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Seine Gefühle sind nicht Ihre Verantwortung!

sensibelchen (w, 27) aus Beromünster (Schweiz): Guten Tag

Vor einigen Jahren fragte ich meinen Hausarzt ob ich eine Psychotherapie in Erwägung ziehen sollte. Er meinte:' Ich kenne dich schon lange. Du bist einfach hochsensibel und sehr intelligent. Informiere dich über Hochsensibilität.'
Seit dem geht es mir um einiges Besser. Ich weine immer. Heute am meisten wenn ich Schönes sehe. Ich akzeptiere die Hochsensibilität. Mit ihrem Segen und dem Anderen. Doch manchmal fühle ich eine tiefe Trauer oder Wut in mir. Ich hatte keine wirklich tolle Kindheit und mit meinem Vater keinen Kontakt mehr seit mehreren Jahren. Wie ich hörte ist er seit drei Jahren trockener Alkoholiker. Das erste mal so lange nach etlichen Versuchen und Enttäuschungen.
Ich habe Angst ihn zu treffen. Mich mit ihm aussprechen bedeutet für mich keine Versöhnung. Ich hänge ihm am Herzen, ich weiss das. Doch er hat es über viele Jahre vermasselt. Einerseits habe ich einfach Angst ihn zu treffen aus mehreren Gründen. Andererseits möchte ich nicht, dass er durch das für ihn wahrscheinlich enttäuschendes Gespräch, wieder anfängt zu trinken. Ich denke, das ist noch der grösste Knoten in mir.
Wie kann ich das lösen? Vielen Dank

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Liebes Sensibelchen,

vielen Dank für Ihre Frage und Ihre Offenheit!

Ich kann gut nachvollziehen, dass Sie das immer wieder beschäftigt und belastet.

Ich weis, als hochsensibler Mensch haben Sie es oft nicht leicht. So schön es oft ist, positive Gefühle intensiver zu empfinden (und da sind auch oft Tränen mit dabei), so schwierig ist es oft bei belastenden Gefühlen. Auch neigen Sie zu sehr dazu, sich darüber Gedanken zu machen, wie es anderen geht, da Sie das noch mehr nachempfinden können und wahrnehmen, als andere Menschen. Sie nehmen ja auch Stimmungen und Gefühle von anderen sehr stark wahr, so dass es oft nicht einfach ist zu unterscheiden, was Ihre Gefühle sind und was die der anderen. Das macht es oft anstrengend. Daher ist es besonders für Sie wichtig, gut auf sich zu achten und sich abzugrenzen.

Gerade wenn man hochsensibel ist, ist es wichtig bei sich zu bleiben und gut in sich hineinzuspüren, was Sie wollen und brauchen. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Vater nur, wenn Sie das wirklich wollen und so fühlen. Machen Sie es nicht, weil Sie wahrnehmen, dass er sich das wünscht. Es zeichnet Sie aus, dass Sie sich Gedanken um ihn machen, aber in erster Linie müssen Sie dabei auf sich schauen!

So hart es klingt, aber es ist die Realität: Jeder Mensch muss die Verantwortung für sich und seine Taten übernehmen und auch mit den Folgen leben. Nur so funktioniert es. So muss auch Ihr Vater mit den Konsequenzen leben, egal was da kommt und wie so ein Gespräch verlaufen sollte. Sie sind nicht für seine Gefühle verantwortlich!

So wie Sie mit den Folgen seines Verhaltens klarkommen müssen, muss auch er jetzt damit leben. Ob er nach so einem Gespräch trinkt oder nicht ist allein seine Entscheidung und Verantwortung. Gerade bei Sucht ist es wichtig, Gefühle aushalten zu lernen und die eigne Verantwortung dafür zu übernehmen. Falls er das noch nicht kann, muss er noch mehr an sich arbeiten. Aber das ist nicht Ihr Thema.
Bitte achten Sie dabei sehr genau auf sich, was Ihnen gut tut und Sie wollen! Denn das ist allein Ihre Aufgabe.

Ich denke eine therapeutische Begleitung würde Ihnen sowohl bei der Verarbeitung der Vergangenheit, als auch bei dem weiteren Vorgehen mit Ihrem Vater sehr guttun und weiterhelfen. Ich würde Ihnen sehr dazu raten.

Ich hoffe die Tipps und Anregungen konnten Ihnen etwas weiterhelfen! Über eine Rückmeldung und Bewertung von Ihnen würde ich mich freuen.

Falls Sie noch mehr Beratung oder Unterstützung möchten, ich biete auch Therapie und Beratung über Skype oder www.Sofadoc.de an. Sie können einen Termin mit mir vereinbaren unter 0160 350 7570 oder unter stephanie.neuwald@gmx.de.

Ich wünsche Ihnen alles Gute! Ich wünsche Ihnen, dass Sie einen guten Weg im Umgang mit Ihrer Vergangenheit und Ihrem Vater finden und sich dabei in erster Linie selbst schützen können!

Alles Gute und herzliche Grüße,
Stephanie Neuwald

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