Lieblosigkeit in der Partnerschaft
Rosa (w, 44) aus Amberg: Hallo, ich lebe mit meinem Freund seit fast 12 Jahren zusammen. Als wir uns kennenlernten, hatten wir die gleichen Vorstellungen von einer Beziehung. Wir wollten beide heiraten und Kinder haben. Er ist sieben Jahre jünger als ich, und so meinte er, er wäre dann noch zu jung und noch nicht bereit. Er würde mir sagen wann er bereit dazu ist. Das ist bis heute noch nicht passiert.
Jetzt werde ich 45, der Traum von Kindern vorbei (bin ich jetzt schon zu alt). Dann hatte ich jetzt 6 Jahre einen Job, wo ich gemobbt wurde, ich hatte keine Unterstützung vom ihm, er meinte, da muß ich durch, bis ich eine neue Stelle habe. Habe meine ganzen Freunde in den 6 Jahren verloren, weil ich für nichts mehr Kraft und Lust hatte. Ich brauchte alles für den Job, damit ich mich jeden Tag da hin schleppen konnte.
Und alle Aggression in mir mußte ich schlucken. Dann kommt noch dazu, daß ich denke, das er Alkoholiker ist. Aber darüber kann man mit ihm nicht sprechen, da wird er aggressiv. Er trinkt jeden Abend 4 Bier, und wieviele er über den Tag trinkt, kann ich nicht sagen. Er trinkt auf jeden Fall schon auf der Heimfahrt von der Arbeit, um Stress abzubauen. Ich verbringe so meine ganze Freizeit allein mit meinem Hund, er ist immer beschäftigt.
Wir waren noch nie zusammen in einem Urlaub oder so. Ich bekomme nix zum Geburtstag (nicht, daß ich wert drauf lege, aber er könnte einem zumindest gratulieren). Bin ich nicht normal? Oder sehe ich das alles falsch? Was kann ich tun!?
Lg Rosa
Jetzt werde ich 45, der Traum von Kindern vorbei (bin ich jetzt schon zu alt). Dann hatte ich jetzt 6 Jahre einen Job, wo ich gemobbt wurde, ich hatte keine Unterstützung vom ihm, er meinte, da muß ich durch, bis ich eine neue Stelle habe. Habe meine ganzen Freunde in den 6 Jahren verloren, weil ich für nichts mehr Kraft und Lust hatte. Ich brauchte alles für den Job, damit ich mich jeden Tag da hin schleppen konnte.
Und alle Aggression in mir mußte ich schlucken. Dann kommt noch dazu, daß ich denke, das er Alkoholiker ist. Aber darüber kann man mit ihm nicht sprechen, da wird er aggressiv. Er trinkt jeden Abend 4 Bier, und wieviele er über den Tag trinkt, kann ich nicht sagen. Er trinkt auf jeden Fall schon auf der Heimfahrt von der Arbeit, um Stress abzubauen. Ich verbringe so meine ganze Freizeit allein mit meinem Hund, er ist immer beschäftigt.
Wir waren noch nie zusammen in einem Urlaub oder so. Ich bekomme nix zum Geburtstag (nicht, daß ich wert drauf lege, aber er könnte einem zumindest gratulieren). Bin ich nicht normal? Oder sehe ich das alles falsch? Was kann ich tun!?
Lg Rosa
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Rosa,
Ihre Beschreibung Ihrer Partnerschaft klingt für mich sehr traurig und ernüchternd. Sie hatten vieles vor, vieles geplant und wünschen sich noch immer Aufmerksamkeit, Gemeinsamkeit und - Liebe. Das ist erstens alles 'normal' und zweitens sogar das Mindeste, daß Sie von einer Partnerschaft erwarten können!
Dennoch: Sie sind jetzt seit zwölf Jahren zusammen, und auch dafür wird es doch Gründe geben? Schließlich ist das Verhalten Ihres Partners nicht über Nacht entstanden, sondern scheint sich schon seit einigen Jahren entwickelt zu haben. Offensichtlich sind Sie 'hart im Nehmen', d. h. Sie ertragen die Abwendung bzw. Vernachlässigung von seiten Ihres Partners schon eine Weile. Vielleicht auch deswegen, weil Sie Angst davor haben, alleine zu sein?
Was können Sie nun tun? So lange, wie der Zustand in Ihrer Partnerschaft sich anscheinend schon 'eingeschliffen' hat, werden Sie wahrscheinlich keine Veränderung über Nacht erzielen. Die Probleme Ihres Partners interessieren mich hier offen gestanden weniger, im Zentrum stehen Sie! Insofern wünsche ich Ihnen, daß Sie ausgiebig darüber nachdenken, welche Wünsche Sie haben, welche Bedürfnisse, und wie Sie Ihre Liebe zu Ihrem Partner beschreiben. Sie werden Ideen darüber entwickeln müssen, welche Qualitäten Sie selbst haben, was Sie an sich schätzen und lieben. Wenn Sie sich darüber Gedanken gemacht haben, sollten Sie Ihren Freund zu einem ernsthaften Partnergespräch bitten und ihm genau diese Wünsche und Bedürfnisse mitteilen, und auch Ihre Traurigkeit, daß Sie sich nicht 'gesehen' fühlen (vergessene Geburtstage!).
Letzten Endes werden Sie nicht darum herumkommen, konsequent zu handeln, d. h. Sie werden sich fragen müssen, ob Sie bereit sind, diese Partnerschaft unter den aktuellen Bedingungen weiter zu führen, oder ob Sie Ihren Partner bitten, Ihnen mit mehr Achtung und Wertschätzung zu begegnen. Seine mögliche Abhängigkeit werden Sie nicht beeinflussen können. Sollte sie tatsächlich vorliegen, fordern Sie ihn auf, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie laufen sonst große Gefahr, 'co-abhängig' zu werden, nicht in dem Sinne, daß auch Sie alkoholabhängig werden, sondern daß Sie sein riskantes Konsumverhalten durch Ihre Tolerierung auf Dauer verstärken.
Anders ausgedrückt: Sie werden sich und Ihre Haltung verändern müssen, und Ihr Partner wird dasselbe tun (müssen), in dem Moment, in dem Sie anders auftreten. Wenn Sie vor dieser Veränderung Angst haben, sollten Sie die Hilfe eines Paartherapeuten oder Mediators in Anspruch nehmen, der z. B. die Gespräche zwischen Ihnen und Ihrem Partner moderiert und auch wichtige Zusammenhänge erkennt und kompetent bearbeiten kann. Der 'Blick von außen' ist gerade in schwierigen Partnersituationen oft sehr hilfreich und klärend.
Werden Sie wieder 'sichtbar', und finden Sie den Mut zu konsequentem Handeln!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Holger Nikolai
Ihre Beschreibung Ihrer Partnerschaft klingt für mich sehr traurig und ernüchternd. Sie hatten vieles vor, vieles geplant und wünschen sich noch immer Aufmerksamkeit, Gemeinsamkeit und - Liebe. Das ist erstens alles 'normal' und zweitens sogar das Mindeste, daß Sie von einer Partnerschaft erwarten können!
Dennoch: Sie sind jetzt seit zwölf Jahren zusammen, und auch dafür wird es doch Gründe geben? Schließlich ist das Verhalten Ihres Partners nicht über Nacht entstanden, sondern scheint sich schon seit einigen Jahren entwickelt zu haben. Offensichtlich sind Sie 'hart im Nehmen', d. h. Sie ertragen die Abwendung bzw. Vernachlässigung von seiten Ihres Partners schon eine Weile. Vielleicht auch deswegen, weil Sie Angst davor haben, alleine zu sein?
Was können Sie nun tun? So lange, wie der Zustand in Ihrer Partnerschaft sich anscheinend schon 'eingeschliffen' hat, werden Sie wahrscheinlich keine Veränderung über Nacht erzielen. Die Probleme Ihres Partners interessieren mich hier offen gestanden weniger, im Zentrum stehen Sie! Insofern wünsche ich Ihnen, daß Sie ausgiebig darüber nachdenken, welche Wünsche Sie haben, welche Bedürfnisse, und wie Sie Ihre Liebe zu Ihrem Partner beschreiben. Sie werden Ideen darüber entwickeln müssen, welche Qualitäten Sie selbst haben, was Sie an sich schätzen und lieben. Wenn Sie sich darüber Gedanken gemacht haben, sollten Sie Ihren Freund zu einem ernsthaften Partnergespräch bitten und ihm genau diese Wünsche und Bedürfnisse mitteilen, und auch Ihre Traurigkeit, daß Sie sich nicht 'gesehen' fühlen (vergessene Geburtstage!).
Letzten Endes werden Sie nicht darum herumkommen, konsequent zu handeln, d. h. Sie werden sich fragen müssen, ob Sie bereit sind, diese Partnerschaft unter den aktuellen Bedingungen weiter zu führen, oder ob Sie Ihren Partner bitten, Ihnen mit mehr Achtung und Wertschätzung zu begegnen. Seine mögliche Abhängigkeit werden Sie nicht beeinflussen können. Sollte sie tatsächlich vorliegen, fordern Sie ihn auf, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie laufen sonst große Gefahr, 'co-abhängig' zu werden, nicht in dem Sinne, daß auch Sie alkoholabhängig werden, sondern daß Sie sein riskantes Konsumverhalten durch Ihre Tolerierung auf Dauer verstärken.
Anders ausgedrückt: Sie werden sich und Ihre Haltung verändern müssen, und Ihr Partner wird dasselbe tun (müssen), in dem Moment, in dem Sie anders auftreten. Wenn Sie vor dieser Veränderung Angst haben, sollten Sie die Hilfe eines Paartherapeuten oder Mediators in Anspruch nehmen, der z. B. die Gespräche zwischen Ihnen und Ihrem Partner moderiert und auch wichtige Zusammenhänge erkennt und kompetent bearbeiten kann. Der 'Blick von außen' ist gerade in schwierigen Partnersituationen oft sehr hilfreich und klärend.
Werden Sie wieder 'sichtbar', und finden Sie den Mut zu konsequentem Handeln!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Holger Nikolai
Bewertung durch den Fragensteller: 








Mehr zum Thema auf Psychomeda
Online-Beratung
Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...
Therapeuten
Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...
Beliebt auf Psychomeda
Social Feed
Folgen Sie uns auf Twitter
Qualität
Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter