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Mein erwachsener Sohn meldet sich nie bei mir - das enttäuscht mich!

Schneewittchen (w, 53) aus Recklinghausen: Hallo..
Ich habe meinen Sohn alleine erzogen und war immer für ihn da. Vor 4j.ist er von zu Hause ausgezogen,da war er gerade 18J. Seit dem meldet er sich selten,immer bin ich die jenige die bei ihm anruft(etwa 1 mal in der Woche)um zu wissen,das es ihm gut geht. Es tut mir immer weh,wenn ich merke,was er doch für ein Egoist ist. Ich dachte immer,wir hätten ein gutes Verhältnis. Wir sehen uns auch nur alle paar Monate. Ich weiss,er hat jetzt sein eigenes Leben,aber ich vertehe nicht,warum ich ihn so wenig bedeute. Ich bin sehr enttäuscht,wenn wir uns sehen,sagt er immer er hätte mich vermisst und würde sich öfter melden,aber sobald ich wieder zu Hause bin,hat er das vergessen. Es tut mir weh,ich denke immer,ich habe was falsch gemacht. Wie soll ich in Zukunft damit umgehen,ich glaube,wenn ich nicht anrufen würde,das wäre ihm auch egal. Ich möchte nicht immer so weitermachen,in der Hoffnung er meldet sich bei mir,oder wir sehen uns mal.
Ich hätte nie gedacht,das mein Sohn ein Egoist ist,aber um nicht immer wieder enttäuscht zu werden,muss ich wohl einsehen,das ich ihn nicht mehr wichtig bin.
Wie soll ich mich verhalten?
Danke für die Hilfe.
Viele Grüsse Barbara

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebes Schneewittchen,

danke für Ihr Vertrauen, dass Sie hier nachfragen, wie Sie sich verhalten sollen.
Sie schreiben, dass Sie alleinerziehend sind und Ihren Sohn 18 Jahre lang mit viel Liebe erzogen haben. Sie haben ihm alles gegeben und jetzt fühlen Sie sich enttäuscht und spüren, dass Sie diese ganze Liebe, für die Sie sicherlich auch viele Opfer gebracht haben, nicht so zurückbekommen, dass Sie das Gefühl haben, dass es sich gelohnt hat, all die Jahre so viel in Ihren Sohn zu investieren. Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich alleine und verlassen fühlen.

Wissen Sie was? Sie haben alles richtig gemacht bei Ihrem Sohn! Sie bezeichnen das Verhalten Ihres Sohnes als egoistisch – können Sie es akzeptieren, wenn ich schreiben, dass Sie stolz sein können, dass Ihr Sohn es geschafft hat mit 18 Jahren auszuziehen und sein Leben alleine auf die Reihe zu bekommen? Es ist zu einem großen Teil Ihr Verdienst, dass er so prima für das Leben vorbereitet wurde, dass er das jetzt ganz allein schafft!

Sie fühlen sich jetzt einsam und wollen, dass er sich auch von alleine meldete. Es ist normal, dass jemand, der sich 18 Jahre lang um einen Menschen gekümmert hat und dies der Lebensmittelpunkt war, leer fühlt, wenn plötzlich keiner mehr um Hilfe fragt... Ihre Gedanken kreisen offensichtlich nach 4 Jahren des Alleine Seins noch immer sehr um Ihren Sohn.

Sie haben jetzt aber eine ganz neue Chance, die Sie vielleicht erst nach und nach sehen lernen: Sie dürfen jetzt nach sich schauen! Manchmal fällt uns das sehr schwer, wenn wir so lange für jemand anderen da waren, aber wenn wir uns selbst Zeit und Geduld schenken, dann können wir sehr viel schönes entdecken. Was wollten Sie früher immer schon tun und hatten keine Zeit dafür? Was wollen Sie im Leben noch sehen oder machen? All dies sind Fragen, die Sie allein oder mit Unterstützung von Außen jetzt stellen dürfen.

Sie haben eine Aufgabe im Leben wunderbar hinbekommen und Sie möchten noch, dass diese Aufgabe weitergeht. Manchmal ist es schwer loszulassen. Aber wenn man loslässt, bekommt man plötzlich Dinge geschenkt. Vielleicht auch überraschende Besuche oder Anrufe. Es ist gut, dass Sie Ihrem Sohn mit Ihrem Anruf und den Treffen zeigen, dass er noch wichtig ist für Sie. Deshalb hat man irgendwann entschieden, Mutter zu sein. Die Idee allerdings, dass Kinder später für die Eltern da sein müssen, ist ein Wunsch, den sicherlich die meisten Eltern haben, aber wichtiger ist doch, dass jeder, Kinder und Eltern zunächst einmal ein eigenes zufriedenes und ausgefülltes Leben leben. Wenn das so ist, dann werden die Treffen und Telefonate zu einer Bereicherung für beide Seiten.

Sie haben also überhaupt nichts falsch gemacht – im Gegenteil. Die Frage ist nur, wie können Sie leben, so dass es Ihnen genügt, wenn Sie selbst anrufen und hören, dass es Ihrem Sohn gut geht. Manchmal ist die Beziehung sehr sehr eng, wenn Kinder alleine erzogen werden und es werden auch partnerschaftliche Bedürfnisse erfüllt durch ein Kind. Wenn ein Kind das spürt, kann es sein, dass es sich zurückzieht und das ist dann auch gut so. Sie haben jetzt wieder Zeit, um Ihre eigenen Bedürfnisse anzuschauen und diese sollten nicht durch ein Kind erfüllt werden. Das klingt vielleicht hart, aber es bietet Ihnen auch ganz viele neue Chancen, wenn Sie offen sind, sich auf diesen neuen Lebensabschnitt zu freuen.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie das überfordert oder Sie weiterhin wütend sind auf Ihren Sohn, weil er Sie nicht beachtet, dann ist es sicherlich gut, wenn Sie in einer Beratung oder Therapie beginnen, sich auf diesen neuen Lebensabschnitt vorzubereiten. Ich finde, Sie können stolz auf sich sein, was Sie alles geschafft haben und jetzt dürfen Sie nach sich schauen – wenn Sie zufrieden sind, werden Sie die Anrufe selbst nicht mehr als so wichtig ansehen und Ihr Sohn wird sich sicherlich auch gut fühlen, wenn es seiner Mutter gut geht!

Ich wünsche Ihnen Mut für diesen Schritt, viel Geduld mit sich selbst und dass Sie Ihr Leben bald wieder in vollen Zügen genießen können!

Es grüßt Sie herzlich
Andrea Köhler

Heilpraktikerin für Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Danke..Ich werde jetzt versuchen,mehr an mich zu denken.





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