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Ich fühle mich bei meiner Therapeutin nicht wohl und unverstanden

Cassy (w, 45) aus Wunstorf: Hallo liebes Therapeuten-Team,
Ich bin seit etwa 2 Monaten in Therapie (tiefenpsychologisch). Ich hatte von Anfang an kein wirklich gutes Gefühl, d.h. dass ich mich irgendwie aufgehoben und verstanden gefühlt hätte. Nachdem anfangs meine Kindheit beleuchtet wurde, sind wir nun bei meinen Eheproblemen angelangt. Wir haben festgestellt, dass viele Konflikte zwischen mir und meinem Mann auf einem Nebenschauplatz, nämlich auf dem Rücken meines Sohnes ausgetragen werden und das würde daran liegen, dass mein Mann eigentlich wütend auf mich sei, dies aber an meinem Sohn auslassen würde. In diesem Zusammenhang fiel bei der Therapeutin auch das Wort 'Schuld', und dass ich jetzt, wo ich die Zusammenhänge kennen würde, nicht mehr schuldlos an künftigen Entwicklungen wäre. Sprich, wenn ich nicht bestimmte Entscheidungen in meinem Leben treffen würde (z.B. Trennung von meinem Mann), könnte mein Sohn daran Schaden nehmen.

Ich frage mich ernsthaft, ob ich diese Therapie überhaupt weiterführen soll. Ich fühle mich nicht wohl und habe überdies angesichts dieser Wortwahl Zweifel an der Kompetenz dieser Therapeutin. Mir ist klar, dass es darum geht, auch unbequeme Dinge anzusprechen, um einen Denkprozess anzustoßen, aber man sollte sich doch zumindest während der Therapie auch wohl fühlen, oder?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Cassy,

danke für Ihr Vertrauen. Ich habe so das Gefühl, dass Sie sich in die Enge getrieben fühlen. Etwas tun zu sollen, um eine vermutete Entwicklung zu verhindern, das trägt dazu bei, sich unwohl zu fühlen. Entscheidungen können nur Sie selber und aus eigenem Antrieb treffen, sie müssen stimmig sein. Also Ihrer Haltung und Ihrem Empfinden entsprechen, andernfalls können dann Schuldgefühle auftreten, die Sie nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. In der Therapie von Schuld zu sprechen, halte ich für gefährlich, denn so gibt es Zuweisungen an Sie, die Sie in ein schlechtes Gewissen treiben können.

Kennt die Therapeutin Ihren Mann? Wenn nicht, halte ich es für gewagt, darüber ein Urteil zu sprechen. Es können höchstens Hypothesen sein, wenn Sie damit nichts anfangen können, dann weg damit! Ich empfehle Ihnen zum Thema Eheprobleme ein Buch von Jürg Willi: 'Die Zweierbeziehung'. Es ist sehr erhellend und ich kann mir vorstellen, dass Sie einige 'Aha-Erlebnisse' haben werden.

Nun aber zurück zu Ihrem schlechten Gefühl. Sie haben das Recht, den Therapeuten zu wechseln. Sprechen Sie das aber erst einmal in Ihrer Therapie an, wie es Ihnen geht. Geben Sie der Therapeutin eine Chance, wenn das nicht hilft, wenden Sie sich an die Krankenkasse und sprechen Sie das Thema an. Es gibt ja die so genannten probatorische Stunden, da wäre schon die Möglichkeit für Sie gewesen, sich zu äußern. Es kann bei einem Wechsel dann natürlich wieder Wartezeiten geben, aber das ist eher in Kauf zu nehmen, als eine Therapie, zu der Sie jedes Mal mit einem schlechten Gefühl hingehen. Es gibt während einer Therapie natürlich schon Situationen, in denen der/die Klient/in z.B. ärgerlich, wütend oder traurig ist, das gehört zum Entwicklungsprozess. Trotzdem haben Sie Recht, wenn Sie sagen, das Grundgefühl sollte eingebettet sein in Vertrauen und sich Aufgehobenfühlen.

Ich wünsche Ihnen Mut und Kraft, die Zügel in die Hand zu nehmen und die Situation befriedigend zu ändern. Vielleicht wäre auch einmal eine Paartherapie angebracht, damit die Gesamtsituation beleuchtet werden und Ihr Mann auch zu Wort kommen kann.

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die aufmunternden Worte.





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