Wie finde ich das Vertrauen, mich dem Therapeuten zu öffnen...?
Milena (w, 31) aus Fulda: Vor 3 Monaten war meine Kurzzeitherapie bei einem älteren Psychologen zu Ende. Vor Therapieende hab ich ihm gestanden, dass ich mich in ihn verliebt habe und dass ich gerne mit ihm schlafen würde (war zu peinlich). Ich habe das mit ihm geklärt und akzeptiert, dass es nur einseitig ist. Ich bin wegen einigen traumatischen Erfahrungen und Angst in die Therapie gegangen.
Mein Bruder hatte mich jahrelang zu Hause bedroht, dass er mich umbringt und mir die Nase gebrochen. Bevor die Therapie zu Ende war habe ich dem Therapeuten gesagt, das ich noch mehr Stunden benötige, weil ich mein Trauma noch verarbeiten muß. Es wurden nur die Dinge angesprochen, aber nie richtig verarbeitet. Er sagte selbst, das ich mehr Stunden brauche, aber ich dachte er schreibt einen neuen Antrag. Ich warte jetzt schon 3 Monate. In der Zeit habe ich bei ihm jede 2 Wochen eine halbe Stunde zum Gespräch. Ich halte das nicht mehr aus. Ich brauche mehr Stunden. Er sagte mir nur, dass er im Moment so viele Arbeiten auf dem Schreibtisch habe, dass er keine Zeit hat für den Antrag. Ich fühle mich verarscht (ich schäme mich, weil ich ihm gesagt habe, dass ich am liebsten mit im schlafen würde) und habe Alpträume von meinem Therapeut, dass er mich alleine lässt und ich ihn immer suche, aber nicht mehr finde.
Ich glaube er will mich nicht mehr zur Therapieverlängerung. Ich bin auch net der Typ Mensch der ewige Stunden rumbettelt; ich habe keine Kraft dazu. Soll ich mir einen neuen Tp.suchen? Oder lässt er mich warten, weil ich so starke Gefühle für ihn habe?
Mein Bruder hatte mich jahrelang zu Hause bedroht, dass er mich umbringt und mir die Nase gebrochen. Bevor die Therapie zu Ende war habe ich dem Therapeuten gesagt, das ich noch mehr Stunden benötige, weil ich mein Trauma noch verarbeiten muß. Es wurden nur die Dinge angesprochen, aber nie richtig verarbeitet. Er sagte selbst, das ich mehr Stunden brauche, aber ich dachte er schreibt einen neuen Antrag. Ich warte jetzt schon 3 Monate. In der Zeit habe ich bei ihm jede 2 Wochen eine halbe Stunde zum Gespräch. Ich halte das nicht mehr aus. Ich brauche mehr Stunden. Er sagte mir nur, dass er im Moment so viele Arbeiten auf dem Schreibtisch habe, dass er keine Zeit hat für den Antrag. Ich fühle mich verarscht (ich schäme mich, weil ich ihm gesagt habe, dass ich am liebsten mit im schlafen würde) und habe Alpträume von meinem Therapeut, dass er mich alleine lässt und ich ihn immer suche, aber nicht mehr finde.
Ich glaube er will mich nicht mehr zur Therapieverlängerung. Ich bin auch net der Typ Mensch der ewige Stunden rumbettelt; ich habe keine Kraft dazu. Soll ich mir einen neuen Tp.suchen? Oder lässt er mich warten, weil ich so starke Gefühle für ihn habe?
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Milena,Sie haben schlimmes erlebt. Schon in der Kindheit diesen großen Ängsten ausgeliefert zu sein - vom Bruder bedroht zu werden und tätlich angegriffen, sogar verletzt - das ist eine große Bürde. Das hat sicherlich viel Angst, viel Hilflosigkeit und viel Schmerz ausgelöst. Und noch viel größer ist der Schmerz mit dem gleichzeitigen Wissen, dass Sie niemand davor geschützt hat, Ihre Eltern haben das (wissentlich oder unwissentlich) zugelassen. Und Sie hatten kein Vertrauen, es ihnen zu erzählen - oder es wurde mißbraucht. Ihr Vertrauen muss im wahrsten Sinne des Wortes erschüttert sein.
Aus meiner Sicht liegt das erste Therapieziel vorerst darin, dass Sie lernen, wieder Vertrauen zu fassen.
