Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Dyskalkulie – Rechenstörung

Diplom Psychologe Zoltan Heger Dyskalkulie kommt häufiger vor, als es eigentlich angenommen wird. In der Regel wird Kindern, die nicht rechnen können, immer noch eher eine Begabungsschwäche in Mathematik zugeschrieben. Dyskalkulie steht nicht im Zusammenhang mit Dummheit, Faulheit, mit nicht wollen, sondern mit nicht können. Das Kind hat nicht beschlossen, nicht rechnen zu können, sondern ist aus bestimmten Gründen nicht in der Lage sich rechnerische Fertigkeiten anzueignen. - von Diplom Psychologe Zoltan Heger, Oct 2015
Dyskalkulie kommt häufiger vor, als es eigentlich angenommen wird. In der Regel wird Kindern, die nicht rechnen können, immer noch eher eine Begabungsschwäche in Mathematik zugeschrieben. In den vergangenen Jahren wurde jedoch die Problematik rechenschwacher Kinder in Forschung und Wissenschaft aufgegriffen und mittlerweile wird Dyskalkulie bzw. Rechenschwäche als Teilleistungsschwäche oder Lernstörung angesehen. Dyskalkulie steht nicht im Zusammenhang mit Dummheit, Faulheit, mit nicht wollen, sondern mit nicht können. Das Kind hat nicht beschlossen, nicht rechnen zu können, sondern ist aus bestimmten Gründen nicht in der Lage sich rechnerische Fertigkeiten anzueignen.

Die Diagnose Dyskalkulie wird gestellt, wenn die rechnerischen Fähigkeiten des Kindes weit unter den Erwartungen liegen, die sich aus dem Alter, aus den Ergebnissen von durchgeführten Intelligenztests, und aus dem altersentsprechenden Bildungsstand des Kindes ergeben. Wenn die Störung eine erhebliche Minderung der schulischen Leistungen darstellt und zu drastischen Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten führt und als Ursachen psychiatrische, neurologische oder andere körperlichen Erkrankungen ausgeschlossen werden können (siehe auch DSM-IV oder ICD 10)

In Fachkreisen gibt es unterschiedlichste Ansichten über die Definition, Ursachen, Entstehung, Diagnose, Fördermodelle oder Therapie bei Rechenschwäche.

Festzuhalten ist, dass die Ursachen nicht allein beim Kind zu sehen sind. Das Zusammenspiel von unterschiedlichen Faktoren ist bei der Betrachtung des Problems Dyskalkulie mit einzubeziehen.

Um auf die Problematik des einzelnen Kindes adäquat reagieren zu können, müssen folgende Faktoren hinsichtlich Diagnose, Beratung, Förderung und Therapie mit einbezogen werden.

Die allgemeine Begabung des Kindes. Die kognitiven Fähigkeiten. Die motorischen Fertigkeiten wie auch die Entwicklung der Wahrnehmung. Hinzu kommen noch die Konzentrations- und Merkfähigkeit und die Sprachentwicklung.

Aus diesen Faktoren kann sich eine Veranlagung zu Rechenschwäche ergeben, die dann zu bestimmten Verhaltensauffälligkeiten und emotionalem Befinden (Selbstwertprobleme, Schulunlust, Depressionen etc.) führen können. Als verstärkende Faktoren spielen familiäre, wie auch schulische Bedingungen eine maßgebliche Rolle, die eine Rechenstörung begünstigen oder verfestigen können.

Hauptsächliche Symptome von Rechenschwäche:
  • Schwierigkeiten beim Zählen - "1,2,3…"
  • Überspringen von Zahlen - "1,2,3,5,8,…"
  • Reihenfolgefehler - "1,7,8,3,2,4,5,6,…."
  • Probleme bei Größen -"1 größer 2 oder 1 kleiner 2"
  • Probleme bei Mengenbegriffen - "mehr oder weniger"
  • Schwierigkeiten bei Rechenoperationen "Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren, Dividieren"
  • Schwierigkeiten beim kodieren oder dekodieren von Zahlen und Symbolen - "eins = 1, plus = +, etc."
  • Schwierigkeiten beim Kopfrechnen, häufige Fehler oder Ablehnung von Textaufgaben
  • Rechenautomatismen "z.B, Einmal-eins" gelingen nicht
  • Rechenstrategien und Rechenwege werden Fehlerhaft angewendet
  • Die Kinder machen überdurchschnittlich viele Flüchtigkeitsfehler, erscheinen oft abgelenkt oder abwesend.


Jedes Kind muss individuell nach seinen Anlagen und Fähigkeiten beurteilt werden. Unterschiedliche individuelle Ausprägungen in den Bereichen der auditiven Wahrnehmung, beim Sprachverständnis, bei Gedächtnisleistungen, bei visuellen Orientierungsstörungen und bei der Abstraktionsfähigkeit machen eine allgemeingültige Beurteilung und Therapieempfehlung unmöglich und auch unsinnig. Zusätzliche individuell ausgeprägte emotionale Probleme sind eher die Folgen als die Ursachen von Rechenstörung und müssen eventuelle mit einbezogen werden.

Das Wissen um die möglichen Ursachen hilft den Betroffenen wie auch den Angehörigen, befreit sie von der Schuldfrage und von Abwertungen und ermöglicht bei individueller Betrachtung und Akzeptanz des einzelnen Kindes auch eine effektive Prävention, Förderung oder Therapie.

Im Bereich Früherkennung, Testverfahren, Förderung und Therapie hat sich in den vergangenen Jahren vieles bewegt.

Was können Sie tun?

Grundsätzlich sind Übungen in Form von Spielen (nicht nur für rechenschwache Kinder) hilfreich und fördern unterschiedliche Entwicklungsbereiche. Je nach Alter und Entwicklungsstufe ist körperliche Bewegung jeglicher Art, Ballspiele, Gleichgewichtsübungen, Schwimmen, Turnen etc. enorm wichtig. Ihrer Kreativität sind je nach Alter ihres Kindes kaum Grenzen gesetzt. Verbringen Sie Zeit mit ihrem Kind. Sprechen Sie mit ihm. Nehmen Sie ihn ernst und bieten Sie ihm Hilfe an.

Die Raum- und Lageorientierung können Sie z.B. durch einfache Fragen wie „wo sind die Wolken?“, „wo krabbelt die Ameise“, „wo ist die Nase?“, „wo sind die Füße?“ etc. relativ einfach und früh üben. Die Konzentrationsfähigkeit lässt sich durch Malen, Puzzles, Memory Spiele etc. fördern und machen zusätzlich spaß. Würfelspiele, Kartenspiele fördern die Konzentration, logisches und strategisches Denken, sortieren von verschiedenen Alltagsgegenständen ist für sein Mengenverständnis hilfreich. Basteln sie mit ihrem Kind. Knete, Ton, Schere und Papier etc. sind wichtige Utensilien bei der Wahrnehmung und der motorischen Entwicklung. Moderne, altersgemäße Computerprogramme und Spiele sind ebenfalls empfehlenswert. Kinder lernen grundsätzlich gern, wenn es ihnen Spaß macht.

Setzen sie ihr Kind nicht unter Druck. Überfordern Sie es nicht. Die Atmosphäre sollte entspannt sein und die Spiele und Übungen sollten auf die Freiwilligkeit des Kindes basieren. Akzeptieren Sie ihr Kind so wie es ist. Lassen Sie es Fehler machen und zeigen Sie ihm dass es wie jeder andere seine Stärken und Schwächen hat.




Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter