Mein Freund leidet unter schweren Depressionen und hat sich von mir getrennt
Nici (w, 23) aus Zürich:
Hallo!
Mein Freund hat sich nach einem halben Jahr (Fern-)Beziehung aufgrund schwerer Depressionen von mir getrennt.
Mein Exfreund ist Norweger, 32, geschieden mit Tochter und leidet schon seit dem 17. Altersjahr an schweren Depressionen. Seine Ehe endete wohl auch ua. deshalb, er war 2 Jahre schwer depressiv, bis sich sein Ex-Frau von ihm trennte. Wir haben uns im Sommer (2 Jahre nach der Scheidung) kennengelernt und uns fest verliebt. Ich habe mich noch nie so heftig verliebt und ihm ging es anscheinend genauso. Daher führten wir bis jetzt eine Fernbeziehung (all Monat gesehen) und ich beschloss, im Sommer für ein Jahr zu ihm nach Oslo zu ziehen und dort zu studieren (Erasmus).
Nach der 2. Sitzung bei seiner neuen Therapeutin ging es ihm schlechter und die Depression kam zurück. Er verschloss sich komplett und fühlt auch nichts mehr. Er könne sich nicht einmal an seine Gefühle zu mir erinnern. Einzig (&wenigstens!) für seine Tochter fühlt er noch was und wolle sich für sie wieder zurecht bringen. Für mich reichts aber nicht. Er unterdrücke Gefühle und sei nicht beziehungsfähig. Er habe keine Energie, aber auch keinen Willen mehr, an unserer Beziehung festzuhalten.
Ich kann nicht begreifen, warum er mich so plötzlich aus seinem Leben 'schneidet'. Und diese starke Liebe und alle meine Bemühungen einfach wegwirft. Meine Freunde finden alle, dass ich mich so einer Person nicht anvertrauen sollte. Ich weiss dies, aber es schmerzt dennoch unglaublich und ich habe Mühe, loszulassen.
Hallo!
Mein Freund hat sich nach einem halben Jahr (Fern-)Beziehung aufgrund schwerer Depressionen von mir getrennt.
Mein Exfreund ist Norweger, 32, geschieden mit Tochter und leidet schon seit dem 17. Altersjahr an schweren Depressionen. Seine Ehe endete wohl auch ua. deshalb, er war 2 Jahre schwer depressiv, bis sich sein Ex-Frau von ihm trennte. Wir haben uns im Sommer (2 Jahre nach der Scheidung) kennengelernt und uns fest verliebt. Ich habe mich noch nie so heftig verliebt und ihm ging es anscheinend genauso. Daher führten wir bis jetzt eine Fernbeziehung (all Monat gesehen) und ich beschloss, im Sommer für ein Jahr zu ihm nach Oslo zu ziehen und dort zu studieren (Erasmus).
Nach der 2. Sitzung bei seiner neuen Therapeutin ging es ihm schlechter und die Depression kam zurück. Er verschloss sich komplett und fühlt auch nichts mehr. Er könne sich nicht einmal an seine Gefühle zu mir erinnern. Einzig (&wenigstens!) für seine Tochter fühlt er noch was und wolle sich für sie wieder zurecht bringen. Für mich reichts aber nicht. Er unterdrücke Gefühle und sei nicht beziehungsfähig. Er habe keine Energie, aber auch keinen Willen mehr, an unserer Beziehung festzuhalten.
Ich kann nicht begreifen, warum er mich so plötzlich aus seinem Leben 'schneidet'. Und diese starke Liebe und alle meine Bemühungen einfach wegwirft. Meine Freunde finden alle, dass ich mich so einer Person nicht anvertrauen sollte. Ich weiss dies, aber es schmerzt dennoch unglaublich und ich habe Mühe, loszulassen.
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Nici,vielen Dank für Ihre Zuschrift. Das, was Sie gerade erleben, ist sehr schmerzhaft und ich kann Ihre Gefühle gut nachempfinden.
Ihr Freund hat sich nach einem halbem Jahr Fernbeziehung auf Grund seiner schweren Depressionen von Ihnen getrennt. Er leidet bereits seit seinem 17. Lebensjahr unter dieser psychischen Erkrankung und auch seine Ehe zerbrach wohl unter anderem daran.
