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Meine Mutter macht mir ständig Vorwürfe, ich kümmere mich nicht genug

Marie (w, 34) aus Düsseldorf: Problem: meine Mutter. Sie war und ist ein recht unselbstständiger, ängstlicher Mensch. Seit dem Tod ihres Partners wird sie immer unzufriedener und aggressiver. Da sie kaum Kontakte knüpft, keine Interessen hat, hat sie wenig Ablenkung, viel Zeit zum Grübeln und sucht überall nach dem Negativen. Ihren Frust läßt sie an mir aus. Ich bekomme ständig Vorwürfe von ihr. Ich rufe nicht oft genug an! Sie kann mich nie erreichen! Sprechen wir uns, zeigt sie kein großes Interesse an mir. Es scheint ihr bloß um den Anruf zu gehen. Ich versuche, es ihr recht zu machen, aber ich kann nicht gewinnen. Der letzte Kontakt ist 3 Wochen her. Ich bekam zum Vorwurf, dass wir uns erst 1x in diesem Jahr gesehen haben. Das liegt nicht allein an mir, sie war schon ewig nicht mehr bei mir, weil sie dazu zu bequem ist. Sie findet, ich müsse gefälligst zu ihr kommen, denn ich bin die Tochter. Unser Telefonat endete damit, dass sie wieder einfach auflegte. Seitdem habe ich nichts von ihr gehört, was mich beunruhigt, denn sonst meldet sie sich irgendwann wieder. Dann hörte ich, dass meine Tante letztens bei ihr zu Besuch war und frühzeitig abreiste, weil sie sich total zerstritten haben. Meine Mutter soll sehr böse, verletzende Sachen zu ihr gesagt haben und war nicht gewillt, zuzuhören. Ich habe das Gefühl, dass sie sich immer mehr in ihre negative Gedankenspirale hineinsteigert. Jeder Vorschlag, wie sie etwas verändern könnte, wird abgeschmettert. Das ist sehr frustrierend und belastend für mich und ich frage mich: was kann ich da noch tun?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Marie,

es klingt wirklich belastend und bedrückend, was Sie uns schreiben. Sie fühlen sich, so scheint es mir, irgendwie verpflichtet, etwas zu tun, damit Ihre Mutter zufrieden leben kann.

Ich entnehme Ihrer Zuschrift ein hohes Maß an Verantwortung und nun erleben Sie eine große Hilflosigkeit und Ohnmacht, Sie stellen fest, dass Sie es nicht in der Hand haben, etwas zu ändern.

Es ist nämlich die Geschichte Ihrer Mutter. Und sie schafft es immer wieder, Ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen und Ihnen die Verantwortung für ihren seelischen Zustand hinüberzuschieben. Aufgrund Ihrer Erziehung und Ihrer Persönlichkeitsstruktur sind Sie es wohl gewöhnt, diese Verantwortung zu nehmen und kommen nun nicht klar damit, dass es nicht funktioniert, ja nicht funktionieren kann. Wichtig für Sie ist es, zu erkennen, dass Sie nichts tun können und dass es einfach immer wieder falsch ist, egal, was Sie machen. Ihre Mutter ist unzufrieden mit ihrem Leben und verursacht Ihnen auch mit dem Kontaktabbruch immer wieder Ängste und Unruhe. Da sie nun auch den Partner verloren hat, stehen Sie im Mittelpunkt ihres Lebens und nun komme ich zu Ihrer Frage am Schluss: Sie können etwas für sich tun.

Es wäre Aufgabe Ihrer Mutter, sich z.B. professionelle Hilfe in Form einer Therapie zu holen, etwas zu unternehmen, sich Gleichgesinnte zu suchen, kurz ihr Leben in die eigenen Hand zu nehmen und die Verantwortung für sich ebenso.

Sie wiederum sind nur für sich verantwortlich, auch wenn es Ihnen weh tut, von aussen sehen zu müssen, was alles passiert, z.B. der Streit mit Ihrer Tante. Aber auch darauf haben Sie keinen Einfluss. Signalisieren Sie Ihrer Mutter, dass die Türe offen steht, Sie aber nicht mehr gewillt sind, die Verantwortung für ihre Gefühle und ihr Befinden zu übernehmen, sondern dass sie das selbst tun muss. Auch für Sie könnte ich mir einige Stunden Beratung vorstellen, um besser zu verstehen, wie Ihre Beziehung zur Mutter läuft und um aushalten zu lernen, dass Sie nichts oder nur wenig tun können und für sich selber sorgen müssen, ohne egoistisch zu sein. Eine gesunde Selbstliebe zu entwickeln, ist das Ziel, das auch langfristig Ihre Mutter erreichen sollte, ebenso wie die Eigenverantwortung für Gefühle und Handlungen.

Sie schreiben, dass sie es ablehnt, Hilfe in Anspruch zu nehmen, dann ist das für Sie die nächste Herausforderung, nämlich auch das auszuhalten und das kann mit kompetenter Unterstützung für Sie besser gelingen.

Ich wünsche Ihnen Kraft, Mut und eine gesunde Portion Selbstwert, Selbstliebe und Abgrenzung!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Bewertung durch den Fragensteller:
Fr. Schmitt's Antwort macht mir Mut. Vielen Dank! Marie





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