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Meine Eltern verhindern, dass ich Liebesbeziehungen eingehen kann

Nick (m, 34) aus Frankfurt: Schaffe ich es nicht Liebesbeziehungen einzugehen,bwz. zu halten oder kriege ich dazu keine Möglichkeit ?

Seit längerer Zeit beschäftigt mich ein tiefergehendes sehr beklemmendes Gefühl.

Ich bin ledig, 35 Jahre alt und pflege meine beiden
Eltern zu Hause schon über fast 15 Jahre. Diese jedoch haben bei jegliche Form von Beziehungen am Anfang erst ihr ok gegeben und dann angefangen nach spätestend 4 Wochen querzuschießen. D.h. egal WEN ich kennenlernte, fingen die Eltern an, durchzudrehen. Sie verboten mir zur Freundin hinzufahren, wenn diese sich mit mir treffen wollten oder drohten mir sogar, daß diese z.B. einen Unfall erleiden würde oder andere Horrorszenarien.

Ich möchte aber auch offen sagen, daß meine Eltern durch organisierte Kriminalität schwer geschädigt wurden und deshalb schnell zur Panik neigen.

Gespräche haben nur nach sehr zähem Ringen geholfen.
Dennoch habe ich mich durchgesetzt und gehe auf
Parties, versuche neue Leute kennenzulernen.

Eine junge Frau hat mir einmal gesagt: Verlasse deine
Eltern oder Sie werden dich in den Tod treiben.

Schaffte ich es auch ohne Einwirkung der Eltern (indem ich diese strikt fernhielt) eine Frau kennenzulernen und eine Beziehung aufzubauen, verlieren diese sich wieder nach maximal einigen Monaten, was mich sehr traurig macht.

Bin ich überhaupt noch beziehungsfähig nach dem
Ganzen oder sende ich indirekt das Signal aus,
sich lieber einen anderen Mann zu suchen, daß
die Frauen weiterziehen läßt ?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Nick,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Die Macht, die Ihre Eltern über Ihr Leben ausüben, ist enorm grenzüberschreitend und nicht akzeptabel. Sie versuchen mit drastischen Mitteln zu verhindern, dass Sie eine Partnerin finden und eine Partnerschaft eingehen. Vielleicht fürchten sie, Ihren Sohn zu verlieren, vielleicht könnten sie es auch nicht ertragen, wenn Sie glücklich wären und selbstbestimmt leben würden.

Seit über 15 Jahren pflegen Sie Ihre Eltern. Es ist ein großer Liebesdienst, den Sie ihnen damit erweisen. Statt dafür Dankbarkeit zu zeigen und Ihnen ein schönes Leben zu gönnen, versuchen sie die Beziehungen, die Sie eingehen, zu zerstören.

Sie schreiben, dass Ihre Eltern durch Kriminaltät geschädigt wurden und leicht zur Panik neigen. Aus meiner Sicht liegt bei Ihren Eltern aufgrund dieser Erfahrung eine Traumatisierung vor, die nun in Folge in ein paranoides Verhalten mündet. Sie können nicht mehr vertrauen und können es auch nicht zulassen, dass Ihr Sohn einem anderen Menschen vertraut und sich demzufolge auf eine Beziehung einlässt. Auf diese Weise werden Sie mit in die Traumatisierung hineingezogen - ganz gleich, ob Sie es wollen oder nicht.

Dieses destruktive Verhalten macht es Ihnen unmöglich, langfristig mit einer Partnerin zusammen zu sein. Denn selbst, wenn Sie es schaffen, die Eltern strikt fernzuhalten, ist doch ihr negativer Einfluss weiterhin spürbar. Sie sind emotional zutiefst davon geprägt und tragen es mit sich.

Wenn ich Ihre Zeilen lese, glaube ich nicht, dass Sie beziehungsunfähig sind. Doch es ist dringend notwendig, dass Sie sich aus dem destruktiven Machteinfluss Ihrer Eltern radikal lösen. Das wird nicht ohne Widerstand und Schmerz geschehen. Sie sind 34 Jahre alt und müssen sich entscheiden, ob Sie Ihr Leben und Ihr Recht darauf, glücklich zu sein, Ihren Eltern opfern oder Ihren Lebensweg wirklich selbstbestimmt gehen wollen.

Das könnte auch bedeuten, dass Ihre Eltern eventuell professionell weiter gepflegt werden und sich gegebenenfalls auch nochmal in traumatherapeutische Behandlung begeben könnten. Denn die Drohungen, die Ihre Eltern aussprechen, um potentielle Partnerinnen von Ihnen fernzuhalten, sind äußerst gewalttätig. Das deutet auf einen tiefsitzenden Hass hin, von dem Sie sich distanzieren sollten - emotional, mental und am besten auch räumlich.

Jede Frau, die Sie kennenlernen, spürt intuitiv diese schwere negative Belastung, die Sie mit sich tragen. Die Aussage der jungen Frau, die Sie zitieren, macht es unmissverständlich deutlich, dass es darum geht, sich zu lösen, um Ihr Überleben zu sichern.

Ich würde Ihnen sehr empfehlen, sich dabei therapeutisch begleiten zu lassen, weil Ihre Eltern Sie wahrscheinlich nicht ohne Kampf emotional freigeben werden. Da ist es hilfreich und unterstützend, wenn Sie professionellen Rückhalt haben und immer wieder gestärkt und neu orientiert in diesem Auseinandersetzungsprozess auftreten können.

Doch zunächst steht Ihre Entscheidung an, ob Sie dafür bereit sind. Ich wünsche Ihnen alles Gute und berate Sie gern weiterführend, wenn Sie es möchten.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung:
Danke für die Antwort, so wie ich gedacht habe.





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