer Neuraltherapie. Gibt es auch Risiken und Grenzen für die Neuraltherapie?

Schmidt: Die Grenzen bestehen vor allem darin, dass man bereits zerstörtes Gewebe durch die Neuraltherapie nicht wieder ersetzen kann. Weiterhin kann der Patient durch die Injektionen Blutergüsse bekommen oder allergisch auf das Medikament reagieren. In den letzten 18 Jahren habe ich zwei Allergien mit Hautausschlägen erlebt, bei täglich 30 Behandlungen. Wenn man also das Risiko mit anderen Therapieformen vergleicht, dann ist es sehr gering.

Welche Indikationen behandeln sie am häufigsten?

Schmidt: Rücken- und Gelenkschmerzen, unerfüllter Kinderwunsch, Kopfschmerzen und Migräne, schmerzhafte Regelstörungen, Verdauungsfehlfunktionen, die vegetativ ausgelöst sind.

Welche Vorraussetzungen muss der Patient für die Behandlung mitbringen?

Schmidt: Er sollte Geduld mit mir haben, da ich keine Drei-Minuten-Sprechstunden durchführe, also Zeit brauche. Häufig sind Störfelder, wie Narben, Auslöser für Organfehlfunktionen, die sich an völlig anderer Stelle im Körper befinden. Der Patient sollte außerdem keine extreme Blutgerinnungsstörung aufweisen.

Weitere Informationen zur Neuraltherapie:
SPIEGEL ONLINE: Natürlich gesund

Die US-Amerikanische Krebsgesellschaft zur Neuraltherapie




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