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Kann ich gleich zu einem Psychotherapeuten gehen?

Toastbrot (w, 29) aus dem Norden: Hallo,

seit Jahren bin ich am überlegen, ob ich vielleicht eine Therapie machen sollte, aber ich kann gar nicht genau sagen warum.
Denn akut ist nichts (und das wäre ja eigentlich die Indikation für eine Therapie, oder?)
Ich habe eine positive Haltung zum Leben und gehe meist fröhlich durch den Tag.
Ob das Selbstbewusstsein, das ich ausstrahle, echt ist, weiß ich nicht.

Ich kann schwer fassen, was mich an eine Therapie denken lässt, ich denke, zum einen, dass ich mich sehr schlecht an Vergangenes erinnern kann, sodass ich eigentlich gar nicht beurteilen kann, ob und inwiefern mich etwas unterbewusst beeinflusst, zum anderen, dass ich den Eindruck habe, eher flache Emotionen zu haben. Ich denke, das war mal anders; ich weiß nicht, ob es so anders zu anderen Menschen ist.

Ich glaube, ich war nie verliebt, ich weiß nicht, ob ich meinen Freund liebe (woran merkt man das?) und ich habe scheinbar kaum sexuelle Gefühle, kaum Bedürfnis nach körperlicher Nähe. Ich weiß, Sexualität ist ein Spektrum, es gibt Asexualität, aber woher weiß ich, ob ich z.B. asexuell oder nur durch irgendetwas „blockiert“ bin?

Ich weiß nicht, ob ich Probleme sehe/mache, wo keine sind.

Zu meinem Hausarzt möchte ich diesbezüglich nicht. Muss ich erst zu einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, damit er erst einmal bewertet, ob Therapiebedarf besteht oder kann ich auch direkt zu einem psychologischen Psychotherapeuten?

Wäre es dann ratsam gleich bei mehreren einen Termin zu machen, aufgrund der langen Wartezeiten?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Toastbrot,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Sie sind seit Jahren am Überlegen, ob Sie eine Therapie machen sollten, aber können den Grund dafür nicht richtig benennen. Denn auf den ersten Blick scheinen Sie keine Probleme zu haben. Sie schreiben, Sie haben meist eine positive Haltung und gehen fröhlich durch Ihr Leben.

Und doch fällt Ihnen auf, dass Sie im affektiven Bereich eher emtional flach empfinden. Sie wissen nicht, ob Sie Ihren Freund lieben oder wie Liebe sich anfühlen könnte und verspüren sehr wenig Bedürfnis nach körperlicher Nähe. Für diese Symptomatik kann es verschiedene Hintergründe geben und ich denke, dass es für Sie sehr hilfreich sein könnte, dies in einer Therapie näher zu betrachten und zu schauen, welche lebensgeschichtlichen Erfahrungen dazu beitrugen.

Die Krankenkassen finanzieren eine Psychotherapie, wenn eine Störung von so genanntem Krankheitswert vorliegt, d.h. wenn der Patient einen erheblichen Leidensdruck verspürt. Es ist vielleicht genau das, was Sie aber nicht deutlich fühlen können, weil Ihre Fähigkeit zu empfinden, eingeschränkt oder belastet ist.

Sprechen Sie am besten mit einem Psychotherapeuten im Rahmen der probatorischen Sitzungen direkt darüber. Sie können sich einfach Adressen raussuchen und die Therapeuten abtelefonieren. Wenn es Wartelisten gibt, lassen Sie sich darauf vormerken.

Wenn Sie die Therapie selbst finanzieren können, haben Sie mehr Möglichkeiten. Sie sind dann unabhängig von einer psychischen Diagnose und der Bewilligung durch Ihre Kasse. Dann stehen Ihnen auch freie Therapeuten zur Verfügung, die nicht mit den Kassen abrechnen, aber auch mit anderen Verfahren, wie zum Beispiel Körpertherapie, arbeiten. Oder auch eine Online-Therapie käme dann in Frage, falls Sie keinen Therapeuten vor Ort finden.

Ich wünsche Ihnen alles Gute -
viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen lieben Dank für Ihre Einschätzung

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