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Meine psychisch kranke Mutter setzt mich unter Druck - was kann ich tun?

Tango (w, 33) aus Wuppertal: Liebes Psychologen Team,

ich habe einen inneren Konflikt, zu dem ich mir selbst keinen Rat mehr weiß. Meine Mutter ist schizophren + mahnisch depressiv.
Die Krankheit entwickelte sich als ich 4 war. Seitdem ist sie ein anderer Mensch. Sie erzählte mir in Vergangenheit als ich noch Kind war immer ihre Wahnvorstellungen und das sie Angst habe mich nachts zu ersticken. Insgesamt hat sie sich kaum noch um mich gekümmert. Alles drehte sich um sie und ihre Krankheit und das sie nichts tun könne. Sie versuchte sich mehrfach umzubringen in meinem Beisein. Ich übernahm immer mehr Aufgaben und versuchte sie aufzumuntern. Ich habe mich für sie verantwortlich gefühlt. Ich hatte große Angst sie würde sich umbringen.
In den Jahren danach hatte ich große Schwierigkeiten. Meine Eltern ließen sich scheiden. Ich blieb bei meiner Mutter, aus Angst. Sie hatte dann einen Freund, dieser schlug und missbrauchte mich über 3 Jahre hinweg. Ich war damals am Ende. Er ging. Ich habe ein sehr schlechtes Verhältnis zu meiner Mutter. Auch heute setzt sie mich damit unter Druck sich umzubringen. Und Ihre Wahnvorstellungen - ich möchte das alles nicht mehr hören!
Ich habe mal für ein Jahr den Kontakt abgebrochen, doch sie hat so starken Druck auf andere Familienmitglieder aufgebaut und diese regelrecht terrorisiert, dass ich ihnen zuliebe Kontakt aufnahm. Nun setzt sie mich wieder einmal massiv unter Druck. Ich bin so zerissen. Ich lieb sie aber ich kann nicht mehr. Daran gehe ich zu Grunde.

Haben Sie bitte Rat für mich?

Herzlichen Dank

Tango

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Tango,

vielen Dank für Ihre Offenheit und das Vertrauen, das Sie uns entgegenbringen.

Ich kann gut verstehen, dass Sie unter der Situation leiden. Ihre Mutter ist psychisch krank, das ist bedauerlich, steht jedoch nicht in Ihrer Verantwortung. Ihre Mutter ist eine erwachsene Frau, die für sich selbst sorgen kann und muss. Sie schreiben, dass Sie als Kind früh viel Verantwortung übernommen haben. Das ist verständlich, in einer solchen Situation tun Kinder stets alles, um die Familie zu erhalten. Das hat Sie als Kind jedoch überfordert und Ihnen die Möglichkeit genommen, Kind zu sein. Der Fachbegriff für eine solche Situation ist Parentifizierung, d.h. die Kinder werden den Eltern zu Eltern, so sollte es nicht sein.

In Ihrer Kindheit war Ihre Reaktion normal, Sie waren als Kind abhängig vom Wohlergehen Ihrer Mutter, also haben Sie alles getan, um Ihrer Mutter zu helfen. Jetzt sind Sie jedoch eine erwachsene Frau und nicht mehr abhängig von der Fürsorge Ihrer Mutter. Sie sind nicht verantwortlich für das Leben Ihrer Mutter. Sie sind jedoch verantwortlich für Ihr eigenes Leben und sie sind verantwortlich, dafür zu sorgen, dass es Ihnen gut geht. Erwachsene tragen selbst die Verantwortung für sich und Ihr Leben, diese Verantwortung kann weder auf Partner, Freunde oder Kinder übertragen werden. Damit ist es Ihre Aufgabe, sich gut um sich selbst zu kümmern und mein Eindruck ist, dass das in Ihrem Fall bedeutet, zu lernen, sich von Ihrer Mutter abzugrenzen.

Es ist sicher bedrohlich und beängstigend, wenn Ihre Mutter mit Suizid droht, es ist aber auch grenzüberschreitend. Wenn Sie sich stärker von Ihrer Mutter abgrenzen und den Kontakt reduzieren und gut für sich sorgen bedeutet das nicht, dass Sie Ihre Mutter damit weniger mögen.

Ich rate Ihnen, die Erfahrungen mit Ihrer Mutter mit Hilfe einer psychotherapeutischen Begleitung aufzuarbeiten und neue Strategien für den Umgang mit Ihrer Mutter zu entwicklen. Sollten Sie nicht gleich einen Psychotherapie-Platz finden, können Sie zunächst für den Übergang eine psychologische Beratung in Anspruch nehmen, Sie finden z.B. hier auf Psychomeda Kollegen in Ihrer Nähe.

Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen gelingt, sich selbst die Erlaubnis zu geben, sich weniger um Ihre Mutter und mehr um sich selbst zu kümmern!

Ich hoffe, ich konnten Ihnen ein paar hilfreiche Anregungen geben und wünsche Ihnen alle Gute!

Mit herzlichem Gruß,

Frauke Dobek
Dipl.- Ehe-, Familien- und Lebensberaterin
Bewertung durch den Fragensteller:

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