Meine Mutter schimpft mich egoistisch und familienfeindlich
Mara (w, 34) aus Flensburg: Es geht um die Beziehung zu meiner Mutter. Sie macht häufig Vorwürfe, ich nehme mir nicht genug Zeit für sie. Ich arbeite Dienstagnachmittag nicht und bin dann immer bei ihr, wir trinken zusammen Kaffee, machen einen Teil des Wocheneinkaufs. Freitags wenn ich frei habe, biete ich auch oft Unternehmungen an. Sie hätte gerne, dass ich Samstag oder Sonntag auch mit ihr verbringe. Aber ich möchte am Wochenende auch mal durchatmen, Zeit mit meinem Partner und Freunden verbringen. Meine Mutter hat keine Freunde, Hobbies und das Verhältnis zu meinem Vater ist auch recht eingefahren. Ich verstehe, dass sie einsam ist und habe auch ein schlechtes Gewissen, aber ich möchte auch mein eigenes Leben leben dürfen. Sie war früher 2-3x pro Woche bei meiner Oma und sieht das als Richtwert, erklärt mich deshalb als familienfeindlich und egoistisch. Ich fühle mich mittlerweile auch so und bin total zerrissen!
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Mara,danke für Ihr Vertrauen und Ihre Offenheit.
Sie erleben gerade ein sogenanntes Umswitchen der Rollen, ihre Mutter benimmt sich in gewisser Weise wie ein Kind, nörgelnd und unzufrieden und Sie übernehmen die Mutterrolle und versuchen, ihren Ansprüchen gerecht zu werden.
Ich darf Ihnen sagen, dass Sie weder ein schlechtes Gewissen haben müssen noch sich egoistisch oder familienfeindlich verhalten. Es ist Ihr gutes Recht, ein eigenes und selbstbestimmtes Leben zu führen. Je mehr Sie nachgeben, umso fordernder wird Ihre Mutter, sie gibt Ihnen die Verantwortung für ihren Gemütszustand und ihre Zufriedenheit.
Zufriedenheit kommt aber immer aus einem selbst, also grenzen Sie sich bitte mit gutem Gewissen klar und deutlich ab und geben Sie die Verantwortung für ihr Leben der Mutter zurück. Sie ist erwachsen und kann Sie nicht ständig vereinnahmen, wie einen Besitz. Und Sie haben die Aufgabe, sich zu lösen.
Freunde zu finden, Hobbies zu haben, das Verhältnis zu Ihrem Vater zu verbessern, damit ist sie gefordert, vielleicht mit einer Therapie oder zumindest einigen Beratungsgesprächen. So lange Sie aber immer wieder einspringen, wird sich nichts ändern. Es liegt an Ihnen, einen Schritt zurückzutreten und Ihre Rechte zu vertreten, auch wenn das schmerzlich ist und vielleicht schwer auszuhalten. Sie wollen ja auch das brave Kind sein und der Mutter nicht weh tun.
Ich könnte mir auch für Sie eine Beratung vorstellen, um Ihr Lebensthema zu hinterfragen, das da vielleicht ist, immer lieb sein, immer gehorchen, dann werde ich geliebt...?
Ich wünsche Ihnen Standfestigkeit und Mut, Ihre eigenen Ansprüche ans Leben durchzusetzen und eine positive Veränderung herbeizuführen.
Herzliche Grüße
Claudia Schmitt
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Weltliche Trauerrednerin und Hochzeitsrednerin
Bewertung durch den Fragensteller: 








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