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Mein Sohn findet keine Freundin - bin ich Schuld daran?

Walli (w, 62) aus Heide: Es geht um meinen Sohn,37 Jahre alt. Er hatte noch nie eine feste Beziehung, ich weiß nicht, ob er überhaupt eine hatte. Er hätte so gerne eine Freundin. Er war schon als Kind sehr schüchtern, da ich selber selbst unsicher bin, konnte ich ihn nicht wirklich stark machen und habe selber an mir und meinem Erziehungsstil gezweifelt..dann kam als die Kinder 13 und 14 waren die Scheidung, meine Eltern starben, mein Ex Mann zog weit weg, er hatte mich lange Zeit betrogen,ich war mit Kindern, ohne Arbeit, hochbelastetem Haus usw. allein. Ich erzog die Kinder so gut es ging, suchte mir Arbeit, hatte schlechte Beziehungen, vielleicht habe ich meine Kinder in der Zeit vernachlässigt, ich weiß es nicht. Ich wurde krank, Depression, Ängste. Mein Ex-Mann hat seine Geliebte geheiratet, ich war mit allem allein. Meine Kinder sind sicher dadurch geschädigt. Meine Tochter ist mit 20 ausgezogen, sie ist jetzt verheiratet und Mutter zweier Mädchen, mein Sohn lebte bis 27 J. bei mir. Jetzt bin ich wieder verheiratet, mein Sohn versteht sich gut mit meinem Mann, aber er wirkt selbst unsicher,es tut mir in der Seele weh. Er ist gepflegt, hat einen guten Job, wohnt in dem Haus meines Mannes (er hat es ihm vermietet), er ist lieb und nett, ist vielseitig interessiert. Was ist bloß los mit ihm. Das macht mich wahnsinnig, ich kann nicht helfen! Ich glaube, er kann sich nicht öffnen und auf eine Frau wirklich einlassen. Warum? Dabei ist er wie ich finde mittlerweile viel selbstsicherer geworden, nur mit den Frauen klappt es nicht!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Walli,

danke für das Vertrauen, mit dem Sie sich an uns wenden.

Ich kann sehr gut Ihre Verzweiflung darüber verstehen, dass Ihr Sohn, den Sie lieben, bisher noch kein Glück und keine Erfüllung in der Liebe gefunden hat. Als Eltern wünscht man seinen Kindern immer das Beste.

Daher auch Hut ab davor, wie ehrlich Sie mit Ihren eigenen, unverschuldeten Fehlern während der Kindheit und Entwicklung Ihrer Kinder umgehen. Dazu gehört Mut! Ihr Beispiel zeigt anschaulich, wie viele Eltern, die ihre Kinder lieben und nur das Beste für sie wollen, oftmals nicht das SEIN können, was Kinder brauchen, um eine sichere Bindung zu ihren Eltern aufbauen zu können. Sie waren damals komplett mit der Situation überfordert, verfügten nicht über die notwendigen inneren Kompetenzen und Ressourcen, um die damals schwierig Situation gut bewältigen zu können, und haben damit ihren Kindern keine sichere Bindung anbieten können. Sehr wahrscheinlich haben Sie selbst auch keine sichere Bindung zu Ihren Eltern aufbauen können. Wir sprechen in diesem Fall von Bindungs- und Entwicklungstrauma, das oftmals von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Daher könnte es durchaus hilfreich für Sie und Ihren Sohn sein, sich mit Bindungstrauma zu beschäftigen. Lesen Sie die Bücher von Laurence Heller „Entwicklungstrauma heilen“. Die meisten Leser verstehen durch die Lektüre sich selbst und andere sehr viel besser, manch einer wird sogar ermutigt, sich einen versierten NARM Therapeuten zu gönnen.

Selbstverständlich können Sie (und Ihr Sohn) sich auch gerne erstmal auf meinem YouTube Kanal umsehen:

https://www.youtube.com/channel/UC3t4Gp8DPR2rb7Cf44a4Wzg

In der Playlist „Videos Marion Weber“ finden Sie alle meine Videos, die Sie dort der Reihe nach anschauen können. Vor allem die Playlist „NARM – 5 Kernressourcen“ ist für viele Menschen sehr hilfreich und erhellend.

Jeden Samstag veröffentliche ich ein neues Video zum Thema Bindungs- und Entwicklungstrauma, damit Menschen, wie Sie, die davon betroffen sind (jeder Zweite durch alle Bevölkerungsschichten gehend), ein Bewußtsein dafür bekommen, womit sie es zu tun haben, sich orientieren und Abhilfe schaffen können.

Es ist sehr gut möglich, dass Ihr Sohn sehr viel Negatives von den männlichen Rollenvorbildern in Ihrem Leben mitbekommen hat. Für die Entwicklung einer starken, stolzen und zugleich empathischen männlichen Identität ist das wenig vorteilhaft. Unterschwellige, verdrängte oder gegen sich selbst gerichtete Aggressionen könnten dazu führen, dass er lieber die Finger vom Thema Beziehungen läßt, als sich damit zu konfrontieren. Und das ist aus unserer Sicht ein sinnvoller Schutzmechanismus vor ansonsten überwältigenden Emotionen.

Aus meiner Sicht könnte das Thema 'Liebe und Beziehung' für Ihren Sohn so brisant und unbewusst konflikthaft sein, dass ich in der Tat dazu rate, dass er sich, wenn er selbst das möchte, und nur dann, wenn dies sein eigener, freier Wisse ist, einen sehr guten und versierten NARM Therapeuten mit ins Boot holt, mit dem er dieses Thema innerlich neu verhandeln und die alten Wunden heilen kann. Es sollte ein Mann sein, der eine positive, empathische und starke Männlichkeit verkörpert, an der sich Ihr Sohn orientieren kann. Erst dann wird es ihm möglich sein, sich mit einem Gefühl von Sicherheit und Selbstvertrauen auf die Liebe einlassen zu können.

Ich hoffe sehr, meine Empfehlungen helfen Ihnen weiter, und wünsche Ihnen alles Gute für Sie und Ihren Sohn!

Ihre Marion Weber

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