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Seit meine Katze gestorben ist komme ich mit meinen Gefühlen nicht mehr klar...

Julia (w, 15) aus Nordrhein-Westfalen:

Hallo,

ich habe folgendes Problem, seit eine meiner Katzen gestorben ist kann ich nicht mehr glücklich werden.
ca. ein halbes Jahr nach dem Tod habe ich angefangen mich zu ritzen.
Und bekam Depressionen.
Ich hatte nie wirkliche Freunde und zu dieser Zeit hatte ich nur eine, die mir sehr sehr wichtig war, doch wie sich hinterher rausstelle hatte sie mich nur ausgenutzt.
Nach einer langen und für mich qualvollen Zeit hatte ich ihr dann die Freundschaft gekündigt und hatte überhaupt niemanden mehr.
Doch irgendwann fand ich dann meine Seelenverwandte und ich werde sie auch hoffentlich nie verlieren.
Mit ihr habe ich es geschafft mit dem Ritzen aufzuhören.
Doch irgendwann kam dann eine Essstörung zu meinen Problemen hinzu.
Und nach einer Weile bemerkte ich mit einer mittlerweile sehr guten Freundin zusammen, dass ich wahrscheinlich eine ernstzunehmende Angststörung habe.
Ich habe es mit Mühe geschafft diese Essstörung zu besiegen.
Doch irgendwann hatte ich es nicht mehr geschafft mit dieser Angst zu leben.
Ich fing erneut an zu ritzen und mein Essverhalten verschlimmerte sich auch wieder.
Was kann ich tun ?

Ich wäre sehr dankbar über jede Art von Antwort.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Julia,

es ist traurig, dass Deine Katze gestorben ist. Konntest Du mit jemandem über Deine Trauer in dieser Zeit reden?

Ich finde es auch traurig, dass Du nur wenige Freunde hast - und dass diese Dich dann über alles hinaus auch noch schlecht behandeln. Konntest Du denn darüber mit jemandem reden?

Zum Glück gibt es nun eine Seelenverwandte. Durch die Sicherheit und Geborgenheit, die durch Euer Verwandschaftsgefühl entsteht hast Du vermutlich Kraft bekommen, Dich zu fragen was Du tun kannst?

Wenn ich Deine Zeilen lese vermute ich, dass Du Deine Gefühle bisher über Ritzen und das Essen reguliert hast. Meine Erfahrung zeigt, dass dies auch anders möglich wäre. Unsere Gefühle sollen uns zeigen was uns gut tut und was nicht. Wenn wir angenehme Gefühle haben, dann sind unsere Bedürfnisse erfüllt - erleben wir hingegen unangenehme Gefühle, dann sind unsere Bedürfnisse nicht erfüllt. Somit ist ein angenehmes Gefühl ein Signal genauso weiterzumachen, weil es uns gut tut - ein unangenehmes Gefühl hingegen ist ein Signal, etwas zu ändern, weil uns etwas nicht gut tut.

Im Laufe der Entwicklung lernen Kinder nun, genau dieser Verknüpfungen anzulegen und darauf zu reagieren. Es ist jedoch auch möglich, dass jemand lernt, unangenehme Gefühle auszuhalten oder zu unterdrücken und keine Veränderung vorzunehmen. Genau das ist der Fall bei Stimmungsschwankungen - dass die Gefühle anzeigen dass es Bedürfnisse gibt, die nicht erfüllt sind. Jedoch fehlt die Verknüpfung im Gehirn, auf dieses Signal auch zu reagieren. Und die unangenehmen Gefühle kommen dann genau in den Momenten, in denen man sie am wenigsten erwartet und auch am wenigsten gebrauchen kann. Dann kann es so scheinen, dass die Stimmungsschwankungen 'ohne Grund' auf einen zukommen. Zudem kann man sie ja gar nicht interpretieren und weiß nichts damit anzufangen. Das macht wieder unsicher - und so entsteht ein Teufelskreis.

Dazu kommt noch, dass eine geringe Ausprägung von Stimmungstiefs in der Pubertät ganz normal ist. In dieser Zeit der Veränderung müssen so viele Anforderungen bewältigt werden und alles ändert sich in Bezug zu früher - das ist manchmal alles ein bißchen zuviel. Kommen dann auch noch Probleme dazu, für die Du zuwenig Unterstützung bekommest dann sind stärkere Stimmungsschwankungen schon vorprogrammiert.

Für Dich heißt das, dass Du seit dem Tod Deiner Katze nicht auf Deine Bedürfnisse gehört hast. Die gute Nachricht ist: Diese Fähigkeit ist erlernbar. Es ist also möglich, sich so zu verändern, dass Du auf Stimmungsschwankungen reagieren kannst, diese mit der Zeit weniger werden und womöglich eines Tages sogar ganz ausbleiben.

Dazu solltest Du ein paar Stunden therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Falls Du Dir unsicher bist, wo Du hingehen sollst: Ich empfehle einen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten (dort bist Du richtig bis zum 21. Lebensjahr). Du kannst Dich auch an die Schulpsychologische Beratungsstelle wenden. Dort erhältst Du einen kostenlosen Termin wenn Du sagst, dass es ein Thema gibt das Dich vom Lernen abhält. Den Link zum Schulamt habe ich unten eingefügt.

Ich wünsche Dir viel Kraft für diese spannende Zeit. Du wirst sehen - Du schaffst das!

Herzlicher Gruß
Shivani Allgaier
Diplompsychologin
Bewertung durch den Fragensteller:





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