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Verzweiflung nach Therapie mit Antidepressiva

Gisela (w, 23) aus Berlin: Hallo.

Ich bin sehr verzweifelt zur Zeit. Bis vor 2 Jahren habe ich eine Therapie gemacht, dann 2 Jahre lang ein Antidepressivum genommen und es nun Anfang dieses Jahres abgesetzt. Seit ca. einem halben Jahr geht es mir im großen und ganzen nicht sonderlich gut und ich verfalle wieder in alte Verhaltensmuster.

Was mir besonders Angst macht ist, dass ich nicht nur in einem Zustand voller Gefühlskälte oder extremer Gefühle (also als Ventil) ritze, sondern auch mit dem Bewusstsein, dass ich mir damit schade, dass es mir nicht gut tut. Aber das ist egal, weil ich egal bin und weil es mich von einer seltsamen, inneren Taubheit befreit.

Als ich 15 war, habe ich damit angefangen und dachte, es wäre vorbei. Ich hätte es geschafft, es wäre nur so eine Pubertätssache gewesen. Ich habe Angst, wieder an den Punkt von früher zu kommen, an dem mich jede Kleinigkeit aus der Bahn wirft und ich zur Klinge greife.

Und jetzt kommt nicht nur das wieder, sondern auch extreme Nervösität, Unsicherheit, Konzentrationsschwierigkeiten, Herzrasen, Schlafstörungen, das Gefühl, 'nicht da zu sein'. Zudem habe ich den Eindruck, ein leichtes Nähe-Distanz-Problem, besonders in Liebesbeziehungen zu haben, das macht mir gerade auch Sorgen.

Ich bin verzweifelt und mein Leben ist mir gerade zu anstrengend. Ich habe keine konkrete Frage, ich brauche einfach nur Hilfe und weiß nicht mehr, was ich tun kann gegen diesen Drang.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Gisela,

vielen Dank für die eindringliche Beschreibung Ihrer augenblicklichen Situation. Sie haben bereits psychiatrische Hilfe in Anspruch genommen, und das zeigt, daß Sie in der Lage sind, sich anderen anzuvertrauen und selbst für sich zu sorgen.

Daß Sie nach einer längerfristigen Therapie jetzt wieder in eine niedergeschlagene und verzweifelte Stimmung kommen (einschließlich der beschriebenen vegetativen Symptome wie Gereiztheit etc.), kann tatsächlich mit einem verfrühten Absetzen des Antidepressivums zusammenhängen, aber auch damit, daß vielleicht eine begleitende Psychotherapie nicht intensiv genug absolviert wurde. Damit setze ich natürlich voraus, daß Sie sich zusätzlich zur medikamentösen Behandlung in psychotherapeutischer Behandlung befunden haben (oder noch befinden), was bei Medikamenteneinnahme grundsätzlich der Fall sein sollte.

Bitte sprechen Sie unverzüglich mit Ihrem letzten behandelnden Psychiater bzw. Therapeuten und schildern dort die Symptome, unter denen Sie leiden. Ihre bisherigen Behandler haben den besten Überblick über Ihre Situation und können entsprechende Hilfestellung leisten.

Ihr 'Drang', sich selbst zu verletzen, ist dabei als Teil Ihres 'Nähe-Distanz-Problems' zu sehen. Ehe Sie Gefahr laufen, durch andere verletzt zu werden, tun Sie dies vorsorglich selbst, denn in diesem Falle können Sie Schmerz und Entspannung selbst steuern.

Die Nähe-Distanz-Regulierung ist übrigens ein Grundpfeiler der humanistischen Therapieverfahren, bei denen die Gestaltung von Beziehung im Zentrum steht und als Ursache für alle seelischen Probleme angesehen wird. Da Ihnen die Wichtigkeit dieses Punktes bewußt zu sein scheint, könnte es hilfreich sein, daß Sie mit einem entsprechend orientierten Therapeuten zusammenarbeiten, Sie werden dann gute Chancen haben, von diesem Punkt ausgehend mehr Zufriedenheit und Optimismus zu erleben.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -





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