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Was könnte ich gegen den Streß durch Übernachtungsgäste in unserer zu kleinen Wohnung tun?

Tanja (w, 25) aus München:

Hallo, liebes Psychologenteam!
Ich hätte da mal eine Frage und zwar leben mein lieber Mann und ich aufgrund meines Studiums momentan vorerst nur von seinem Gelde und deshalb sehr sparsam, in einer sehr kleinen Wohnung. Für uns Beide ist das alles kein Problem, denn wir sind sehr glücklich mit uns und unserem Leben.

Das Problem welches mich umtreibt ist aber, dass ich im Moment einfach nicht gastfreundlich sein kann! Wobei es mir nicht um unsere Familienangehörigen oder engeren Freunde geht - diese sind unproblematisch und jederzeit herzlich willkommen!

Doch in den letzten Monaten hatten wir regelmäßig Übernachtungsgäste, die sich in fast allen Fällen selbst zu uns eingeladen haben und eigentlich ehern in die Kategorie 'Bekannte' fallen.

Mich stresst das mittlerweile aufgrund unserer so kleinen Wohnung sehr, denn die Privatsphäre geht dabei völlig verloren und vor allem ist mir als introvertiertem Mensch, ein Rückzugsort einfach enorm wichtig.

Die Küche ist viel zu klein, um mit mehr als zwei Personen dort zu essen und das Wohnzimmer ist mit zwei Schlafgästen auch bereits gut gefüllt und so müssen wir dann die halbe Wohnung umräumen, um längerfristig Gäste beherbergen zu können.

Dazu kommt noch, dass man seine Gäste natürlich auch gern gute und reichliche Verpflegungen möchte, was für ein, zwei Tage kein Problem ist, aber darnach wird es finanziell schon deutlich schwieriger.

Oft nervt mich diese Besuche einfach total! Ich bin dann sehr gestresst und kann die Zeit mit den Gästen überhaupt nicht genießen, wobei ich doch eigentlich so gern gastfreundlich und offen für unsere Besucher wäre!

Was kann ich tun, um meine Gäste von Herzen gern bewirten und beherbergen zu können, ohne dass ich dabei gestresst bin, mich nicht mehr wohl fühle und somit gar nicht mehr richtig ich selbst sein kann? Vielen herzlichen Dank für Ihren fachkundigen Rat, dem ich mit großen Interesse entgegen sehe! Tanja

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Tanja,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Ich danke Ihnen für Ihre sehr interessante Frage, in der weit mehr lebenskundliches Lehr- und Lernmaterial steckt, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Gerne will ich deshalb versuchen Ihnen einen Weg aus den sich häufenden und Sie überaus bedrückenden Situationen mit Ihren Übernachtungsgästen zu zeigen!

Leider fehlt aber in Ihrer Problembeschreibung ein ganz wichtiger Punkt, nämlich wie Ihre Ehemann mit dieser Problematik umgeht, ob er vielleicht sogar derjenige ist, der diese Gäste anzieht, die für Sie ja eigentlich ehern nur Bekannte sind, wie Sie schreiben?

Möglicherweise genießt Ihre Mann sogar den engen Kontakt zu den Gästen, weil er vielleicht ein sehr viel unempfindlicheres Seelenkostüm hat und gar nicht genug Leute und Trubel um sich haben kann, um seine gesellige Art so richtig entfalten und lustvoll ausleben zu können?

Dinge, die bei einer Problembeschreibung ehern ausgespart bleiben, sind aber oft genau die eigentlichen Knackpunkte und so scheint mir bei Ihnen Beiden einfach die grundsätzliche Absprache zu fehlen, wie oft und wie viele Gäste Ihnen beiden gut tun und was Sie und Ihre Wohnung problemlos verkraften können!?

So wie leider oft viele, überaus liebenswerte, feinfühlige und rücksichtsvolle Frauen, so suchen auch Sie hier die Lösung an der völlig falschen Stelle, nämlich bei sich selbst und ihrem so rücksichtsvollen Charakter und Ihrer so empfindsamen Seelenstruktur!

Damit aber tun Sie sich selbst, Ihrem Ehemann und Ihren Gästen nichts Gutes, sondern quälen sich völlig unnötig mit immer wiederkehrenden Gästesituationen ab, die so einfach - auch bei bestem Willen Ihrerseits – nicht gut funktionieren können!

Es fehlt hier offensichtlich an der grundsätzlichen Absprache und dem politischen Willen, auf Ihre elementaren Lebensbedürfnisse Rücksicht zu nehmen und gründlich über ein angemesseneres Gästemanagement nachzudenken!

