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Woher kommt das, dass ich sehr trauriger und nachdenklicher Mensch bin?

Mep (w, 25) aus Oldenburg :

Hallo, ich weine sehr oft. Oft streite ich mit meinem Mann wegen Kleinigkeiten und direkt muss ich weinen. Ich habe das Gefühl, ich habe meine Gefühle nicht unter Kontrolle. Dazu kommt, dass ich einfach nie glücklich bin. Das liegt nicht an meinem Mann oder an meinem Leben, denn das ist eigentlich perfekt. Aber ich bin einfach nicht glücklich und kann mir nicht erklären warum.. ich lache sehr selten, bin sehr pessimistisch und traue niemandem.

Meine Vergangenheit war anstrengend, aber ich bin drüber hinweg. Ich glaube fest daran, dass es nicht an meiner Vergangenheit liegt, sondern an hier und jetzt. Es liegt an mir. Ich brauche viel Aufmerksamkeit, möchte, dass es jedem gut geht und gut bei jedem ankommen, ich vergesse mich. Ich fühl mich oft belastet und überanstrengt. Ich denke zu viel nach und fühle mich im Allgemeinen sehr unwohl in meiner Haut und auch in meinem Haus. Obwohl es keinen Anlass dafür gibt.

Ich will nur wie jeder Mensch lachen können, Dinge nicht zu Herzen zu nehmen und einfach mal abschalten. Es gelingt aber nicht. Ich bin generell ein sehr trauriger und nachdenklicher Mensch und würde gerne wissen, woher das kommt? Können Sie mir erklären, wieso ein Mensch nur Traurigkeit in sich trägt?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Mep,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Sie schreiben, es liegt nur an Ihnen, dass Sie nicht glücklich sein können und dass es nichts mit Ihrer anstrengenden Vergangenheit zu tun hat, weil Sie drüber hinweg sind.

Ich möchte Ihnen eine andere Sichtweise anbieten: Wenn wir auf die Welt kommen, sind wir erstmal voller Freude und Vertrauen (es sei denn, es gab schon prä-oder perinatale Traumata, die dies negativ beeinflussten, auf die ich hier an dieser Stelle nicht genauer eingehen möchte). Wenn wir im Laufe unserer Entwicklung, insbesondere in den ersten 3 Lebensjahren, unsichere und belastende Bindungserfahrungen mit unseren Bezugspersonen erlebt haben, werden wir in unserem ursprünglichen Vertrauen erschüttert. Die Welt fühlt sich dann nicht sicher an, wir misstrauen anderen Menschen. Und fangen an, dies zu seelisch mit bestimmten Verhaltensmustern zu kompensieren, z.B. viel zu arbeiten und nicht zur Ruhe zu kommen, weil Entspannung bedeuten könnte, dass sich unerwünschte Gefühle zeigen.

Mit der Zeit kommen dann vielleicht noch weitere belastende Erfahrungen hinzu, die sich über die ursprünglichen drüberlegen. Dann kann es sein, dass eines Tages, wenn zu viele herausfordernde Lebensereignisse zusammenkommen (z.B. Jobverlust, Trennung, Tod eines Angehörigen, schwere Krankheit), die bisherige seelische Bewältigungsstrategie nicht mehr funktioniert.

Sich unglücklich zu fühlen, ist ein Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmig ist im Leben. Vielleicht ist es nicht bewältigtes Trauma oder eine dringende Veränderung, die vollzogen werden müsste, vor der man aber Angst hat. Oder es kann sein, dass unsere Vorstellungen von uns selbst und dem Leben nicht übereinstimmen mit der Realität, in der wir tatsächlich leben.

Was es auch sein mag, Ihr Unglücklichsein und Weinen hat tiefer liegende Gründe. Allein gelingt es nur schwer, sich der Aufarbeitung ehrlich und vorbehaltslos zu stellen. Deshalb empfiehlt sich in dem Prozess eine therapeutische Begleitung.

Ihre Traurigkeit wird mit großer Wahrscheinlichkeit auf frühere Erfahrungen zurückzuführen sein. Doch es besteht die Möglichkeit, sich daraus zu befreien. Dafür benötigen wir das Spüren, Fühlen und Erkennen der Zusammenhänge. Nur das, was uns bewusst wird, können wir auch verändern.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie





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