Mein Freund hortet und sammelt
MeliC (w, 34) aus Schorndorf: Seit ca. 3 Jahren lebe ich mit einem wundervollen Mann zusammen. Leider gibt es ein Problem, das die Beziehung mehr und mehr belastet: Er gehört zu den 'Sammlern'. Er kann keine Ordnung herstellen bzw. halten. Seine Wohnung ist ein großes Chaos, Garage und Keller sind völlig zugestellt. Obwohl er weiß, wie schlimm das für mich ist in so einem Chaos am Wochenende zu leben (Fernbeziehung; unter der Woche lebe ich in meiner eigenen, ordentlichen Wohnung), dass ich darunter leide, niemanden einladen zu können, weil ich mich für die Zustände schäme und er mir es immer wieder verspricht zu ändern, schafft er es nicht. Am Anfang haben wir zusammen einen Teil aufgeräumt, bis ich aufgegeben habe, weil ich nicht jedes Wochenende ausmisten kann und nach einer Woche dann sehe, dass es wieder unordentlich ist. Bisher habe ich ihn immer ermutigt Ordnung zu schaffen und selbst für kleine Fortschritte gelobt. Doch das hat nichts Nennenswertes bewirkt. Inzwischen frage ich mich, ob ich ihm sagen soll, dass ich so nicht weiter mit ihm leben kann und gehe. Mir würde dann das Herz bluten und ich habe Angst, dass er dann völlig 'versumpft' - denn wir brauchen uns. Habt Ihr einen Rat, wie ich mit der Situation + ihm umgehen kann? Ich möchte, dass er dieses Problem bewältigen kann und wir uns unsere Zukunft gemeinsam aufbauen können ... auch eine gemeinsame Wohnung.
Danke schon jetzt für eine hilfreiche Antwort.
Danke schon jetzt für eine hilfreiche Antwort.
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe MeliC,danke für Ihr Vertrauen.
Das was Sie beschreiben, deutet auf ein Messie-Syndrom hin, Link dazu siehe unten.
Ihr Freund scheint ein psychisches Anliegen zu haben, ein altes Trauma, eine schlimme Erfahrung, was auch immer und er ist quasi unbewußt gezwungen, alles aufzuheben, warum auch immer. Wertlosen Dingen wird eine große Bedeutung beigemessen, es werden damit vielleicht angenehme Gefühle verbunden, wie man sie z.B. nach einem erfolgreichen Einkauf oder einer Schenkung hat. Dazu kommt eine Unfähigkeit, Prioritäten zu setzen oder Struktur aufzubauen.
Es ist nicht Ihre Aufgabe, die Wohnung zu ordnen oder zu entrümpeln, Sie können und sollen das nicht leisten, denn Sie wollen ja die Partnerin sein und nicht die Mutter oder eine Aufsichtsperson.
Alleine wird Ihr Freund das nicht schaffen, er braucht therapeutische Unterstützung und ich verstehe Sie gut, dass Sie sagen, ich kann nicht mehr. Es ist nun in Ihrer Entscheidung, weiter zu leiden, was Sie aber, so verstehe ich das, nicht wollen, oder Ihrem Freund konsequent aufzuzeigen, was passiert, wenn er keine Hilfe holt. Das ist keine Erpressung, das ist der Schutz Ihrer Person und Psyche. Er ist für sich verantwortlich und Sie ebenfalls für sich und nur für sich. Wenn er nach einer Trennung versumpft, ist das seine eigene Entscheidung, es geschehen zu lassen oder sich Hilfe zu holen.
Diese Vorstellung, scheint mir, ist für Sie sehr schlecht auszuhalten. So lang das aber so wie bisher läuft, sieht Ihr Partner keinen Grund, etwas zu ändern. Auf diese Weise braucht er Sie momentan. Ändern wird er nur etwas, wenn er Konsequenzen sieht und spürt.
Ich würde mich auf ein Gespräch vorbereiten, in dem genau gesagt wird, was Sie sich vorstellen und wünschen. Sie haben beide eine Beziehungsverantwortung und sollten beide dazu stehen.
Sie schreiben auch, Sie brauchen sich gegenseitig. Eine schwierige Situation ist das, denn Beziehung funktioniert am besten, wenn man den anderen eben nicht braucht. Auch Sie haben die Aufgabe, herauszufinden, warum Sie ihn brauchen, vielleicht um Ihr Verantwortungsgefühl auszuleben und um eben 'gebraucht' zu werden, sich wertgeschätzt zu fühlen? Um Ihren Selbstwert zu heben? Kommen Sie sich manchmal vor, als wäre dieser Mann Ihr Kind, so dass Sie sich eigentlich in einer Hierarchie bewegen und nicht auf Augenhöhe?
Auch das ist spannend, einmal zu hinterfragen, was Sie bewegt und zu dem Mann hinzieht. Sie werden Stärke und Mut brauchen, Ihre Vorstellungen klarzulegen und dann auch Rückgrat und Konsequenz zu beweisen. Und es ist interessant, wie die Beziehung weitergeht, wenn seine Messiesucht womöglich besiegt ist und dadurch die eventuelle Grundlage des gegenseitigen 'Brauchens' weggefallen ist.
Einen Versuch ist es jedoch allemal wert und ich wünsche Ihnen dazu diese Stärke, den Mut und das nötige Rückgrat!
Herzliche Grüße
Claudia Schmitt
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Weltliche Trauerrednerin
Bitte bewerten Sie meine Antwort, danke!
Bewertung durch den Fragensteller: 



Danke für die konkrete Analyse des symtoms





Danke für die konkrete Analyse des symtoms
Online-Beratung
Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...
Therapeuten
Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...
Beliebt auf Psychomeda
Social Feed
Folgen Sie uns auf Twitter
Qualität
Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter