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Mein Verhalten ähnelt immer mehr dem meines Vaters, ich will das nicht

Christian (m, 46) aus München: Guten Tag,

Meine Kindheit war geprägt von einem Vater der uns, meinem Bruder und mich, ständig unter Stress setzte. Man wusste nie wann er sich über etwas aufregen
würde. Seine Gemütsstimmung konnte sich von einer Sekunde auf die ändern. Man wusste nie wann er sich aufregen würde, deshalb standen wir ständig unter Stress.

Ich hatte dann mehrere Jahre keinen Kontakt (als ich 16 war, wurden meine Eltern geschieden), bis mir bewusst wurde, dass um mich zu heilen, ich ihm
verzeihen musste. Welches ich auch tat. Ich fand heraus, dass er von seiner Mutter nie akzeptiert wurde. Die letzten Jahre seines Lebens habe ich ihn
1 bis 2 mal im Jahr gesehen. Einmal habe ich ihm alles ins Gesicht gesagt, was er uns angetan hat. Er war schockiert und hat es im Grunde nicht verstanden.

Jetzt sehe ich leider, ich bin jetzt 46, verheiratet in zweiter Ehe (erste Ehe wurde aus anderen Gründen von meiner Seite aus geschieden), eine Tochter 3 Jahre, dass ich immer mehr so werde wie mein Vater.
Wenn meine Frau unsere Beziehung beschreibt, dann beschreibt sie sie so, wie ich die Beziehung mit meinem Vater hatte.

Das geht nicht! Ich versuch mich zu kontrollieren (ich werde nie gewalttätig), aber oft rutscht mir ein Kommentar raus oder ich rege mich wegen einer Kleinigkeit gleich auf. Dies gefährdet meine Ehe sehr.

Was soll ich tun? Soll ich einfach weiterhin bewusst versuchen mich zu kontrollieren? Oder gibt es bestimmte therapeutische Praktiken die ich anwenden kann. Müsste ich eine Therapie machen? Wenn ja bei wem? (Berufsbezeichnung)

Vielen Dank

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Christian,

ich danke Ihnen für Ihr Anliegen und finde Sie sehr reflektiert. Es ehrt Sie, dass Sie auf keinen Fall so werden wollen in Ihren Verhaltensweisen wie Ihr Vater, unter dem Sie und Ihr Bruder doch ziemlich gelitten haben.

Nun ist es so, dass wir als Kinder vieles von dem bewußt und unbewußt übernehmen, was die Eltern uns vorleben. Diese wiederum gaben das, was sie erlebt und gelernt haben, an uns weiter, im besten Wissen und Gewissen, dieses Phänomen ist also generationenübergreifend. Daher hat Ihr Vater wohl auch nicht recht verstanden, was Sie von ihm wollten, als Sie ihm Ihren Frust einmal an den Kopf geworfen haben. Verzeihung ist ein wichtiger Bestandteil des inneren Fortschritts und ich gratuliere Ihnen, dass Sie das geschafft haben.

Irgendwann einmal sagt jemand, in dem Fall Sie, nein, ich will so nicht weitermachen und bemüht sich um Veränderung. Nun schreiben Sie, dass Sie sich selbst sehr kontrollieren, was zwar einerseits ganz gut ist, auf Dauer aber sehr anstrengt. Es geht darum, eine Akzeptanz zu schaffen für das, was wir sind und eine neue, innere Haltung zu bekommen. Das ist nun ein Prozess, der auf Verständnis und Einsicht basiert und eine ganze Zeit dauert. Soll heißen, Sie brauchen Verständnis für sich und Ihre Verhaltensweisen, um ändern zu können, was Sie verändern wollen.

Ich kann Ihnen nicht sagen, ob Sie eine Therapie machen sollen. Es ist Ihre Entscheidung. Im Falle, dass können Sie entweder einen Kassentherapeuten wählen, bei dem Sie 5 probatorische Stunden haben, um sich kennen zu lernen. Hier gibt es längere Wartezeiten. Oder Sie gehen in eine Privatpraxis, das können sowohl Psychotherapeuten als auch Heilpraktiker für Psychotherapie sein. Dort zahlen Sie selbst, bekommen aber in der Regel schnell einen Platz. Die Therapieform könnte ich mir bei Ihnen vorstellen als eine tiefenpsychologisch fundierte und auch Elemente aus der Verhaltenstherapie. Wichtig an erster Stelle ist natürlich die 'Chemie' zwischen Ihnen und dem/r Therapeuten/in. Weiter denke ich noch an eine Entspannungsmethode, die Sie erlernen können in einem Kurs z.B. Autogenes Training. Hilft in Streß-Situationen!

Ich wünsche Ihnen eine gute Entscheidung und eine gedeihliche Veränderung!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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