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Mein 28-jähriger Bruder ist seit Jahren Drogensüchtig und wird zunehmend unerträglicher!

PB12 (w, 26) aus Rlp:

Hallo, liebe Berater!
Meine Familie und ich haben mit meinem Bruder(28) schreckliche Probleme.
Er nimmt seit über 8 Jahren regelmäßig die Teufelsdrogen Amphetamine und Ecstasy zu sich, die aus ihm ein menschliches Wrack gemacht haben!

Sein Freundeskreis ist in dieser Zeit auch erheblich geschrumpft und vor 3 Jahren hat er dann deshalb auch seinen Führerschein verloren. Vor einigen Tagen trennte sich jetzt seine Freundin von ihm, nachdem sie x-mal versucht hat ihm klar zu machen, dass er er unbedingt damit aufhören müsse, aber daraufhin ist er total durchgedreht, hat getrunken und mit meiner Mutter einen so heftigen Streit bekommen, dass wir die Polizei rufen mußten, die dann auch recht schnell mit 4-Mann anrückte.

Sie wollten ihn mitnehmen und meinten, er solle doch mal mit einem Arzt sprechen! Doch dies war leider ohne Erfolg, da keine Straftat vorlag und er sich rechtlich ganz gut auskennt, konnten die Polizisten nichts anderes tun als, ihm nur einen Platzverweis zu erteilen.

Könnten wir meinen Bruder nicht vielleicht zwangsweisen lassen?

Er ist Aggressiv, trinkt, nimmt Drogen und jetzt, da seine Liebesfreundin und Lebenspartnerin - die einzige Person die noch etwas Einfluss auf ihn hatte - wird da wohl in nächster Zeit sicherlich noch schlimmeres passieren!

Er ist völlig haltlos und durch den langjährigen Drogenkonsum sicherlich mittlerweile auch psychisch gestört. Er redet leider nicht über seine Probleme und Gefühle nur mit seinem besten Freund hat er das immer, aber dieser hat mittlerweile eine eigene Familie und ist vor 2 Jahren weggezogen - Was könnten wir nur tun? Ich danke Ihnen für Rat und Hilfe! P.B.


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Frau P.,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Ich kann mir gut vorstellen, daß Sie und Ihre Familie den Anblick Ihres drogensüchtigen Bruders kaum mehr ertragen können und seinem selbstschädigenden Verhalten und seinen Wutausbrüchen ziemlich rat- und hilflos gegenüber stehen! Gerne will ich deshalb versuchen Ihnen einen Weg aus dieser so bedrückenden Familiensituation zu zeigen.

Durch den - so noch nie dagewesenen - Wohlstand, dem zunehmenden Wertverfall und der übergroße Freiheit, mit der viel Menschen oft nicht verantwortungsvoll umgehen können, geraten immer mehr junge Leute - auch aus geordneten Familienverhältnissen - in den Abgrund von Sucht, Drogen und führen nicht selten lange Zeit ein bequemes und verantwortungsloses Leben auf kosten der Familie, ihrer Mitmenschen und der Gesellschaft im allgemeinen!

Leider schaut dabei das Umfeld oft viel zu lange tatenlos zu, oder fördern diese Anspruchshaltung sogar noch, indem sie den Süchtigen mit Geld, Wohnung und vor allem auch viel Zeit und Mühe unterstützen, ohne daß man sich eingestehen will, hier ein Faß ohne Boden füllen zu wollen! Damit macht man sich als coabhängiger Familienangehöriger oder Freund unbewußt zum Unterstützer und Förderung dieses gefährlichen selbst- und fremdschädigenden Verhaltens!

Nur wenn man dem drogensüchtigen Angehörigen jegliche materielle und ideelle Unterstützung entzieht und ihn auch menschlich total isoliert, so daß er auf sich selbst zurückfällt und der Leidensdruck für ihn unerträglich wird, kann man erfahrungsgemäß auf ein grundsätzliches Umdenken hoffen!

Dazu gehört auch, daß man aggressive Ausfälle, Drohungen, Nötigungen und gewaltbereites Verhaltens des Süchtigen nicht entschuldigt, oder klein redet! Ganz im Gegenteil hat es sich immer wieder gezeigt, daß nur ein sofortiges Einschreiten mit polizeilichen und privatrechtlichen Anzeigen z.B. wegen Bedrohung, Haus- und Landesfriedensbruch, Drogenkonsum und -Handel usw., der einzig richtige Weg ist, um solche Menschen zu einer echten Umkehr zu bewegen und deren Bereitschaft für eine Therapie zu wecken!

Sobald Ihr Bruder also – trotz Platzverweises - wieder in Ihrer Familie auftauchen sollten, so wäre es geboten sofort die Polizeit zu holen und gegebenenfalls auch Anzage wegen Hausfriedensbruches, Bedrohung und Drogenbesitzes, bzw. -Handel zu stellen! Darüber hinaus könnte auch ein Absprache mit dem Vermieter seiner Wohnung bezüglich Kündigung eine wichtiger Schritt um Ihrem Bruder die Augen zu öffnen!

Auch ein Zwangseinweisung wäre möglich, aber da müßte das Umfeld gut zusammenarbeiten, um eine schriftlich Aufzeichnung über das selbst- und fremdschädigende Verhalten Ihres Bruders zu erstellen und diese dann beim Ordnungsamt, Gesundheitsamt und Familiengericht einzureichen! Dies sollten mit der Bitte um Zwangseinweisung erfolgen und am besten persönlich bei der kostenlosen Rechtsberatungstelle des Amtsgerichtes durch zwei Zeugen abegeben werden!

Im Falle des von Ihnen beschriebenen „Durchrehens“ gegenüber Ihrer gemeinsamen Mutter, wäre es im Wiederholungsfalle gleich eine Anzeige wegen Hausfriedensbruches und Bedrohung zu stellen! Die frühere Freundin Ihres Bruders könnte ihrem ehemaligen Liebhaber einen letzten Liebesdienst erweisen, indem sie ihre Beobachtungen seines Drogenbesitzes, Drogenkonsumes und eventuell auch Drogenhandels bei der Familenberatungsstelle der Polizei zu Protokoll gäbe, denn nur wenn ausreichend viel belastende Tatsachen vorliegen und bezeugt werden können - sind Ämter und andere staatlichen Einrichtungen von Rechts wegen in der Lage, schützend gegenüber dem Süchtigen, seiner Familie und dessen Umfeld tägig zu werden!

Sie sehen also, liebe Frau B. daß Sie - hier in unserem so gut organisierten Lande - viel mehr Möglichkeiten zum Schutze Ihres Bruders und dessen Umfeldes haben, also Sie vielleicht wußten! Doch dies erfordert eben auch ein entschiedenes und folgerichtiges vorgehen gegenüber dem eigene Bruder bzw. Sohn, wozu leider viele Mütter nicht bereit sind, womit Sie aber dem Süchtigen und sich selbst schwer schädigen, weil Sie damit das Leid aller Beteiligten nur vertiefen und verlängern und eine mögliche Änderung zum Guten blockieren!

Wenn Sie - liebe Frau B., - Ihrem Bruder und Ihrer Familie also wirklich helfen wollten, so sollten Sie - am besten im Einvernehmen mit seiner „Ex“, Ihrer Familie und den zuständigen Ämtern - alles tun, um Ihrem Bruder seine Grenzen aufzuzeigen! Bei den öffentlichen Wohfahrtsverbänden (Caritas, Diakonie, AWO usw.), sowie bei der Familenberatungsstelle der Polizei finden Sie dafür auch vertrauensvolle und kompetente Ansprechpartner mit denen Sie das weiter Vorgehen in Ruhe besprechen und sich fachkundige Unterstützung holen könnten!

Ich hoffe, liebe Frau B., daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte! Vor allem aber wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht auf dem Wege zur Befreiung Ihres Bruder und seines Umfeldes aus der zerstörerisch Abhängigkeit, damit alle Beteiligten in absehbarer Zeit endlich wieder ein unbeschwerter und frohes Familienglück erleben können!

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne auch weiterhin zur Verfügung, würde mich aber im Gegenzug sehr über eine umgehende Bewertung und kurze Kommentierung meiner Antwort freuen, denn ich wüßte doch gerne, ob ich Ihnen damit etwas weiterhelfen konnte!? Für heute verbleibe ich mit allen guten Wünschen und herzlichem Dank für Ihre Hilfsbereitschaft und Ihren Mut, als Ihr Psychomeda-Berater
Bewertung durch den Fragensteller:

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