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Ich fühle mich von meinem Partner und seinen Eltern zunehmend überfordert!

Nina (w, 27) aus Bayern:

Hallo liebes Psychomeda-Team,
mein Freund und ich sind seit 7 Jahren glücklich verbunden. Ich habe die letzten 3,5 Jahre studiert und bis vor 8 Monaten auch eine kleine Wohnung gehabt. Er lebt in seinem Elternhaus, weil er selbst immer Miete sparen wollte und an den Wochenenden wohne dann wahlweise ich bei ihm und seiner Familie, oder meinen eigenen Eltern.

Ich wurde von seiner Familie immer sehr herzlich aufgenommen und dennoch konnte ich mich dort nie so richtig zu Hause fühlen, da ich immer das Gefühl hatte, dort kein Mitbestimmungsrecht zu haben.

Außerdem renovieren wir nunmehr schon ganzen 2 Jahren gemeinsam eine Wohnung, welche sich allerdings auch auf dem Grundstück seiner Eltern befindet.

Mein Freund ist handwerklich sehr begabt, daher haben wir - neben meinem Studium plus Nebenjobs und seiner eigentlichen Arbeit - die gesamte Wohnung neben seiner eigentlichen Arbeit & meinem Studium ganz eigenständig renoviert.

Sie können sich vorstellen, dass dies alles oft sehr stressig war. Ich wurde immer gereizter, wegen dieser anstrengenden und sich so lange hinziehenden außergewöhnlichen Belastung und sicherlich auch wegen dem so engen Zusammenleben mit seiner Familie.

Es ging nun soweit, dass ich bedenkliche körperliche Symptome an mir festgestellt habe, die besonders stark bei Belastung und in stressigen Situationen auftreten, welche das sind: Kopf- und Magenschmerzen, Übelkeit, Herzrasen & Beklemmungen im Brustraum, Freßanfälle usw., was ich dann durch Sport, Diät und sogar Erbrechen zu kompensieren versuche.

Außerdem empfinden ich wegen alledem sehr große Scham und kann zeitweilig nicht aufhören zu weinen. Mein Freund hat dann oft ein schlechtes Gewissen und stürzt sich dann noch mehr in die Arbeit, obwohl ich mir viel eher wünschen würde, dass er sich fachkundige Hilfe holen und nicht so viel selber machen würde, weil das alles unsere Kräfte übersteigt und sich zu einer unendlichen Geschichte auswächst!

Ich habe zudem das ungute Gefühl, dass kein Ende abzusehen ist und alles sich zunehmend verschlimmere und er mich einfach nicht Ernst nimmt und er meine Bedrückung nicht nachfühlen kann und nicht ansatzweise versteht, wie schlecht es mir bei dem Ganzen geht und ich das auch so nicht mehr lange aushalte! Ich weiss einfach nicht mehr was ich jetzt tun soll und bitte Sie deshalb dringend um Rat und Hilfe und danke sehr herzlichen im Voraus! Nina

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank liebe Nina,
daß Sie uns hier vertrauensvoll Ihr so schwer gewordenes Herz ausschütten! Nach dem, was Sie alles so über Ihre Sorgen und massiven psychosomatischen Symptome schreiben, so war es offensichtlich allerhöchste Zeit, daß Sie endlich den Mut und die Kraft gefunden haben, ernsthaft etwas gegen Ihre schon längst unerträglich gewordene Überforderung zu tun, in dem Sie hier bei einer dritten, neutralen und fachkundigen Stelle, um Rat und Hilfe nachfragen!

Wenn man sich von seiner Familie und seinen nächsten, vertrauten Mitmenschen nicht richtig ernst genommen und verstanden fühlt, dann sollte man nicht Zögern, sich diese Hilfe von anderer Seit zu holen, zumal es ja in unserem so reichen und bestens organisiertem Lande für fast jede denkbare Problemlage eine ganze Reihe von kostenlosen Ansprechpartnern und Hilfseinrichtungen gibt!

Angefangen von der Telefonseelsorge, über die vielen staatlichen Einrichtungen, bis hin zu den freien Wohlfahrtsverbänden (AWO, Diakonie, Caritas, Rotes-Kreuz usw.), die in fast allen Städten und Landkreisen eine Vielzahl bestens ausgebildeter und gut bezahlte Fachkräfte vorhalten, um bei allen Fragen und in allen Notlagen nachhaltig helfen zu können, von den vielen Angeboten im Netz gar nicht zu reden!

Entschuldigen Sie bitte diese lange Vorrede, aber so wie hier bei Ihnen, erlebe ich es in meiner Beratungspraxis immer wieder, daß erst nach Rat und Hilfe Ausschau gehalten wird, wenn der Leidensdruck unerträglich ist und es oft reichlich schwer ist, das schon im Brunnen liegend Kind noch zu retten!

