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Wie soll ich leben mit meiner On-Off Beziehung? Ich will meinen Eltern nicht weh tun...

Anne (w, 31) aus Bielefeld : Seit acht Jahren führe ich eine on-off Beziehung. Jedesmal kommen wir wieder an den Punkt, an dem wir es ohne einander nicht aushalten. Einer von uns meldet sich irgendwann wieder. Es ist schon so viel Mist passiert und eigentlich müsste der Verstand sagen “nie wieder!“. Doch das Gefühl für ihn ist so stark, dass mir egal ist, was alles schon vorgefallen ist. Wir haben uns jetzt nach einem Jahr wieder getroffen und unsere Gefühle für einander haben sich nicht geändert. Das macht mir fast schon Angst,weil es immer so läuft. Dazu kommt noch das Gefühl es niemandem sagen zu können, bzw. mit jemandem offen darüber zu reden. Meine Familie kann ihn absolut nicht leiden und meine Freunde auch nicht. Ich habe Angst mit ihnen zu sprechen, weil es ja auch nicht das erste Mal wäre! Ich habe Angst davor, von ihnen abgelehnt/verlassen zu werden. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich schaffe es nicht zu meinen Gefühlen zu stehen, das ist auch mit der Grund für unsere letzte Trennung. Es zerreißt mich... ich liebe ihn, schaffe es aber nicht glücklich mit ihm zu werden. Weil ich mir selber im Weg stehe und nicht zu ihm stehe. Ich liebe meine Eltern und versuche, es ihnen recht zu machen, verliere mich aber dabei. Es würde ihnen sehr weh tun wenn ich wieder mit ihm zusammen komme und sie könnten es nicht verstehen. Bitte... was soll ich machen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe verzweifelte Anne,

danke für die offene Schilderung Ihrer Lebenssituation und Ihrer widerstreitenden Gefühlslage. Sie befinden sich in einem klassischen Dilemma, wollen es allen recht machen und stellen fest, immer wieder aufs Neue, dass es nicht funktioniert und Sie sich zwischen den Fronten zerreiben.

Sie beschreiben es sehr treffend, der Verstand müsste sagen, nie wieder und das Gefühl sagt etwas gänzlich anderes. Und wir sollten unserem Gefühl folgen, sonst kann das Leben sehr anstrengend und unbefriedigend sein. Doch das ist, ich weiß es, leichter gesagt als getan.

In Ihrem Bestreben, niemandem weh tun zu wollen, schaffen Sie es nicht, Ihr Leben nach Ihren Vorstellungen zu leben. Zum Thema On/Off Beziehung gibt es zum einen ein interessantes Buch: 'Wenn Paare sich nicht trennen können' von Dietmar Stiemerling. Dort werden gut verständlich auch für Laien die Mechanismen und Hintergründe für solche von Ihnen beschriebenen Partnerphänomene beschrieben.

Nun komme ich zu Ihrem anderen Anliegen: Sie können und sollen es Ihren Eltern nicht immer recht machen und es steht diesen auch nicht zu, von Ihnen zu verlangen, dass Sie sich so verhalten, dass es den Eltern gut geht. Sie sind nur für sich verantwortlich und Ihre Eltern für sich. Wenn diese mit Ihrem Freund und Ihrem Leben nicht zurecht kommen, ist das die Geschichte der Eltern und nicht Ihre. Ebenso geht es auch vermeintliche Freunde und Bekannte nichts an, was Sie tun. Wenn diese sich von Ihnen abwenden, weil Sie sich nicht nach deren Vorstellungen verhalten, dann sollten Sie sich überlegen, ob Sie etwas und was Sie an diesen Menschen verloren haben. Es ist auch eine gewisse Respektlosigkeit und Übergriffigkeit, die die Umwelt hier zeigt und Sie haben die Möglichkeit, endlich Grenzen zu setzen und sich zu positionieren.

Kann es sein, dass Sie als Kind und Jugendliche immer ein Verhalten zeigen mussten, damit niemand traurig war, damit es womöglich am nächsten Tag nicht regnete und dass Zuneigung von seiten Ihrer Eltern immer von einem gewissen Wohlverhalten Ihrerseits abhängig war? Dass Sie immer irgendwie die Verantwortung hatten, dass es Ihren Eltern und allen anderen auch gut geht? Nun erleben Sie die Folgen, Sie haben das Gefühl, nicht Sie selbst zu sein und verzweifeln allmählich daran.

Ich sage es Ihnen einfach ziemlich ungeschminkt: Sie haben nur ein Leben und Sie haben das Recht darauf, dies so zu leben und gestalten, wie Sie wollen. Es klingt nicht nett, (für die anderen) ich weiß, aber ich glaube, es wird Zeit, dass Sie an sich denken und eine gewisse Selbstliebe entwickeln, die mit Egoismus nichts zu tun hat. Verantwortung für das eigene Dasein übernehmen und den Eltern die Verantwortung für deren Dasein zurückgeben, das werden Ihre Aufgaben sein und ich rate Ihnen zu einer therapeutischen Unterstützung, um diesen gewaltigen Schritt gehen zu können. Dazu gehört, zu lernen, die Reaktionen der Umwelt auszuhalten, Selbstliebe und Selbstbewußtsein zu entwickeln und zu sich und den eigenen Entscheidungen zu stehen. Egal, was andere von Ihnen denken oder halten.

Ich wünsche Ihnen dazu Löwenmut, Kraft, Durchhaltevermögen und eine gute Unterstützung!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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