Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Das Gefühl, alleine auf der Welt zu sein, macht mir Angst

Rabenfeder (m, 18) aus Grünberg: Hallo Psychomeda-Team. Meine Frage eigentlich recht simpel: Was ist mit mir los?

Seitdem ich klein bin konnte ich mich immer schlecht in andere Gruppen einbringen. Ich hab mir schon früh vorgestellt eine andere Person zu sein, dabei hat sich in den Jahren bis jetzt eine immer genauere Vorstellung entwickelt wie ich sein könnte. Wenns mir schlecht geht hab ich mich immer in diese Personen versetzt.

Vor ca. drei Jahren hatte ich meine erste Freundin über mehrere Monate. Als sie die Beziehung beendete ist eine Welt für mich zusammengebrochen. Danach ging es nur ein wenig bergauf, aber wieder bergab. Ich weis das ich daran Schuld bin und ich muss selbst jetzt noch ständig daran denken.

Ich bin ständig alleine, sitze fast den ganzen Tag vor dem Computer um mich mit Leuten zu unterhalten. Hier in der Nähe habe ich so gut wie keine Freunde.

Immer wenn ich wirklich ganz allein bin spüre ich extreme Traurigkeit und die Angst davor immer alleine bleiben zu müssen.

Vor etwa anderthalb Jahren habe ich Angefangen mich selbst zu verletzen wenn es mir besonders schlecht geht. Früher habe ich mich nur bewusst an heißem Wasser verbrannt, inzwischen ist es soweit das ich mir Rasierklingen kaufe um mir die Oberarme aufzuschneiden. Das ist mir sehr peinlich. Ich weiß nicht, es hilft mir einfach damit klar zu kommen das ich allein bin und das ich es immer wieder nicht schaffe.

Ich habe auch schon mal daran gedacht mir das Leben zu nehmen, weil dann ja das alles aufhören würde.

Sollte ich zum Psychologen gehen?

Liebe Grüße, Rabenfeder

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo lieber Rabenfeder,

Ihre Frage, was mit Ihnen los ist, kann ich Ihnen im Sinne einer Diagnose natürlich aus der Distanz heraus und ohne Sie zu kennen nicht beantworten. Aber beim Lesen Ihrer Anfrage sind mir ein paar Gedanken durch den Kopf gegangen, die ich Ihnen gerne mitteilen möchte.

Sie haben große Angst davor alleine in der Welt zu stehen und Verluste (wie die Trennnung von der Freundin) belasten Sie sehr - beides könnte darauf hindeuten, dass Sie in Ihrer frühen Kindheit nicht genug Beziehungsstabilität erleben durften.

Dass Sie sich in Gruppen schwer tun, wenig Freunde haben und sich in ideale 'Wunschpersonen' flüchten, hat wahrscheinlich mit einem mangelnden Selbstwertgefühl zu tun - Sie können sich so wie Sie sind nicht besonders leiden (deshalb wären Sie lieber ein anderer) und Sie gehen wahrscheinlich (unbewusst) auch davon aus, dass andere Sie ebenfalls ablehnen. Das bremst Sie natürlich enorm, wenn es darum geht, Kontakte zu knüpfen. Die Distanz der Internetwelt ermöglicht zwar 'unverfänglicheren' Austausch, das ist aber nicht das, was Sie sich wirklich wünschen.

Ich lese in und zwischen Ihren Zeilen eine tiefe Sehnsucht nach Beziehung und wirklicher Begegnung.
Sie haben einerseits große Angst sich so zu zeigen, wie Sie wirklich sind und wünschen sich andererseits genau als das gesehen und geschätzt zu werden, was Sie wirlich sind. Sie befinden sich in einem inneren Dilemma und wissen nicht, wie Sie dem entkommen können.

Selbstverletzendes Verhalten kann verschiedene Hintergründe haben - oft dient es dem vorübergehenden Abbau unerträglicher Spannungen, oft steckt ein Bedürfnis, sich selbst wieder zu spüren dahinter, es kann auch eine Form der Selbstbestrafung sein.

Sie schreiben, hinter Ihren Suizidphantasien stehe der Wunsch, das alles möge aufhören. Sie möchten die aktuelle, unerträgliche Situation nicht mehr haben - Sie wünschen sich eine gravierende Veränderung. Das bringen Sie in Ihrer Formulierung
'sich das Leben nehmen' (wenn man diese mal wörtlich nimmt) sehr schön zum Ausdruck. Was würden Sie sich am liebsten nehmen, wenn Sie sich vom Leben nehmen könnten was Sie wollen?

Besonders gut gefällt mir Ihr Nickname 'Rabenfeder' - ich weiß wohl, dass der Rabe in unserer Kultur und in der jetzigen Zeit oft für Düsteres steht. Da ich als Sandspieltherapeutin viel mit Symbolik arbeite, weiß ich aber auch, dass Raben für Weisheit, Neugierde, Lern- und Anpassungsfähigkeit stehen. Die Indianer glauben, dass Raben die Sonne an den Himmel gehängt haben. Mit der Feder assoziiere ich Leichtigkeit und die Fähigkeit zu fliegen. Im Fliegen bewegt der Rabe sich fort und hat gleichzeitig viel Überblick.

Ihr Unbewusstes hat die Rabenfeder als Symbol ausgewählt und weiß auch schon, dass es hilfreich für Sie sein wird, professionelle Hilfe anzunehmen. Mit der Unterstützung eines therapeutischen Begleiters können Sie eventuelle alte Blockaden aufarbeiten und lernen, sich selbst zu mögen, sich und anderen zu vertrauen. Sie können den Überblick über Ihre Situation finden und Aspekte der Leichtigkeit entdecken. Wenn Sie neugierig auf sich selbst werden / bleiben, wird es Ihnen gelingen, die (symbolische) Sonne an Ihrem Himmel aufzuhängen, damit Ihre Welt wieder farbig und warm wird.

Ich wünsche Ihnen viel Glück, liebevolle Begleitung und gute Erfahrungen auf Ihrem Weg!
Herzliche Grüße von Pia Meyer

PS. Ich möchte Sie noch bitten, meine Antwort zu bewerten. Danke.

Bewertung durch den Fragensteller:





Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter