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Ich weiß nicht, wie ich meine Gefühle in den Griff bekommen soll

vikaaa (w, 19) aus hannover:

Hey, ich bin sehr sensibel, fange bei Sachen an zu weinen, als wäre ich ein Wasserfall. Auch Berührungen, wie leichtes Streicheln sind manchmal echt unangenehm oder schmerzhaft. Ich habe oft das Gefühl, von meiner Familie nicht verstanden zu werden. Sie verstehen meine Handlungen und Reaktionen in vielen Situationen gar nicht. Manchmal kommt ein Gedanke und ich weine, bekomme Panik und komme alleine nicht raus aus dem Loch, was ich vorher geschaufelt habe.

Am Schlimmsten ist es für mich, das wenn meine Familie eine kleine Sache macht, die mich aus der Bahn wirft und ich einfache laut werde und mich nicht unter Kontrolle habe. Danach fühle ich mich jedes Mal so missverstanden, ich weiß zwar, dass ich falsch oder anders hätte reagieren können, aber es geschieht trotzdem jedes Mal aufs Neue. Gerade im Moment sitze ich auf der Arbeit und kann mich seit 3 Std. nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren, da ich in der Pause einen verletzten Vogel gefunden habe. Und mich nun so mies fühle, dass ich nichts machen kann.

Generell traue ich mich meist nicht mal mehr Nachrichten zu lesen, da mich das ganze Elend der Welt zum Verzweifeln bringt. Ich fühle mich so unwichtig, da ich eh nichts machen kann oder ändern kann. Auch in der Stadt macht mich alles traurig, die ganze Armut, Menschen, die mit Kindern betteln, Straßen Tiere und so weiter... natürlich möchte ich mich nicht mein Leben lang verstecken, aber es tut so weh.

Ich weiß einfach nicht, wie ich meine Gefühle und Überreaktionen in den Griff bekommen soll?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo vikaaa,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Aus meiner Sicht geht es darum, dass Sie lernen, sich selbst emotional zu regulieren und zu fokussieren. Sie sind ein sehr mitfühlender Mensch, das Elend in der Welt berührt Sie, aber überwältigt Sie auch. Das bedeutet, dass Sie sich zu wenig abgrenzen können, was auch wiederum Teil der Selbstregulation ist.

Momentan fällt Ihnen das sehr schwer. Doch es ist wichtig, dass Sie sich nicht noch selbst die Schuld dafür geben. Selbstregulation lernen wir bereits in sehr frühen Jahren, in dem unsere Bezugspersonen zunächst die Co-Regulation unserer Gefühle und Körperempfindungen übernehmen. Als Babies können wir uns kaum selbst regulieren, sondern sind entwicklungsphysiologisch darauf angewiesen, dass dies von außen geschieht. Falls das nicht stattfinden konnte oder nicht im ausreichenden Maße, wird es später in jungen und erwachsenen Jahren schwierig, sich selbst zu regulieren. Wir versuchen es dann beispielsweise mit Essen, Alkohol, Drogen oder Medikamenten zu kompensieren.

Was Sie erleben, ist die pure Überwältigung, das Geflutet werden von Gefühlen. Das ist auf Dauer sehr anstrengend und kräftezerrend für Ihre Seele und Ihren Körper. Ihre Eltern scheinen wenig hilfreich zu sein, im Gegenteil, Sie fühlen sich eher nicht gesehen und auch missverstanden. Letzteres ist wahrscheinlich auch ein Teil der Problematik.

Ich möchte Ihnen empfehlen, sich sehr bald therapeutische Begleitung zu suchen, da es immer schwerer werden wird, das alles allein emotional zu halten. Sie brauchen jetzt kompetente Hilfe und Unterstützung von außen, um zu lernen, wie Sie selbst Ihre Gefühle und Empfindungen steuern können, um sich den Anforderungen des Lebens wieder gewachsen zu fühlen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

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