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Depression, Borderline und Suchtverhalten

Anti-Self (m, 20) aus Berlin: Hallo zusammen!

Erstmal ein paar Fakten zu mir:

- war vor ca. 3 Jahren für mehrere Monate stationär in einer Klink wegen akuter Suizidgefahr
- Diagnose: Depression mit Verdacht auf Borderline
- habe 1 Jahr lang SSRIs genommen, ohne Erfolg
- nach dem Klinikaufenthalt habe ich mit dem SVV angefangen, welches nach Pausen immer wiederkehrt
- seit ca. einem Jahr rauche und trinke ich und das aus Gründen, die wohl fragwürdig sind (Rauchen entspannt und zögert Ritzattacken heraus; Trinken lenkt mich ab und versüßt mir mein Wochenende)

In letzter Zeit habe ich wieder vermehrt aggressive Gedanken. Die Aggressionen beziehen sich teils auf andere Menschen, teils auf mich selbst. Das SVV hält sich noch zurück, aber meistens nur, weil ich nicht alleine bin. Heute abend wäre es eigentlich wieder so weit, aber irgendwie soll es mir nicht gegönnt sein. Generell habe ich einen leichten Drang zur Sucht, egal welches Gebiet.

Von Therapie bzw. Therapeuten halte ich eigentlich nicht viel, da ich damals schlecht behandelt wurde. Leider muss ich sagen, dass besonders meine Suizidgedanken wieder vermehrt in meinem Kopf herumschwirren. Das sind alles Vorzeichen, wie damals. In eine stationäre Therapie o. ä. möchte ich eigentlich nicht gehen, da ich ab nächstem Monat fertig mit meiner Ausbildung bin. Gerade aus diesem Grund wundert es mich eigentlich, dass ich wieder solche Gedanken bekomme, da im Prinzip alles perfekt läuft.

Telefonseelsorge bringt nichts, genauso wenig wie ein Arzt der mir nur Mist verschreibt. Also was soll ich tun? =(

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Anti-Self,

danke für Ihren Beitrag! Sie haben schon reichlich Erfahrung mit Medikamenten, Ärzten, Therapien - aber vor allem mit sich selbst gemacht! Sie schreiben, daß Sie von Therapie und Therapeuten 'nicht viel halten', aber Sie wenden sich an dieses Forum - nun, hier sind auch Therapeuten tätig, so wie ich.

In allen Details Ihrer Beschreibung lese ich immer wieder das Thema 'Beziehung' heraus: Ihre Symptomatik wird besser, wenn Sie in Gesellschaft sind, Station und Therapie lehnen Sie ab, Kontakt suchen Sie aber hier auf psychomeda. Es scheint eine starke Ambivalenz, d. h. Unentschlossenheit in Ihnen zu geben, wie und wo Sie sich sicher oder auch bedrängt und nicht-beachtet fühlen.

Bei einem Verlauf, wie Sie ihn schildern, kann ich Ihnen fachlich keinen anderen Rat geben, als sich mit Ihren behandelnden Ärzten über Symptomatik und ggfs. Medikamente zu unterhalten. Eine Alternative könnten Wohngemeinschaften sein. Sie sind offensichtlich in der Lage, kritisch über Ihre eigene Situation nachzudenken und auch eine Ausbildung abgeschlossen zu haben und somit die Möglichkeit zu einem verantwortungsvollen Leben zu haben.

Eine solche Wohngruppe bietet Ihnen den Vorteil, nicht 'stationär' untergebracht zu sein, dennoch kompetente Betreuer an Ihrer Seite zu haben und den fördernden Effekt von Gemeinschaft zu erleben. Gerade bei einer Tendenz zu Borderline und selbstverletzendem Verhalten sollte der 'Beziehungsaspekt', das 'Sich-auseinander-setzen' und Annähern im Zentrum stehen. Eine therapeutische Begleitung sollte meines Erachtens dabei stattfinden, auch, wenn Sie dies im Augenblick ablehnen.

Borderliner und Abhängige (psychologisch betrachtet fast 'dasselbe') fordern Ihre Umwelt heraus, in jeder Beziehung. Sie benötigen ein Gegenüber, das Ihren 'Attacken' standhält und echte Auseinandersetzung bietet. Viele Therapeuten fühlen sich damit überfordert und weichen lieber auf medikamentöse Behandlung aus. Es gibt aber auch Therapeuten, die sich auf diese Arbeit spezialisiert haben und mit denen auch Sie vielleicht gut arbeiten könnten. Es liegt allerdings an Ihnen, den ersten Schritt zu tun und einen solchen Therapeuten zu suchen. Auch dafür wäre ein Gespräch mit Ihrem jetzigen Therapeuten/Psychiater sinnvoll.

Sie sehen, ohne 'Beziehung' wird es keine Erleichterung geben - einfach, weil Sie nicht alleine auf der Welt sind und Sie einen Weg finden wollen, mit Ihrer Umwelt umzugehen. Suchen Sie also bitte das Gespräch, denn 'online' läßt sich diese Thematik nur sehr begrenzt bearbeiten!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
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