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Wenn man andere Menschen nur noch verachtet ...

Trost (m, 17) aus Berlin: Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich bin derzeit 17 Jahre alt und weiß nicht genau ob ich an einer Depression leide. Ich kann mich derzeit für nichts mehr begeistern. Ich habe im Laufe der Zeit, auch wenn ich erst 17 bin, einen immer mehr tiefer sitzenden Hass und Verachtung entwickelt gegenüber dem Menschen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich an Misanthropie leide. Ich empfinde für jegliche Gesellschaft, sei es Familie, Freunde oder allgemein Leute nur noch Verachtung. Ich hinterfrage täglich das Handeln und Denken des Menschen und wie oft würde ich am liebsten manchmal nur Amoklaufen und diese Menschheit ausrotten.
Ich versuche mich so gut es geht vom Menschen und dem menschlichem Denken zu distanzieren, aber es geht natürlich nicht.
Dazu muss ich sagen, dass ich auch jeden Tag Cannabis konsumiere und auch denke, dass ich bereits an einer Psychose leide. Aber Cannabis zaubert mir jeden Tag für ein paar Minuten ein Lächeln und hilft mir über Sachen hinweg zu schauen.
Ich habe auch schon des öfteren überlegt ob ein Schlussstrich nicht die Lösung wäre mich aus dieser Welt zu befreien, aber vor den Problemen weg zu laufen ist meiner Meinung nach keine Lösung und schlichtweg feige.

Ich würde gerne von Ihnen wissen, ob es besser wäre eine dauerhafte psychologische Beratung zu absolvieren oder was ich am besten tun kann, damit ich wenigstens wieder ein wenig Gefallen an dieser ungerechten Welt finde.

Ich würde mich wirklich über eine Rückantwort sehr freuen.

MfG
TrosT

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo liebe/r TrosT,
vielen Dank, dass Sie sich ein Herz gefasst haben und sich an uns wenden um ehrlich zu berichten, wie es Ihnen geht! Ich denke, das ist ein gutes Zeichen, denn es zeigt, dass Sie nicht resignieren und aufgeben, sondern immer noch festhalten an der Idee und dem Wunsch, dass sich etwas in Ihrem Leben zum Besseren und Glücklicheren wenden kann. Das ist gut und lohnend!

Gerade Menschen Ihres Alters setzen sich besonders intensiv mit Ihren Mitmenschen und deren Verhalten auseinander, nicht alles was sie da erleben ist ein Grund zur Freude, oder ein Grund, sich auf das Leben als Erwachsene/r zu freuen. Vieles was die etablierte Gesellschaft für sich entwickelt hat ist eher dazu angelegt, dabei lieber nicht mitmachen zu wollen. Dass Sie dabei zunehmend Hassgefühle und Verachtung entwickeln ist dann sicherlich eine heftige Reaktion auf die Ablehnung die all das, was Sie wahrnehmen, in Ihnen auslöst. Am Ende Ihres Postings fragen Sie ja auch, ob vielleicht ein „Schlussstrich“ die Lösung sein könnte“ sich aus dieser Welt zu befreien“. Ihre Antwort ist allerdings genau die Richtige: Vor Problemen weglaufen ist keine Lösung.

Deswegen möchte ich Sie gerne bei Ihrer Überlegung unterstützen, dass Sie für sich eine psychologische Beratung in Anspruch nehmen. Es gibt fast überall in Deutschland Beratungsstellen, oftmals sind dort auch Berater/innen die sich auf die Arbeit mit Jugendlichen oder jungen Erwachsenen spezialisiert haben. Denn ob Sie an einer Depression leiden, das kann ich von der Ferne nicht einschätzen. Manche Kriterien sprechen zwar dafür, aber es wäre unsolide, diese Diagnose in diesem Rahmen zu stellen.
Sie können sich unbesorgt ruhig auch an Beratungsstellen der evang. oder kath. Kirche wenden. Dort sitzen gut ausgebildete Experten, für die es völlig egal ist, zu welcher Konfession jemand gehört, ob er/sie überhaupt in einer Kirche ist,bzw. an Gott glaubt.
Das Gute ist auch, dass diese Beratungsstellen wenig oder gar kein Geld kosten, vor allem wenn man noch selbst kaum Geld verdient. Dort kann Ihnen auch weitergeholfen werden, wenn eine Therapie der nächste Schritt sein sollte, und solch eine Beratungsstelle kann auch eine überbrückende Hilfe sein, solange Sie vielleicht auf einen Therapieplatz warten

Dies scheint mir allem deshalb wichtig, weil der tägliche Konsum von Cannabis durchaus ebenfalls ein Grund für Ihre psychische Situation sein kann. Es wird zwar wenig darüber berichtet, aber auch eine geringe Dosis an Cannabis, regelmäßig konsumiert, kann das psychische Erleben nachteilig verändern.

Liebe/r Trost, jetzt sind Sie einen ersten Schritt gegangen und haben hier erst einmal orientierenden Rat geholt, gehen Sie nun auch den zweiten Schritt indem Sie sich an eine Beratungsstelle wenden. Wenn Sie nicht wissen, wie Sie diese Beratungsstelle finden können, oder wo die für Sie nächste ist, können Sie sich auch an „ Nummer gegen Kummer“ wenden. Dort können Sie direkt am Telefon kostenlos Unterstützung finden unter der Nummer 0800-1110333, oder auch eine Email-Beratung erhalten.

Ich wünsche Ihnen, dass Sich Ihr Leben durch Ihre eigene Tatkraft bald zu einem Besseren verändert und Sie in einigen Jahren von der momentanen schwierigen Zeit als eine vorübergegangene Episode berichten können.

Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Antwort bewerten würden, nachdem Sie diese gelesen haben!

Mit den besten Grüßen und Wünschen
Karin Pfeifer
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Stuttgart
Bewertung durch den Fragensteller:
Sehr gute und mutmachende anonyme Beratung für Leute die ihre Probleme loswerden müssen.





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