Doch jetzt endlich zu Ihrer so bedrückenden Notlage, die sich offensichtlich schon seit einer Reihe von Jahren aufgeschaukelt hat, bis dahin, daß jetzt Ihr Körper ganz massiv die Notbremse gezogen hat, weil Sie leider allzu lange nicht auf Ihre klar erkannten Gefühle - des Unwohlseins, des „nicht so recht zu Hause Fühlens“ und zuletzt sogar der massiven körperlichen Überforderung - reagiert haben!

Wenn Reden, deutliche Hinweise und offene Aussprachen auf bestehende Mißstände – offensichtlich nicht recht ernst genommen und beachtet werden, dann gebietet es die Selbstachtung und die elementare Verantwortung für die eigene Gesundheit, – daß man umgehend handelt und zwar sehr deutlich und folgerichtig!

Aber von vorne, wie Sie schreiben leben Sie – mehr oder weniger - mit Ihrem „Freund“ und dessen Eltern schon seit über 7 Jahren zusammen, ohne daß Sie sich dort wirklich wohl und zu Hause fühlen würden!

Trotzdem haben Sie es aber zugelassen, daß Ihr Lebenspartner Sie – trotz Ihres Studiums und Ihrer Teilzeittätigkeiten als verbindlich Arbeitskraft, voll mit in sein Projekt des Ausbaues einer Wohnung auf dem Grundstück seiner Eltern einbindet, obwohl es wahrscheinlich auch anders gegangen wäre! Dies hat Sie – je länger je mehr – nicht nur sehr gestreßt, sondern sogar total überfordert und jetzt sogar ernstlich krank gemacht hat, ohne daß Sie es bis jetzt gewagt hätten, die Notbremse zu ziehen!

Warum haben Sie sich so einschüchtern lassen, was hat Sie daran gehindert, sich zu Ihren elementar wichtigen Bedürfnissen und Wünschen zu bekennen und diese einzufordern? Sie deuten ja auch an, daß es sicherlich auch andere Möglichkeiten gegeben hätte, da sein Eltern, ob ihres großen Grundbesitzes nicht ganz arm zu sein scheinen. Doch der junge Mann hat von Ihnen offensichtlich die gleich Begeisterung und Hingabe an den Ausbau der Wohnung verlangt, ohne auf Ihre gesundheitlich und menschlichen Grenzen Rücksicht zu nehmen!

Aber der größte Fehler, den Sie bei diesem ganzen Projekt von Liebschaft, Familienanschluß, Nestbau und Familiengründung gemacht haben, ist doch ganz offensichtlich der heute so typisch Geburtsfehler vieler Liebesbeziehungen und Partnerschaft, die auf Dauer in Richtung Familiengründung angelegt sind:

Sie haben, so wie es mir scheint, womöglich bis jetzt keine klaren Verhältnisse durch Verlobung, Eheschließung, oder wenigstens einer verbindlichen Absprache geschaffen, sondern haben die die Sache einfach so laufen und sich entwickeln lassen, obwohl Sie sich von Anfang an – und das ist mehr als verständlich – in diesem rechtlosen Raum, nicht so richtig wohl und zu Hause gefühlt haben!

Leider haben Sie – liebe Nina – dieses absolut berechtigte Gefühl offensichtlich nicht weiter beachtet, denn sonst hätten Sie auf der richtigen, gesunden und Sicherheit schaffende Reihenfolge geachtet, den jeder weiß, daß erst A, dann B und zum Schluß erst C kommen sollte!

Ich will damit sagen, bevor man zu den Schwiegereltern zieht (B), oder sich gar zusammen mit dem Mann seines Herzens ein eigenes Nest baut (C) sollte man unbedingt erst einmal die Verbindlichkeit und die Zukunftsaussichten der Liebschaft prüfen und auch rechtlich verbindlich absichern, wofür es ja seit je her die bewährte Form der Eheschließung (A) gibt, die nicht umsonst mit klaren rechtlichen Regeln und Absicherung versehen ist, die insbesondere dem Schutz der Frau und deren Rechtssicherheit dient, so daß man auch als eingeheiratete Schwiegertochter, die gleichen Rechte, insbesondere des gemeinsam Aufgebauten hat und sich dadurch erst beruhigt, voll und ganz, in der neuen Umgebung geborgen und zu Hause fühlen kann!

Ich weiß ja nicht, was Sie in dieser Hinsicht mit Ihrem Liebespartner, den Sie immer nur als Ihren „Freund“ bezeichnen, bisher abgesprochen haben, wie es also mit Heirat, Familiengründung und Kindern für die Zukunft geplant war und ist?

Wenn Sie - liebe Nina - wie Sie schreiben, schon 7 Jahre mit diesem Mann zusammenleben und ihn immer noch, nur als „Freund“ bezeichnen, so ist auch dies für mich ein bedenkliches Zeichen, daß hier etwas wichtiges noch nicht geklärt wurde, denn nach 7 Jahren des Zusammenlebens sind Sie sich doch sicherlich mehr als nur Freunde, sondern - mit oder ohne Trauschein vor Gott und der Welt - Mann und Frau, oder zumindest gemeinsame Lebenspartner!

Aber wie gesagt, es zeigt sich hier ja nur - wie so oft - daß man nicht einfach so unbedacht zusammen leben, sondern besser möglichst frühzeitig klare Verhältnisse schaffen sollten, um sich am richtigen Platz – mit allen Rechten und Pflichten – gleichwertig und ganz zu Hause fühlen zu können!

Soweit meine Gedanken zur rechtlichen und menschlichen Problematik einer „wilden Ehe“ eines rechtlich und menschlich ungeklärten Zusammenlebens, was die Zukunft, die Rechtslage und vor allem die erklärten Absichten und Pläne für die Zukunft anbelangt, denn wahre Liebe verlangt immer nach Sicherheit, Ausschließlichkeit, Treue und tiefer, tiefer Ewigkeit! - Insbesondere, wenn man beginnt viel Zeit, Geld und Herzblut in den eigenen Nestbau zu investieren, so wie bei Ihrem hier ja der Fall ist!

Doch nun zu Ihrer gesundheitlichen Problematik, die ja auch zum großen Teil mit der ungeklärten Rechtslage und Zukunftsplanung zusammen hängt.

Sie, liebe Nina, haben gerade Ihr Studium abgeschlossen und stehen jetzt beruflich und auch was die Liebschaft anbelangt vor einem Scheideweg!

Die Tatsache, daß Ihr Mann Ihre Bedenken, Ihre Überforderung, ja Ihren gesundheitlichen Ruin nicht gesehen, nicht geglaubt und auch Ihre diesbezüglichen Hinweise und Bitten nicht ernst genommen und einfach so weggewischt hat, spricht ja eigentlich doch sehr, gegen die Fortsetzung dieser Liebes- und Lebensgemeinschaft, oder wie sehen Sie das?

Auch scheint es mit Ihrer Selbstfürsorge, Ihrem Selbstbewußtsein im Argen zu liegen, denn wenn Sie sich seit 7 Jahren beim Zusammenleben mit Mann und Schwiegereltern nicht so wirklich wohl, zu Hause und menschlich und rechtlich gleichwertig und gut aufgehoben gefühlt haben und in all den Jahren nicht in der Lage waren, Ihre Sorgen und Bedenken unüberhörbar zum Ausdruck zu bringen und entsprechende Änderungen einzufordern, dann sind Sie für meine Begriffe einfach innerlich nicht reif und stark genug für diese Verbindung!

Aber es kann natürlich auch sein, daß Sie diese Ungereimtheiten sehr wohl angesprochen haben, aber nur nicht durchgedrungen sind, weil Ihre Mann im Verein mit seinen Eltern, Sie gewissermaßen unmündig gehalten hat und Sie somit nur als eingeheiratete Frau gesehen wurden, die sich demütig und dankbar anzupassen hätte! Jedenfalls ist dieses Denken zumindest am Lande immer noch vorherrschend, da die „Schwieger“ sich ja gewissermaßen ins gemacht Nest setzen und deshalb auch entsprechend geringschätzig behandelt werden!

Wie dem auch sei – liebe Nina - Sie können nur dann wieder gesund, selbstbewußt, unbeschwert und glücklich werden, wenn Sie jetzt erst einmal klare Verhältnisse schaffen und diese Zwangsjacke endlich mutig und selbstbestimmt abstreifen!

Es wird also höchste Zeit, daß Sie aus diesem Alptraum aufwachen und mutig aus diesem goldenen, aber höchst beengenden und krank machenden Käfig aussteigen, um dann mit offeneren Augen und klarerem Blick selbst zu entscheiden, wie Sie eigentlich wirklich leben und welchem Mann Sie sich dauerhaft anvertrauen wollen!

Vielleicht kommen Sie ja zu der Erkenntnis, daß Sie besser nicht zu einem Manne ziehen, der immer noch bei seinen Eltern wohnt und mit diesen all zu eng verbandelt, um nicht zu sagen verheiratet ist, so daß Sie als eingeheiratete Frau und Schwiegertochter einen recht bescheidenen Stand hätten, weil Sie sich dann immer nach den „Grundherren“ richten müßten und Ihre Bedürfnisse allzu wenig gehört und berücksichtigt werden würden!

Also - liebe Nina - hören Sie gewissenhaft auf die mahnenden Stimmen Ihrer Seele und Ihres Körpers und befreien Sie sich endlich von dem, was Sie krank und unglücklich gemacht hat!
Das Ihnen das umgehend gelingen möge, dafür wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht, damit Sie - nach einigen wichtigen Entwicklungsschritten – bald jenes unbeschwerte, wahre und dauerhafte Lebens- und Liebesglück erfahren mögen, wonach wir uns alle so sehr sehnen!

Für Rückfragen stehe ich Ihnen auch weiterhin gerne zur Verfügung, bitte Sie aber im Gegenzug um eine möglichst umgehende Bewertung und kurze Kommentierung dieser meiner kostenlosen Antwort!

Für heute verbleibe ich mit allen guten Wünschen
und lieben Grüßen, als Ihr Psychomeda-Berater
Bewertung durch den Fragensteller:
Hallo liebes psychomeda-team,





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