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Ritzen bei Familienproblemen

marlene-love (w, 11) aus Meckenbeuren: ich bin marlene und 11 jahre alt und habe angefangen mich zu ritzen aber wieder aufgehört weil meine eltern es rausgefunden haben aber trotzdem hab ich das bedürfnis weiterzumachen damit es niemand sieht mach ich es unten am füßknöchel meine mutter sagt ganze zeit ich bin krank weil sie meinen grund nicht versteht der grund ist nämlich das meine mutter und meine schwester wegen jeden kleinen bisschen streiten müssen meine mutter ist schonmal mit einem staubsauger kabel auf sie losgegangen und den streit hört man von unserem haus bis zum spielplatz sogar noch ich weiß nicht was daran nicht zu verstehen ist können sie mir weiterhelfen ich flehe sie an ich in langsam nämlich seelisch und körperlich am ende !!!!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Marlene,
es ist gut, dass Du Dich hier an das Online-Beratungs-Team gewendet hast! Denn Du hast offenbar sehr große Sorgen und große innere Not. Doch dass Du jetzt Hilfe suchst zeigt auch, wie reif Du an diesem Punkt schon bist. Denn ich bin sicher, Du weißt selbst, dass das Ritzen auf längere Sicht keine Lösung für Dein, oder vielleicht eher Euer Problem ist.

Nachdem Du dieses Portal gefunden hast, warst Du sicherlich im Internet auch auf anderen Seiten und hast Dich über das Thema „Ritzen“ schlau gemacht. Dass Ritzen gefährlich ist und dass Wunden immer gut versorgt werden müssen, möchte ich Dir hier aber noch einmal besonders ans Herz legen. Wende Dich unbedingt an Euren Hausarzt oder Deinen Kinderarzt, wenn eine Wunde nicht gut verheilt.

So wie Du schreibst, macht es Dir großen Kummer, dass sich Deine Mutter und Deine Schwester sogar wegen Kleinigkeiten richtig streiten. Sogar zu heftigen Handgreiflichkeiten ist es schon gekommen und bei allem werden sie so laut, dass man es vor dem Haus hören kann. Dass Dir dieses Verhalten sogar peinlich ist, kann ich mir gut vorstellen! Mir kommt es außerdem so vor, als würde es Dich sehr verunsichern, wenn Du spürst, dass so wenig Harmonie zwischen diesen beiden für Dich wichtigen Menschen herrscht. Du wünschst Dir vermutlich, dass sich die beiden weniger streiten und schon gar nicht so heftig und so laut. Ich könnte mir vorstellen, dass Du Dich bei dieser Streiterei hilflos und ohnmächtig erlebst und dadurch für Dich ein sehr starker innerlicher Druck entsteht. Wenn es so oder ähnlich ist, könnte dies Dein Bedürfnis danach erklären, dass Du Dich ritzt. Also Gewalt gegen Dich selbst richtest.

Nun beschreibst Du uns, dass Deine Eltern bereits bemerkt haben, dass Du Dich ritzt und Deine Mutter dieses Verhalten schon angesprochen hat. Dies zeigt mir auf der anderen Seite aber auch, dass Deine Mutter aufmerksam ist und dass in Eurer Familie auch schwierige Themen benannt werden können. Sie äußerte bereits schon ihre Sorge, dass Du krank sein könntest. Und die Befürchtung Deiner Mutter ist ja tatsächlich gar nicht so weit weg von dem, was auch Dich belastet und zu solchen unguten Handlungen als Gewalt gegen Dich selbst bringt.

Du fragst uns in Deinem Brief, was denn für Deine Mutter „daran nicht zu verstehen ist“? Weißt Du, Marlene, es ist oft so, dass sogar die verliebtesten Liebespaare, die schon seit Jahren zusammenleben, sich die Gedanken und Wünsche oft nicht von den Augen ablesen können. Auch die müssen sich sagen, welche Wünsche sie haben.

Und so ist es auch zwischen Kindern und Eltern: Es ist wichtig, sich zu sagen, welche Wünsche man hat, was einem gut tut – und was einem schlechte, traurige und niederdrückende Gefühle macht.

Das einfachste wäre ja dann in Deinem Fall, dass Du ihr einfach sagst, dass es Dich ganz krank macht, wenn sie auf diese Weise mit Deiner Schwester streitet! Erzähle ihr von dem starken Druck , der dann in Dir entsteht und von dem Gefühl der Hilflosigkeit das Du fast nicht mehr aushalten kannst, und es dann manchmal zum Ritzen kommt – obwohl Du das selbst auch nicht wirklich willst, und vielleicht auch nicht richtig verstehst.

Oder Du schreibst Deiner Mutter einen Brief. So, wie Du an uns auch einen Brief geschrieben hast. Dass Du sehr unglücklich bist über die Situation, dass Dich das Streiten sehr belastet und dass Du diese Handgreiflichkeiten und dieses gewalttätige Klima fast nicht aushalten kannst. Es würde Dich tatsächlich krank machen, was sie ja selbst schon gesagt hat.

Wenn für Dich im Augenblick beide Vorschläge nicht passen, dann wäre eine andere Möglichkeit, dass Du Dich an Deinen Vater wendest und ihn um Hilfe und Unterstützung bei einem Gespräch mit Deiner Mutter bittest. Denn auch er wird sich Sorgen machen, und ich bin sicher, auch er wünscht sich dass seine Töchter glücklich sind.
Oder Du wendest Dich in der Schule an den/die Schulsozialarbeiter/in t oder an euren Vertrauenslehrer, eure Vertrauenslehrerin. Es könnte auch eine Freundin Deiner Mutter oder eine Verwandte sein. Einfach an einen erwachsenen Menschen, zu dem Du Vertrauen hast und der/die mit Dir überlegt, was Du tun kannst um Dich nicht ritzen zu müssen und wie die Situation bei euch zu Hause besser werden kann.

Wenn es in deiner Umgebung im Augenblick niemanden gibt, den Du ansprechen magst, gibt es noch das kostenlose Kindernotruftelefon. Die Nummer lautet 0800-1516001. Da kannst Du von Montag bis Freitag anrufen, ab 13:30 Uhr bis 22.00 Uhr. Oder am Wochenende von 17:30 Uhr bis 22:00 Uhr – und wie gesagt: Es ist kostenlos!

Meine Empfehlung ist, dass Du Dir diese Nummer einsteckst und immer, wenn Du das Gefühl hast, Du müsstest gegen Dich selbst Gewalt anwenden und Dich verletzen, rufst Du dort an und redest erst mal mit den Experten dort. Chatten kann man dort auch! Der Link zum Chat lautet : http://www.kindernotruftelefon.de/KNT_Chat.html

Liebe Marlene, ich würde mich freuen, wenn Du mir schreiben würdest, ob Dir meine Empfehlungen oder Gedanken geholfen haben. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du einen guten Weg für Dich findest, damit Du wieder fröhlicher und mit weniger Druck mit Deiner Mutter und Deiner Schwester leben kannst. Du hast den wichtigen ersten Schritt ja bereits getan, gehe mutig auf diesem Weg weiter und gib nicht vorzeitig auf. Erwachsene - und vor allem Mütter - sind auch nur Menschen ;-).

Ganz herzliche Grüße schickt Dir Karin Pfeifer
Bewertung durch den Fragensteller:





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