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Was kann ich für meinen Sohn tun? Unsicherheit und Ängste belasten mich.

Tanja (w, 51) aus Berlin : Mein Sohn, gerade 18, wird in die Psychiatrie eingewiesen. Er hat sich über die letzten 1,5 Jahre mehr und mehr zurückgezogen. Kam kaum noch aus seinem Zimmer, hat fast nur noch Computer gespielt, den Kontakt mit allen abgebrochen, trotzdem aber ein hervorragendes Abi gemacht. Ein Therapeut sagte, dass sei normales, pubertäres Verhalten. Aber er wurde immer stiller und trauriger, seine ganze Persönlichkeit hat sich verändert. Wir waren noch bei einer weiteren Therapeutin, mein Sohn konnte jedoch nichts damit anfangen. Wir hatten gehofft, wenn er auszieht und ein Studium beginnt, würde alles besser. Doch er kam zurück und hat (das erste Mal!) von sich aus gesagt, dass er zum Arzt möchte, sich durchchecken lassen, er kann nicht mehr. Was genau ihn bedrückt will/kann er nicht sagen, dass sei Teil des Problems (er redet sowieso kaum mehr). Unserem Hausarzt hat er sich jedoch wahrscheinlich geöffnet, der hat ihn gleich nach dem ersten Termin in die Psychiatrie eingewiesen. Ich mache mir so große Sorgen. Ist das richtig? Unser Hausarzt ist ein sehr umsichtiger, einfühlsamerMensch, aber ich fürchte, dass er vielleicht zu schnell reagiert hat? Ich fürchte, mein Sohn kommt, weil er 18 ist, gleich in die Erwachsenenpsychiatrie. Ich mache mir solche Sorgen und fühle mich so hilflos. Möchte ihn beschützen, aber weiß nicht wie. Möchte helfen. Morgen müssen wir ihn dorthin bringen. Ich habe Angst und Hoffnung. Gibt es spezielle Angebote für junge Erwachsene? Gibt es Beratungen für Angehörige? Wie kann ich für meinen Sohn da sein?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Tanja,

zunächst vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Vertrauen.
Soweit und so gut es mir möglich ist, werde ich versuchen, Ihnen hoffentlich ein wenig weiterhelfen zu können.

Ihr Ängste und Bedenken um Ihren Sohn kann ich sehr gut verstehen. Sie möchten Ihren Sohn beschützen, unterstützen und Sie wünschen sich, dass es ihm einfach wieder gut geht. Und die augenblickliche Situation tut ihr Übriges, um Unsicherheiten und Ängste und das Gefühl der Hilflosigkeit entstehen zu lassen. Sie wissen weder, was genau Ihren Sohn belastet, noch wissen Sie, was ihren Sohn jetzt in nächster Zeit erwartet. Das sind zwei Komponenten, die schwer wiegen können.

Es ist verständlich, dass es für Sie eine ausnahmslos befremdende und beängstigende Situation ist, wenn Ihr Sohn jetzt in einer Psychiatrie aufgenommen wird und Sie nicht wissen, was dort passiert oder warum Ihr Sohn dort überhaupt hin soll. Die Psychiatrien sind in heutiger Zeit gut regulierte Einrichtungen, die sich an Qualitätsstandards, Richtlinien und Gesetzen orientieren müssen, um auch Transparenz für Betroffene zu gewährleisten. Und ich bin mir sicher, dass Ihnen die Psychiatrie Antworten auf Ihre Fragen geben wird, ob es z. B. spezielle Angebote gibt oder was für Ihren Sohn vorgesehen ist.

Ich denke, dass Ihr Hausarzt ein hilfreicher Aspekt ist und er scheint nach Ihren Schilderungen auch eine Verbindung zu Ihrem hergestellt zu haben. Und ich bin mir sicher, dass Ihr Hausarzt einen wichtigen Grund für diesen Schritt hatte. Sofern das für Ihren Sohn i. O. (Entbindung Schweigepflicht) ist, könnte Sie Ihr Hausarzt über seine Beweggründe für eine Überweisung aufklären. Das könnte Ihnen zumindest etwas mehr Klarheit verschaffen. Der Wunsch Ihres Sohnes nach Unterstützung durch Ihren Arzt und seine Bereitschaft, diese Hilfe anzunehmen, empfinde ich als eine sehr wichtige und förderliche Komponente für seinen Genesungsprozess. Es gibt also einen Zugang zu Ihrem Sohn, er möchte sich helfen lassen und das alles ist von großem Wert.
Hilflosigkeit, Handlungsunfähigkeit oder Unwissenheit sind Zustände, die niemand wirklich mag. Stehen wir vor einem Problem, versuchen wir eine Lösung zu finden und die Situation zu klären. Gelingt uns dies nicht, weil wir vielleicht zu wenig wissen oder nichts tun können, entstehen Ängste und Unsicherheiten und unser Gefühl der Kongruenz kommt aus dem Gleichgewicht.
Was können Sie jetzt tun? Und was können wir also tun, wenn wir scheinbar nichts tun können?

Wie Sie bereits richtig erkannt haben, können wir uns an Selbsthilfegruppen für Angehörige wenden. Es gibt mittlerweile zahlreiche Einrichtungen, die auf die Unterstützung von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen spezialisiert sind. Wir haben ein großes Netzwerk an Anlauf- und Beratungsstellen und ich bin mir sicher, dass Sie dort Hilfe und Unterstützung für Ihre jetzige Situation finden werden.

Was können Sie für Ihren Sohn tun? Für Ihn das ein. Bedingungslos, ohne Erwartungen, mit viel Liebe und Geduld. Zeigen Sie ihm, dass Sie ihn in seinen Entscheidungen unterstützen und ihm zuhören.
Und dann gibt es einen noch sehr wichtigen Aspekt: Sie! Versuchen Sie auf sich zu achten und geben Sie Ihrer Selbstfürsorge genügend Raum. Um für Ihren Sohn da zu sein, brauchen Sie Ihre Kräfte und ein Grundvertrauen, welches sie beide durch diese Lebensphase trägt. Aber auch Ihre Ängste und Unsicherheiten sollten ihre Daseinsberechtigung haben.
Auf Ihre Frage, ob das alles richtig ist, würde ich auf Grundlage dieses kleinen Ausschnitts Ihrer Situation, intuitiv sagen, dass Sie auf dem bestmöglichen Weg sind, der im Moment möglich ist.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig helfen und Mut machen. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Sohn alles Gute. Ihnen beiden viel Kraft und Gesundheit.
Und verlieren Sie nicht Ihre Hoffnung!

Herzliche Grüße
Christa Özcan





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