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Wie gehe ich mit dem Verhalten meiner Mutter um?

Lilia (w, 17) aus München: Ich komme mit meiner Mutter als Person einfach nicht zurecht. Ich hasse sie nicht, aber sie ist für mich einfach anstrengend. Während ich ruhig, gelassen und eher schüchtern bin, schreit sie ständig herum, redet sehr laut, gibt ständig Befehle, verbreitet Hektik, durchsucht meine Sachen und kann private Geheimnisse nicht für sich behalten.

Morgen werde ich höchstwahrscheinlich eine sehr schlechte Arbeit rausbekommen, obwohl ich sonst eher gut in der Schule bin.

Ich sehe sie schon ausflippen und möchte ihr die Note garnicht sagen, ich bin bereits 17, weil es am nächsten Tag die ganze Verwandtschaft weiß, die auch nicht ohne sind und darauf ewig rumhacken.
Ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Lilia,

herzlichen Dank für Ihr Vertrauen, es klingt ziemlich anstrengend, was Sie uns schreiben.

Es ist ein richtiges Dilemma, in dem Sie sich befinden, hier die Abhängigkeit von der Mutter, bzw. den Eltern, da Sie noch minderjährig sind und zur Schule gehen, dort der berechtigte Wunsch, endlich auf Augenhöhe und in angemessener Form wahr genommen zu werden.

Es ist in der Tat ein Vertrauensbruch, wenn Ihre Mutter Ihre Dinge durchwühlt, Privates nicht für sich behalten kann und die Verwandtschaft über alle Familieninterna informiert. Hier kommt nun die Geschichte Ihrer Mutter ins Spiel, ich habe so das Gefühl, sie ist unsicher und ängstlich, versteckt dies hinter Ruppigkeit und Lautstärke, braucht Rückhalt und Bestätigung von aussen, weil sie sich vielleicht überfordert fühlt oder irgendetwas fürchtet. Sie kann wohl nicht so recht mit Frust umgehen, die Dinge mit sich selbst ausmachen, bewertet schnell über. Nur eine Vermutung...
Wo ist Ihr Vater und kann dieser Einfluss nehmen?

Was Sie tun können, erfordert Mut und Rückgrat. Sie sind fast volljährig, das heißt, die Verantwortung für Ihr Leben liegt bald allein in Ihren Händen. Sie könnten es einmal mit einem ernsthaften Gespräch auf neutralem Boden versuchen, so dass ein Rahmen geschaffen wird, in dem Ihre Mutter nicht einfach losschreien kann und sich zusammennehmen muss. Erzählen Sie ihr, wie es Ihnen mit ihrem Benehmen geht, dass Sie sich gestört fühlen von Ihrer Übergriffigkeit und Distanzlosigkeit und was Sie sich vorstellen und wünschen.

Es gehört natürlich Einsicht dazu, den Standpunkt des Anderen zu akzeptieren und sich selbst zu reflektieren. Ich weiß nicht, inwieweit Ihre Mutter einsichtig ist oder sein wird. Wenn aber dieses Gespräch nichts nützt, könnten Sie versuchen, z.B. in eine Wohngruppe zu gehen (Jugendamt ist hier der Ansprechpartner) oder eine andere Möglichkeit der räumlichen Trennung finden. Oftmals wird der Umgang miteinander dann besser. Wenn das alles nicht möglich ist, hilft es nur, immer wieder deutlich zu zeigen, wenn Sie mit etwas nicht einverstanden sind, sich zu positionieren, Rückgrat zu zeigen. Die Auseinandersetzungen werden vorerst dadurch nicht weniger werden, aber Sie können Ihrer Mutter klar machen, dass es so nicht geht und dass Sie auch an sich arbeiten müsste. Ich verstehe auch, wenn Ihnen das anstrengend erscheint, aber ohne Einsatz werden Sie nichts erreichen.

Das ist leider nicht einfach und manchmal klappt es nie. Und doch, die Zeit arbeitet für Sie, auch wenn es Ihnen nicht hilfreich erscheint im Moment, sich das bewußt zu machen. Vielleicht gelingt es auch, sich einmal in die Lage Ihrer Mutter zu versetzen, einmal genau hinzuhören, wo deren Schuh drückt, ein gewisses Verständnis für sie zu entwickeln. Dann können Sie ihr Verhalten auch anders interpretieren und besser damit umgehen, ohne sich in endlosen Grabenkämpfen zu verzetteln.

Und noch etwas, was die Verwandtschaft zu Ihren Noten sagt, ist völlig unerheblich, weisen Sie diese Leute entschieden in ihre Grenzen, wenn sie Ihnen auf die Nerven gehen!

Ich wünsche Ihnen Mut und Kraft und dass sich die Lage etwas entspannt!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Bewertung durch den Fragensteller:
Danke für den Rat, bis 18 kann ich das noch aushalten und dann werde ich räumliche Trennung suchen. Aber es gibt Lichtblicke :)





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