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Ich reagiere auf ganz viele Sachen sehr sensibel und leide sehr mit

Maryella (w, 23) aus Harzgerode:

Ich reagiere offenbar auf ganz viele Sachen sehr sensibel. Oft bekomme ich gesagt, ich solle mich nicht so anstellen oder Ähnliches. Wenn ich zum Beispiel in einem Konflikt weiß, dass ich recht habe, aber mir nichts einfällt, um meinen Standpunkt zu begründen, fange ich an zu weinen.

Ich neige auch sonst dazu schnell zu verzweifeln. Wenn mein Mann ein Problem hat, dann denkt er sich, irgendwie wird alles gut, aber für mich wird das Problem immer größer, je mehr ich nach einer Lösung suche.

Das macht ganz viele Situationen für mich zur schier unaushaltbaren Qual. Ich neige dazu, Situationen zu verlassen, weil ich es nicht mehr ertragen kann. Oftmals macht es die Situation aber letztlich noch schlimmer.

Da ich nicht von zukünftigem gesellschaftlichem Verständnis ausgehe, ist meine Frage (und Hoffnung) folgende:
Wie kann ich lernen oder üben, nicht alles so schnell und so nah an mich heranzulassen?

Rein logisch ist es für mich zum Beispiel total egal, ob einem Kind sein Eis runter fällt. Ich weiß, das auch und es ist mir bewusst und trotzdem leide ich mit diesem Kind mit, auch wenn ich es gar nicht kenne.

Ich will das abstellen und das, ohne abgestumpft zu werden. Ich finde es toll, Menschen gut zu verstehen, aber ich will nicht immer mit jemandem mitleiden nur weil derjenige traurig ist und ich vielleicht noch nicht mal helfen kann. Und auch das, obwohl mir die ganze Zeit klar ist, dass ich eigentlich gar nicht muss. Es ist mehr wie ein innerer Zwang oder Druck, den ich nicht loswerden kann.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Maryella,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Sie leiden sehr mit anderen Menschen mit, verzweifeln schnell und können nur schwer Ihren Standpunkt in einem Konflikt vertreten. Sie fangen dann eher an zu weinen und fühlen sich hilflos.

Aus meiner Sicht würde es darum gehen, dass Sie lernen, bei sich zu bleiben. Ihre Wahrnehmung scheint insgesamt sehr nach außen gerichtet zu sein, deshalb wird es auch schnell zu viel. Sie nehmen zu viele Gefühle, Eindrücke von außen auf und können Sie nicht filtern oder dosieren. Wenn das geschieht, verlieren Sie den Kontakt zu sich selbst. Sie fühlen sich überfordert und gehen dann in den Rückzug.

Vielleicht mussten Sie sich als Kind sehr in Ihre Bezugspersonen einfühlen, um zu recht zu kommen, sich zu schützen oder in Ihrem Familiensystem zu überleben. Vielleicht war es schwierig, eine konfliktfähige Persönlichkeit mit eigenen Grenzen zu entwicklen, weil Ihre Bezugspersonen dies nicht unterstützt haben. Vielleicht haben Ihre Eltern viel gestritten und Sie fühlten sich hilflos. Was auch immer Ihr Erfahrungshintergrund sein mag - es wird Gründe für Ihr ausgeprägtes Gefühlsmuster geben.

Deshalb möchte ich Ihnen empfehlen, sich therapeutische Begleitung zu suchen. Sie benötigen einen geschützten Rahmen, um zu erkunden, was hinter Ihrer Empfindsamkeit steht, wie sie entstanden ist und dann, wenn Sie bewusster die Zusammenhänge spüren und erkennen, neue Verhaltens- und Fühlweisen auszuprobieren. Dafür ist der seelische Rückhalt in der Therapie sehr wichtig, er wirkt wie eine Stütze, die Ihnen neue Handlungsspielräume ermöglicht und Sie ins Selbstvertrauen führen wird.

Dann entscheiden Sie, auf welche Weise Sie Ihre Außenwelt wahrnehmen wollen. Sie werden dann Mitgefühl empfinden, aber sich auch gleichzeitig abgrenzen können, ohne beides als Widerspruch zu erleben.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

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