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Ich kann nicht über meine Gefühle reden!

Tina (w, 17) aus Berlin:

Hallo, liebes Beratungs-Team!
Ich kann nicht gut oder auch gar nicht über Gefühle reden. Wenn es meinen Freunden zum Beispiel schlecht geht, fällt es mir sehr schwer ihre Gefühle nachzuvollziehen und ihnen Ratschläge zu geben.

Ich selbst spreche nie darüber, wenn es mir nicht gut geht. Meistens Sage ich nur, ich hätte schlechte Laune oder es sei ein schlechter Tag. Aber eigentlich gibt es sehr viele Dinge und Gefühle über die ich gerne reden würde, es aber einfach nicht kann. Ich habe Angst dadurch verletzlich und somit nicht stark zu wirken. Denn bisher war es, in meinem Familien- sowie Freundeskreis, immer so, dass ich die Starke war.

Mittlerweile weiß ich manchmal nicht mal warum es mir schlecht geht. Ich weiß nur, dass irgendwo tief in mir Gefühle vergraben sind, die Trauer oder Wut hervorrufen könnten. Deswegen behalte ich sie für mich und ziehe eine Mauer um sie herum, damit sie nicht ausbrechen und ich die Kontrolle über sie behalten kann. Ich werde oft als gefühllos und kalt bezeichnet und meine Freunde reden nicht gerne über Gefühle mit mir, obwohl ich mir immer große Mühe gebe, verständnisvoll zu reagieren.

Ich habe mich schon im Internet erkundigt und denke, dass ich Alexithymie haben könnte. Kann das sein? Und wenn ja was kann ich dagegen unternehmen damit es mir besser geht oder damit ich überhaupt weiß warum es mir nicht gut geht? Danke für Ihre Hilfe! Tina

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Hallo, liebe Tina!
Wir Menschen sind alle sehr unterschiedlich und nicht jedes Anderssein muß gleich als Störung oder Krankheit klassifiziert werden, wenn diese auch die Tendenz unserer immer differenzierter werdenden Wohlstandsgesellschaft ist!

Der Begriff „Alexithymie“, zu deutsch „Gefühlsblindheit“ ist kein Anerkannter Krankheitsbegriff und wurde im Jahre 1973 von zwei amerikanischen Psychiatern eingeführt, ist aber bis heute nicht allgemein anerkannt.

Deine Selbstkritischen Beobachtungen, liebe Tina deuten darauf hin, daß Du Dir etwas schwer tust mit anderen Menschen in einen innigen, vertrauens- und liebvollen Kontakt zu kommen. Dies ist wahrscheinlich auch auf die Prägung durch Deine Familie zurück zu führen. Je nachdem, in welche Kommunikationswelt man aufgewachsen ist, tut man sich leichter, oder schwerer über Gefühle zu reden und was nicht instinktiv in Worte gefaßt wird, kann auch nicht so gut war genommen werden.

Es ist ein Zug unserer Zeit, daß auch im Gefühlsleben immer feiner differenziert wird und Begriffe und Themen, die vor einigen Jahrzehnten nur unter Wissenschaftler üblich waren, gelten heute teilweise schon als Gemeingut, aber eben nicht überall, z.B. weniger bei einfacheren Menschen, im Arbeitermilieu oder auf dem Lande.

Auch solltest Du von Deiner irrigen Meinung abrücken, nach außen hin immer stark und gefaßt wirken zu müssen, denn wahre Stärke zeigt sich darin, daß man sich auch mutig zu seinen Schwächen und Fehlern bekennen kann und dadurch als Mensch unter Menschen wahr genommen wird. Wir sind ja im Grunde alle nur „arme Hund“ die sich mühsam auf der Spur des Herrn durchs Leben plagen und immer wieder einmal scheitern und sich immer wieder ihrers begrenzten Menschseins bewußt werden, aber trotzdem mit der liebevollen Unterstützung der Mitmenschen gut durchs Leben kommen wollen!

Da Du, liebe Tina offensichtlich unter Deiner mangelnden Gefühlswahrnehmung leidest, Deiner eigenen Gefühle nicht sicher bist und dadurch auch im Umgang mit anderen Menschen etwas schwerer tust, würde ich Dir Raten dieses Thema einmal ausführlich mit einem Menschen Deines Vertrauens zu besprechen.

Dies kann ein naher Verwandter, ein Vertrauenslehrer, ein Schulpsychologe, ein Therapeut, Seelsorger oder Lebensberater sein. Überhaupt wäre es gut, wenn Du jemanden hättest, bei dem Du regelmäßig Dein Herz ausschütten könntest, um über alles zu reden, was Dich bewegt und beschäftigt. Dies könnte Dir sehr helfen, vieles im Leben besser zu verstehen und entspannter, zufriedener und glücklicher Deinen Weg durchs Leben zu gehen!

Darüber hinaus empfehle ich Dir, Dich einem Kreis junger Menschen anzuschließen, die sich regelmäßig z.B. im Rahmen eines Sportvereins, Tanzclubs, oder unter sonst einer Überschrift treffen und sich miteinander ihres jungen Lebens freuen!

Liebe Tina, ich hoffe, daß ich Dir mit meinen Worten etwas Mut machen und eine Richtung weisen konnte, die Du mit gutem Gefühl bejahen kannst und wünsche Dir nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht, bei der Verbesserung Deiner Gefühls- und Lebenssituation, damit Dein Lebenskompaß in Zukunft immer in Richtung echter, unbeschwerter Freude zeigt! Auf Wunsch stehe ich Dir dabei auch weiterhin gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Für heute grüße ich Dich sehr herzlich als Dein Lebensberater

Rainer.J.G.Schmidt@T-Online.de - WWW.Rainer-JGS.de

Dipl. Sozialpädagoge mit Psychotherapie
D-94360 Mitterfels - Burgstraße 7 - Tel. 09961/7255
Ich verwende gerne die traditionelle Rechtschreibung und das generische Maskulinum, denn verständliches, gutes Deutsch ist sicherlich besser als ängstliche Über-Korrektheit!

P.S.: Wenn Du noch Fragen haben solltest, so können kannst Du Dich gerne auch direkt an mich wenden. – Vergesse aber bitte nicht, diese kostenlose Antwort zu bewerten und wenn möglich, auch kurz zu kommentieren, womit Du mir ein große Freude machen würdest - herzlichen Dank und alles Gute!

http://www.Rainer-JGS.de
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