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Warum nervt mich mein 18 jähriger Sohn so, er wohnt noch zuhause?

Gala (w, 56) aus xyz: Sehr geehrte Damen und Herren,

meine Frage bezieht sich auf das Mutter-Kind Verhältnis.Ich habe einen Sohn, über den ich sehr glücklich bin. Er ist jetzt 18 Jahre, hat Abitur gemacht und ist in der Orientierungsphase, was er machen möchte. Voraussichtlich wird er studieren.
Das Problem: warum fällt mir mein Sohn dermaßen auf die Nerven, seit er kaum 'coaching' mehr benötigt. Er ist ziemlich gut organisiert und hat verschiedene Jobs. Meine unguten Gefühle gehen so weit, dass ich mich freue, wenn er abends nicht zu Hause ist. Eigentlich wünsche ich mir, dass er bald auszieht. Das finde ich so schlimm von mir. Ich kann kaum mehr zusammen mit ihm auf der Coach sitzen. Er ist unser einziges Kind und hat unser Leben sehr bereichert. Wir würden unser letztes Hemd für unseren Sohn geben und trotzdem, wünsche ich mir mehr Abstand. Weil er jetzt erwachsen ist, fühle ich mich beobachtet in meinem Privatleben und auch mein Ruhebedürfnis ist durch seine Kumpels bedroht. Wir vereinbaren dann immer wieder neue Standarts. Zum Beispiel, wie leise man mitten in der Nacht nach Hause kommen sollte ect. Da macht er dann auch. Also warum bin ich so kleinherzig. Ich muss das regelrecht verstecken. Und schäme mich hin und wieder dafür. Warum ist das so und komme ich irgendwann wieder zurück zum guten Mutter-Sohn Klima ? Was kann ich dafür tun ?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Gala,

eine interessante Frage, die Sie da stellen. Ich sehe Sie als sehr reflektiert und als besorgte und gute Mutter, die das Gefühl hat, soweit möglich, alles richtig gemacht zu haben.

Nun, Ihr Sohn ist auf dem Weg und zeigt Ihnen durch sein Verhalten regelmäßig, dass er mittlerweile ziemlich eigenständig ist und Sie spüren unbewußt, dass er Sie nicht mehr so braucht. Kann es sein, dass Sie das Gefühl haben überflüssig zu sein und deshalb genervt sind? Ich glaube Ihnen unbesehen, dass Sie für ihn das letzte Hemd ausziehen würden und trotzdem sind Ihre anderen, so unerwünschten Gefühle völlig legitim. Es ist vielleicht auch die Zeit, in der Sie entdecken, dass es noch andere Dinge im Leben einer Frau gibt, als Mutter zu sein und auch das ist normal und überhaupt nicht kleinherzig, sowohl der Wunsch, wieder selbstbestimmt zu sein als auch der Wunsch, das Kind möge flügge werden. Alles normal und völlig in Ordnung! Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe vier Söhne, der jüngste ist 18.

Kinder in diesem Alter nabeln sich ab und deren Lebensstil entspricht nicht unbedingt unserem eigenen. Von daher ist eine räumliche Trennung manchmal gar nicht schlecht, so dass Sie sich beide nicht vom anderen kontrolliert fühlen und sich lassen können, wie Sie sind.

So lange er noch zu Hause wohnt und vielleicht wohnen muss aus Gründen der Ausbildung, helfen wirklich nur klare und eindeutige Absprachen und natürlich etwas gegenseitige Toleranz. Oder Sie können es sich leisten, ihm eine eigene Bude zur Verfügung zu stellen. Aber auch dann werden Sie sich trotzdem dabei erwischen, wie Sie sich Gedanken machen, besonders in der ersten Zeit. Und wenn er dann länger nicht anruft....

Einen Rat möchte ich Ihnen noch mitgeben: Seien Sie authentisch und sprechen Sie offen mit Ihrem Sohn über Ihre Gefühle, auch die von Ihnen so empfundenen negativen. Es ist gerade so und immer nur auf heile Welt zu machen, verkrampft und löst nichts. Erzählen Sie ihm, wie es Ihnen geht, er wird Ihnen dann vielleicht auch von sich erzählen und so kommen Sie wieder in Kontakt und zwar in einen echten. Stecken Sie die Regeln ab und ich kann mir vorstellen, dass es dann besser wird mit Ihrer Befindlichkeit. Gedeihliche Gespräche können jetzt nur noch auf Augenhöhe statt finden, nehmen Sie ihn ernst und teilen Sie sich mit. Er wird es spüren und 'honorieren'.

Ich wünsche Ihnen alles Gute, intensive Gespräche und für Ihren Sohn einen tollen Start ins selbstbestimmte Leben!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe kurz geweint, und jetzt geht es weiter !





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