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Wie könnte ich mich am besten gegenüber meiner alten und sehr fordernden Mutter abgrenzen?

Sohn29 (m, 46) aus Schwalbach:

Hallo, liebe Lebensberater,
vielen Dank, dass Sie hier kostenlosen Rat und Hilfe anbieten!

Meine Mutter (82) ist ein sehr unselbständiger, ängstlicher und oft unzufriedener Mensch. Seit dem Tod ihres Ehemanns vor 4 Monaten hat sich dieser Zustand weiter verstärkt. Ich versuche ihr zu helfen, indem ich fast jeden Tag bei ihr bin, um sie mental und organisatorisch zu unterstützen.

Aber ich habe das Gefühl, es reicht ihr alles nicht und sie wünschte sich noch viel mehr. Jedes Mal wenn wir uns sehen, seufzt sie 'Ach Sohn!', oder klagt über Schmerzen und Schlaflosigkeit, was sich dann meist als gar nicht so dramatisch herausstellt.

Sie will mir damit wohl sagen, wie 'unendlich' schlecht es ihr gehe, was bei mir wiederum starke Schuldgefühle auslöst. Oft spielt sie auch auf ihr baldiges Ableben an.

Ich möchte schon fast zwanghaft alles für sie tun, weil es mir ja auch nur dann gut geht, wenn es ihr gut geht und ich vor allem auch meine Ruhe haben möchte, wie vor dem Tod ihres Ehemannes.

Wie komme ich nur aus dem Karussell der Sorge und Schuldgefühle heraus und wie könnte ich mich Abgrenzen, ohne Schuldgefühle zu entwickeln? Aussprachen eskalieren oft, weil sie sich in die Opferrolle sieht und mir vorwirft, schlimme Sachen zu sagen.

Ich selber fühle deutliche Angst, wie es weiter gehen soll und ob ich in überhaupt in der Lage wäre, noch weitere Jahre dieses große Maß an Zuwendung und Hilfe leisten zu können, ohne daran seelisch und körperlich kaputt zu gehen. Gleichzeitig habe ich aber auch Angst sie im Stiche zu lassen bzw. das von ihr vorgeworfen zu bekommen.

Besten Dank für Ihre fachkundige Einschätzung meiner momentan so bedrücklichen Lebenslage. Über Vorschläge zur Auflösung dieses menschlich-sozialen Dilemmas bzw. Zwiespaltes würde ich mich sehr freuen! Mfg S.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank - lieber Herr S.,
für Ihr Vertrauen in unseren Beratungsdienst und die so aufrichtige und gut nachvollziehbare Schilderung der Problemlage mit Ihren alten, stets unzufriedenen Mutter!

So wie Ihnen ergeht es vielen Menschen mit ihren älter werdenden Angehörigen, aber meistens nur noch sehr viel schlimmer, insbesondere im Hinblick auf den körperlichen Verfall. Ihre Problematik scheint mir momentan auf beiden Seiten in erster Linie noch hausgemacht zu sein, weil hier eine ungute seelische Verstrickung vorliegt, die aufzulösen hauptsächliche Ihre Sache wäre!

Es ist für beide Teile ungut, wenn Sie die Rolle der - wie mir scheint - einzigen verläßliche Bezugsperson für Ihre Mutter einnehmen und nicht dafür sorgen, die Betreuung auf mehrere Schultern zu verteilen.

Neben den anderen Verwandten, dem Freundeskreis, der Kirchengemeinde und anderen sozialen Einrichtungen, wie Wohlfahrtsverbände, kommunale Nachbarschafts- und Senioren-Hilfe, oder andere ambulante Hilfseinrichtungen, wäre zuerst einmal der Pflegegrad zu prüfen, um auch bezahlte Hilfe mit einbeziehen zu können. Darüber hinaus gibt es ja doch auch das Essen auf Rädern und eine Reihe von ehrenamtlichen Helfern, die Ihrer Mutter gerne Gesellschaft leisten würden und auch kleinere Dienste, wie Einkaufen usw. übernähmen.

Haben Sie diese Möglichkeiten samt bezahlte Dienstleistungen, wie Putzen, Fußpflege und ambulante Dienste schon ausgeschöpft? Denn genau das wäre Ihre vordringliche Aufgabe, um sich mit gutem Gewissen mehr und mehr entbehrlich machen zu können!

Die kostenlosen Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände, des staatlichen Psychosozialen-Dienstes, der Sozialstationen und der kommunalen Einrichtungen geben ihnen gerne einen Umfassenden Überblick über die in Deutschland weltweit so einzigartig vorbildlichen Hilfs- und Unterstützungs-Möglichkeiten für ältere Menschen, um sie so lange wie möglich in ihrem häuslichen Umfeld belassen zu können.

Aber auch zur Überwindung Ihrer eigenen Ängste, Sorgen und seelischen Blockaden sollten Sie die Beratung von Fachleuten in Anspruch nehmen, die Sie bei den Wohlfahrtsverbänden (AWO, Caritas, Diakonie usw.) oder über die Krankenkasse auch kostenlos bekämen.

Noch bessere wäre es, wenn Sie sich umgehend einige Stunden Lebensberatung bei einem der vielen freien Psychologen und Lebensberater gönnen würden, um eine gesunde, von Ängsten und Schuldgefühlen freie Abgrenzung gegenüber den übertriebenen Forderungen Ihrer Mutter zu erreichen.

Ich kann Ihnen im Rahmen dieser kostenlosen Ersteinschätzung verständlicher Weise nur andeuten, welche Möglichkeiten es gibt und wie wichtig es für Sie und Ihre Mutter es wäre, sich aus dem selbst gezimmerten Angst-Gefängnis befreien, wozu auch die Thematisierung des Sterbens und dessen gute Vorbereitung gehörten.

Insbesondere die Beschäftigung mit der neuen Wissenschaft der Nahtod-Forschung (NTE) hat sich dabei in meinem Umfeld als besonders hilfreich erwiesen!

Ich hoffe - lieber Herr S. - Ihnen damit einige hilfreiche Anhaltspunkt gegeben zu haben, was Sie tun könnten, um bald wieder frei durch schnaufen zu können und der Zukunft wieder mit frohem Herzen entgegen zu treten. Für Rückfragen, oder eine vertiefende Beratung stehe ich Ihnen gerne auch weiterhin unter Tel. 09961/7255 zur Verfügung.

Im Gegenzug würde ich mich über eine umgehende Bewertung und kurze Kommentierung dieser meiner kostenlosen Antwort sehr freuen. Für heute verbleibe ich mit allen guten Wünschen als Ihr Psychomeda-Berater





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