Niemand erwartet von Ihnen - oder zwingt sie sogar - in Ihrer momentan so beengten Wohnsituation neben den engsten Familienangehörigen und Freunden, auch noch alle möglichen Bekannte zu beherbergen, die Ihr Mann vielleicht in seiner vielleicht sehr großherzigen und kontaktfreudigen Art, irgendwann einmal zum Übernachten eingeladen hat, oder die sich sogar selber eingeladen haben!

Dies mag während einiger wilder Studentenjahre vielleicht ganz lustig sein, aber in Ihrem Falle - mit einem voll berufstätigen Ehemann und einer ernsthaft auf einen baldigen Abschluß hin studierenden Frau - ist dieses Arrangement völlig unpassend und kann sich schnell zu einer übergroßen Belastung auswachsen, die Ihnen nicht nur Ihre wertvollsten Kräfte, sonder vor allem auch Ihre Lebensfreude raubt, von möglichen nicht unerheblichen gesundheitliche Folgen gar nicht zur reden!

In unserem reichen Lande ist es insbesondere bei beengten Wohnverhältnissen durchaus üblich - um nicht zu sagen schon die Regel - auch Verwandte und gute Freude in einer nahegelegenen Pension, einem günstigen Jugendgästehaus unterzubringen, was ja dann nicht nur für die Gastgebern, sondern insbesondere auch für die Gäste weitaus entspannender, befreiender und rücksichtsvoller ist, da man dann so mit den Gästen echte, entspannte Qualitätszeit genießen kann, wobei dann ein Kaffeeklatsch in der engen Wohnung zu ein willkommenen, lustigen Programmpunkt werden würde!

Das eigentliche Problem Ihrer Anfrage, liebe Tanja, sehe ich also in Ihrem wohl deutlich zu gering ausgeprägten Selbstbewußtsein, weshalb Sie auch bisher offensichtlich gar nicht auf den Gedanken kamen, daß Ihre Bedürfnisse vollauf berechtigt sein könnten, es für alle beteiligten auch wesentlich bessere Regelungen gäbe und wie man mit Übernachtungsgästen umgehen kann, ohne daß man in derartige Streß- und Beklemmungslagen kommt, die einem ja doch um den ganze Spaß bringen!

Es ist jetzt also an Ihnen, erst mal ein längst überfälliges Grundsatzgespräch mit Ihrem Herrn Gemahl zu führen, um dabei ganz klar Ihre so überaus verständlichen und berechtigten Bedürfnisse einzufordern!

Dies wäre ja darüber hinaus auch zum Nutzen und Frommen aller Beteiligten, denn auch Ihre Gäste werden bei einer so beengte Übernachtungssituation den Aufenthalt bei weitem nicht so entspannt und heiter genießen können, als wenn sich jeder nach Wunsch auch einmal aus dem allgemeinen Trubel zurückziehen kann, um wieder neuen Atmen zu schöpfen, was im Grund ja erst den richtigen Genuß einer geselligen Runde ermöglicht!

Wie wir alles wissen sind Sie außerdem als Hausfrau und Gastgeberin normalerweise deutlich mehr gefordert, als Ihre Ehemann, weil die Frauen ja doch auch heute noch sehr viel mehr um das leibliche Wohl Ihrer Gäste bemüht sind als der Mann, welcher gerne einmal die Weinflasche entkorkt, um dann in heitere Runde anzustoßen, während die Frau des Hauses oft vor lauter Hin- und Her- kaum zum ruhigen Mitfeiern kommt!

Liebe Tanja, ich hoffe, daß ich mit meinen Worten etwas mehr Mut machen und eine neue, bessere Richtung weisen konnte!

Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun viel Kraft und Zuversicht auf dem Wege zur inneren und äußeren Befreiung, damit Sie - nach einigen wichtigen Entwicklungsschritten – in Zukunft mutig und selbstbewußt, manche Übernachtungsanfragen abweisen und andere so organisieren können, daß auch Sie die Besuche als Gewinn und nicht als zusätzliche Belastung erleben können!

Ich hoffe, daß Ihnen dieser kleine Exkurs in Lebenskunde ermöglichen wird, Ihre berechtigten Bedürfnisse viele ernster zu nehmen und auch ohne schlechtes Gewissen einzufordern!

Dies wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen und verbleibe für heute
mit der Bitte um eine baldige Bewertung dieser kostenlosen Antwort als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit Psychotherapie
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich gerne schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 direkt an mich wenden.

Vergessen Sie aber bitte nicht, diese Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort ein Stück weiter helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
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