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Ich möchte meine Vergangenheit aufarbeiten - aber wie?

CH (w, 29) aus Sachsen: Hallo,
Ich möchte gerne Therapeutische Hilfe haben, nur leider schaffe ich es nicht irgendwo anzurufen.
Zur Zeit habe ich kein Hausarzt,weil ich zu meinem alten Arzt nicht mehr gehen möchte, da er mich nicht ernst nimmt.
Ich kann meine Probleme schlecht beschreiben.
Ich bin andauernd in einem Tief.
Ich grüble oft über meine Vergangenheit, über die negativen Seiten.
Ich sehe mich als Versager, das ich nichts Wert bin.
Mein Gefühl sagt mir, dass dies alle aus meiner Kinder-bzw. Jugendzeit stammt.
Mein Erzeuger sagte mir als ich 14 war, dass er ab sofort keine Kinder mehr hat.
Er hat vieles Falsch gemacht,er hatte eine Sucht womit er alles zerstörte.
Und die Schuld gab er uns.
Seitdem er versucht hat sich und meine Mutter umzubringen, habe ich kein Kontakt mehr zu ihm.
Oft wurde mir auch mitgeteilt (schon als Kind), dass ich nichts kann und nichts hinbekomme.
Dies halte ich mir heute oft vor Augen und bin der Meinung, dass dies stimmen wird.
Ich werde bis heute klein gemacht und es wird alles in Frage gestellt, was ich machen möchte.
Ich bin zurückhaltend in sozialen Kontakten, weil ich denke das ich bewerte werde und das negativ.
Ich denk auch, dass ich es niemand recht machen kann.
Wenn ich mir jetzt Hilfe holen möchte, die ich übrigens schon in meiner Familie andeute, wird es auch in Frage gestellt und gesagt, wieso hast du das denn nötig?
So stelle auch ich es in Frage und denke, das mir der Arzt oder therapeut sagt, ich würde nur Simulieren.
Ich möchte meine Vergangenheit irgendwie aufarbeiten, aber ich weiß nicht wie.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe CH,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Um eine Therapie zu beginnen, reicht es, wenn Sie selbst einen hohen Leidensdruck verspüren. Wenn ich Ihre Zeilen lese, besteht darüber kein Zweifel.

Die Sucht Ihres Vaters hat sowohl ihn als Mensch als auch seine Familie zerstört. Sie sind mit traumatischen Erfahrungen aufgewachsen und haben versucht in dem System zu überleben. Das ist Ihnen gelungen, doch jetzt merken Sie, dass Ihre Stimmungstiefs, Selbstunsicherheiten und sozialen Ängste anhalten und Sie Ihre Vergangenheit noch nicht bewältigen konnten.

Ihr Impuls ist richtig, denn angesichts der Heftigkeit Ihrer Lebenserfahrungen erscheint mir eine therapeutische Begleitung unerlässlich. Was auch immer Andere darüber denken, sie projizieren eigene Ängste auf Sie.

Wenn Sie eine Therapie beginnen, müssen sich die Anderen zwangsläufig auch innerlich mit dieser Frage beschäftigen. Das versuchen sie zu verdrängen, in dem Sie abgewertet werden mit den Worten 'wieso hast du das nötig'.

Psychologisch übersetzt heißt das nichts anderes als: Schau uns an, wir verdrängen das Erlebte erfolgreich, das ist der Weg, warum machst du das nicht auch so - und: wenn du eine Therapie anfängst und an den alten Wunden arbeitest, müssen wir uns vielleicht damit auch beschäftigen und das wollen wir auf keinen Fall.

Vielleicht wird Ihnen die Dynamik nun deutlicher und Sie können sich besser davon distanzieren.

Sie brauchen zunächst noch keinen Hausarzt. Rufen Sie selbst Therapeuten an, die Krankenkasse schickt Ihnen auf Anfrage eine Liste zu oder Sie erfragen freie Plätze bei Psychotherapeuten bei Ihrer örtlichen KV (Kassenärztlichen Vereinigung).

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Suche und alles Gute. Über ein kurzes Feedback und eine Bewertung würde ich mich freuen.

Viele Grüße aus Berlin

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung:
Vielen Dank für Ihre hilfreiche Antwort. Ihre Sätze geben mir mehr Kraft mir Hilfe zu holen.





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