Sie haben sich 2 Jahre nach der Scheidung kennen gelernt und sich sehr ineinander verliebt. Für Sie war es das erste Mal, dass Sie so intensive Gefühle für jemanden empfanden. Auf Grund der geographischen Distanz führten Sie zunächst eine Fernbeziehung. Doch dann beschlossen Sie, zum ihm nach Oslo zu ziehen und dort zu studieren.
Ihr Freund begann zu der Zeit eine neue Psychotherapie. Bereits nach der 2. Therapiesitzung ging es ihm so schlecht, dass er nichts mehr fühlen konnte. Das ging soweit, dass er sich nicht mal mehr an seine Gefühle, die er für Sie vorher empfunden hatte, erinnern konnte. Er merkte, dass er keine Kraft mehr hat, die Beziehung weiter zu führen und beendete sie.
Verständlicherweise fragen Sie sich nun, wie kann das sein, dass er so plötzlich nichts mehr empfindet, wo sie doch beide vorher so verliebt ineinander waren und das auch auf Gegenseitigkeit beruhte. Ihr Freund litt bereits an schweren Depressionen, als Sie ihn kennen lernten. Verliebtsein ist grundsätzlich ein physiologischer Ausnahmezustand, in dem alles möglich scheint. Vielleicht hatten sie beide die Hoffnung und die Illusion, dass seine Erkrankung ihre Beziehung nicht belasten und erschüttern wird, weil sie sich so sehr lieben.
Doch als der natürliche Übergang vom Verliebtsein in die nächste Phase begann, in der sich Vertrauen, Nähe und Liebe vertiefen und festigen kann, stieg Ihr Freund aus. In der neuen Therapie wendete er sich wieder sich selbst zu und die Depressionen verstärkten sich. Er versank wieder in die „schützende“ Gefühllosigkeit, in der er nur noch Gefühle für seine Tochter zulässt. Sie ist auch der Grund dafür, warum er überhaupt noch eine Besserung seines Zustandes anstrebt. Seine Depressionen waren nie „verschwunden“, sondern durch den hormonellen Ausnahmezustand des Verliebtseins lediglich in den Hintergrund getreten.
Es ist sehr verletzend, dass Sie von Ihrem Freund auf diese Weise abgewiesen und so plötzlich aus seinem Leben „ausgeschnitten“ werden. Zumal Sie extra wegen ihm nach Oslo gezogen sind, damit sie nicht länger eine Fernbeziehung führen müssen. Sie haben viel gegeben und all das Mögliche getan. Doch es hat nicht gereicht. Nicht, weil Ihre Bemühungen nicht ausreichten oder Ihre Liebe zueinander nicht intensiv genug war. Sondern weil Ihr Freund auf Grund seiner psychischen Erkrankung nicht in der Lage ist, eine dauerhafte Partnerschaft mit all ihren alltäglichen Anforderungen von z.B. emotionaler Bezogenheit und das permanente Pendeln zwischen Nähe und Distanz zu leben. Das richtet sich erstmal nicht gegen Sie als Person. Es zeigt vielmehr, was Ihrem Freund möglich ist und was nicht.
Auch wenn es Ihnen im Moment schwer fallen mag, es ist wichtig, dass Sie sich von seinen Beweggründen ein Stück weit distanzieren. Wenden Sie sich innerlich wieder sich selbst zu, am besten mit den Fragen: Weshalb konnte ich mich das erste Mal richtig verlieben? Welche Eigenschaften hat Ihr Freund, dass das möglich wurde? Was hat Sie angezogen? Welche Lebensumstände wurden durch die Begegnung mit ihm gefördert?
Wenn man das Verlieben aus psychologischer Sicht als eine bewusste Entscheidung sieht und nicht als etwas, was einfach über einen kommt (auch wenn es sich so anfühlen mag), kann man sehr viel über die eigenen Bedürfnisse und Wünsche erfahren und diese Selbsterkenntnisse entwicklungsfördernd mit in die nächste Begegnung hineintragen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute,
mit herzlichem Gruß
Anke Wagner
-Heilpraktikerin f. Psychotherapie -
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