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Ich kann nicht mehr abschalten und habe ständig Angst, Fehler zu machen

Blaupause (w, 25) aus Dresden: Liebes Team,

ich habe das Gefühl, nicht abschalten zu können. Das ist so stark, dass ich keine Freude mehr empfinden kann. Ich studiere neben dem Beruf und schreibe gerade meine Abschlussarbeit. Diese schreibe ich für das Unternehmen, in dem ich arbeite. Das verursacht für mich den Druck, dass ich natürlich nicht versagen will. Dennn alle wissen davon.

ZUsätzlich habe ich intern die Stelle gewechselt und bin nun für die Umsetzung eines Projektes verantwortlich. Das ist an feste Termine gebunden. Zurzeit arbeite ich ca. 10 STunden täglich und jeden Tag habe ich Angst, Fehler zu begehen und alles zu versemmeln. Ich habe solche Angst, dass wenn ich nach Hause komme, ich nur überlege, was ich zu wem gesagt habe, was ich geschafft habe und was noch vor mir steht. Wenn ich vermeintlich etwas Falsches gemacht habe, lähmt mich das so, dass ich mit niemanden reden kann, mich am liebsten einsperren will und nicht schlafen kann. unausgeschlafen folgt dann natürlich ein teufelskreis... 'Falsches' ist für Außenstehende meistens Pillepalle..Falsches fängt bei mir schon an, wenn ich mit jemanden nicht im 'vermeintlich' richtigen Ton gesprochen habe und denke 'oh nein, was denkt er jetzt von mir'.

Wie kann ich wieder abschalten und mir nicht über jeden Mist Gedanken machen? Ich empfinde richtigen Stress. Habe 5 Kilo innerhalb von 3 Monaten abgenommen, keinen Appetit und kann meinem Freund auch keine Aufmerksamkeit mehr schenken, weil ich mit mir selbst so beschäftigt bin.

Vielen Dank!

Viele Grüße

Blaupause

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Blaupause,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die mir schon beim Lesen ein Gefühl von der Anspannung und der Erschöpfung vermittelte, unter der Sie leiden. Die Kombination Studium neben dem Beruf, flankiert vom derzeitigen Schreiben der Abschlussarbeit und der interne Stellenwechsel mit Verantwortung für ein Projekt, bilden gerade ein Höchstmaß an beruflicher Anforderung. Sie leisten enorm viel und es grenzt schon fast ans Übermenschliche, was Sie bewältigen.

Wenn Sie dazu noch unter der Angst leiden, Fehler zu machen, wird die körperliche und seelische Belastung unaushaltbar. Sie versuchen, alles richtig zu machen und dazu ist es notwendig, alles unter Kontrolle zu haben. Wenn Sie also fragen, wie Sie wieder abschalten können und sich nicht über jedes Detail Gedanken machen, so lautet eine Antwort: Lassen Sie die Kontrolle los. Nach dem, was sie schildern, bin ich sicher, dass Sie täglich Ihr Bestes geben und höchst konzentriert zu Werke gehen. Das ist es, was zählt und ausreicht. Versuchen Sie sich mental als auch emotional zu vergegenwärtigen, dass Sie Ihr Bestes geben und dass es ausreichen wird.

Fangen Sie an, sich wieder einem natürlichen Verlauf von Dingen anzuvertrauen. Es gibt dafür schon kleine Übungen, die folgende soll nur als einfaches Beispiel dafür dienen, wie Sie sich selbst im Alltag mental anleiten können:
Sie kaufen z.B. in einem Supermarkt ein und wählen aus, an welche Kasse Sie sich letztendlich anstellen. Wahrscheinlich werden Sie versuchen, die Warteschlange auszuwählen, die am kürzesten scheint. Sollten Sie nun merken, dass Ihre Schlange doch die langsamere ist, versuchen Sie sich in die Situation hinein zu entspannen. Lassen Sie die Kontrolle bewusst los. Sie können sich dabei auf Ihre Atembewegung konzentrieren - im Sinne von einfach wahrnehmen, was geschieht - und währenddessen den Boden unter Ihren Füßen spüren. Nehmen Sie mit Ihren Sinnen wahr, was in Ihnen als auch um Sie herum geschieht – ohne etwas zu bewerten. Ohne Bewertung heißt, dass Sie keine vorgefertigte Haltung oder Meinung gedanklich zulassen, sondern sich nur der puren Empfindung hingeben, wie z.B. einem Geruch von duftendem Kaffeearoma oder der Blick auf tauende Eiszapfen. Diese einfache Übung verankert Sie in dem gegenwärtigen Moment. Sie sind dann weder mit der Vergangenheit noch mit der Zukunft beschäftigt.

Außerdem möchte ich Ihnen empfehlen, sich mit dem Erlernen von Meditation zu beschäftigen. Das beständige Praktizieren wird dazu führen, dass Sie lernen, sich innerlich zu sammeln und sich von Ihren Gedanken zu distanzieren. Sie müssen wieder eine Distanz zwischen Ihre 10-stündige Arbeit und Ihrem Privatleben herstellen. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, welche Methode Sie auswählen, ob MBSR oder Vipassana etc., sondern entscheidend ist, dass Sie sich damit wohlfühlen.

Wenn Sie von Ihrer Angst jedoch immer mehr dominiert werden, könnten Ihnen ein paar therapeutische Sitzungen helfen, andere Bewältigungsstrategien zu erarbeiten.

Wichtig ist, dass Sie den Kreislauf von Angst, Anspannung, Grübeln und Schlaflosigkeit durchbrechen und langfristig auflösen. Richten Sie einen Teil Ihrer Aufmerksamkeit wieder gezielt auf Ihre körperlich-seelische Gesundheit und Ihre Partnerschaft.

Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute und ein frohes Weihnachtsfest,

herzlicher Gruß

Anke Wagner
- Heilpraktikerin f. Psychotherapie -
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