Aus meiner Sicht haben Sie bisher alles getan, damit der Therapeut nur ja nicht an Sie rankommt. Sie haben das (unterbewusst) ganz klug eingefädelt... Dem Therapeuten zu eröffnen, mit ihm schlafen zu wollen ist die beste Strategie, um ihn von sich ganz sicher fern zu halten. Und Ihre jetzige Scham darüber tut noch das ihrige, um die Distanz auf jeden Fall aufrechtzuerhalten.
Und Sie erkennen richtig, dass 'nur' Dinge angesprochen wurden - aber nicht richtig bearbeitet. Sie haben einen guten Schutz-Mechanismus aufgebaut. Auf den sind Sie selber hereingefallen. Solange Sie sich vormachen, dass es seine Aufgabe ist, zu Ihnen durchzudringen können Sie Ihr Versteckspiel weiterspielen. Sobald Sie sich eingestehen, dass das 'Trauma-Versteck-Spiel' bisher seinen Sinn hatte um nicht mit den enormen Gefühlen überschwemmt zu werden, können Sie in der Therapie damit beginnen, die Gefühle langsam zuzulassen. Das wird eine sehr große Herausforderung werden: Schmerz, Trauer, Wut, Hilflosigkeit, Scham und Angst. Eine geballte Ladung unangenehme Gefühle und davon eine wilde Mischung. Das erfordert ganz viel Mut von Ihnen!
Wahrscheinlich spürt der Therapeut, dass Sie ihn gerade nicht an sich heran lassen und womöglich läßt er Sie bewußt schmoren. Ich glaube nicht, dass er Sie 'verarscht'. Meine Vermutung ist eher, dass Sie sich selber 'verarschen'. Womöglich bereitet er Ihnen bereits den Boden, damit Sie mit offener Hand zu ihm kommen können mit zum Beispiel:
- Bitte helfen Sie mir!
- Bitte nennen Sie mir eine Traumatherapeutin, weil ich den Eindruck habe, dass ich mich nur einer Frau öffnen kann.
- Ich möchte mich so gerne öffnen, aber ich habe eine so große Angst davor.
- Ich merke dass ich Ihnen nicht vertrauen kann und ich weiss dass ich mich so nicht öffnen kann. Bitte zeigen Sie mir wie es geht! Ich brauche Ihre Hilfe.
Ich glaube, dass Ihre Träume nicht die Angst audrücken, dass der Therapeut Sie hängen läßt und die Therapie abbricht. Ich glaube, die Angst aus Ihren Träumen ist Ihre Angst, sich zu öffnen. Sie konnten damals ja niemandem vertrauen - warum sollten Sie Ihrem Therapeuten jetzt trauen?
Bitte prüfen Sie für sich ganz genau: Was brauche ich, damit ich trauen kann? Eher eine Therapeutin oder einen Therapeuten? Noch mehr Zeit für mich bevor ich mich dieser Aufgabe stelle oder kann ich das schon?
Bitte klären Sie für sich, ob Sie mit ihm weiter machen möchten oder ob Sie aus eigener Entscheidung zu einem anderen Therapeuten/Therapeutin gehen wollen. Entscheiden Sie ob es jetzt schon die Zeit ist, darüber zu reden. Entscheiden Sie, ob Ihr Therapeut der richtige ist, darüber zu reden. Und dann entscheiden SIE, ob Sie sich damit öffnen werden.
Und wenn Sie das für sich geklärt haben, dann brauchen Sie Ihren tiefen Schmerz, Ihren tiefen inneren Krieg nicht mehr außen spielen lassen und dem Therapeuten um die Ohren schlagen. Dann können Sie damit aufhören, ständig andere und sich selbst weiter zu verletzten. Dann können Sie damit beginnen, Ihre Verletzlichkeit zu entdecken und lernen, einen inneren und äußeren Schutz für sich aufzubauen, der nicht aus Abschreckung besteht, sondern aus Wertschätzender Abgrenzung, z.B. durch ein klares NEIN.
Ich wünsche Ihnen viel Kraft, Klarheit und Erfolg dabei!
Herzlicher Gruß
Shivani Allgaier
Bewertung durch den Fragensteller: 



Ihre Antwort ist zutreffend. Ich werde meinen Therapeuten behalten und werde Ihn fragen ob ich meine Therapie weitermachen kann.





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