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Ich bin traurig, verzweifelt und meine Gedanken springen von A nach B...

Mia (w, 20) aus Kleve:

Hallo Team,

im Moment stelle ich mir die Frage, ob man vielleicht das Gehirn 'falsch programmieren' kann.

Zuzeit habe ich erhebliche Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen, vor allem, weil ich nicht aufhören kann, zu denken.
Zum Beispiel erzählt der Lehrer etwas von einer Blauen Kordel, und gleichzeitig schießen mir unzählige Eindrücke, Erlebnisse und Gefühle der Farbe Blau in den Kopf, ohne dass ich es aufhalten kann und verfolge ich einen dieser Gedanken, löst dieser wieder neue Gedanken und so aus... und damit bin ich gar nicht mehr im Unterricht und denke nur drauf los. Ich strenge mich wirklich an, dies zu unterdrücken, aber ich schaffe es einfach nicht.

Wenn ich über ein bestimmtes Thema nachdenke, erlebe ich zusätzlich erhebliche Gedankensprünge, wo ich von Gedanken A auf Gedanken B, dann auf C und anschließend wieder A oder B springe... unbewusst, undenkbar.

Ich hab das Gefühl, ab und zu sogar zwei, oder drei Gedanken gleichzeitig zu haben... das macht mich total zu schaffen. Nach der Schule bin ich total ausgelaugt und zu nichts mehr zu gebrauchen, in letzter Zeit bin ich häufig gereizt... ist es Möglich, dass das eine Auswirkung einer Depression, die ich bei mir vermute ist, oder was kann es sein?

Gibt es Mittel/Methoden, die mir helfen?
Ich bin echt verzweifelt!!

Danke im voraus
Mia

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Mia,

das kann ich mir vorstellen, dass es Sie verzweifelt und traurig macht wenn Sie erfahren, dass Ihre Gedanken springen und Sie keinen Einfluß mehr darauf haben. Wenn es so weit geht, dass Sie nicht schlafen können, dann fehlt Ihnen ja auch die Regeneration in der Nacht und das zehrt in der Tat sehr an den eigenen Kräften. Und wenn Sie vermuten, dass Sie depressiv sind, dann müssen Sie ja auch traurig sein?

Auf die Distanz kann und darf ich keine Diagnose stellen, weil das aufgrund dessen was Sie beschreiben viel zu unsicher wäre. Es gibt jedoch Hinweise, die mich vermuten lassen, dass Sie etwas sensibler sind als andere Menschen. Und ich meine das nicht nur emotional sondern auf alle Reize bezogen, die aus der Umwelt auf Sie einströmen. Das kann ganz schnell zu einer Überforderung führen - so als wenn fünf Menschen gleichzeitig versuchen über eine Telefonleitung zu telefonieren. Das geht schief!

Als erstes halte ich es für wichtig, dass Sie sich Auszeiten schaffen. Bitte sorgen Sie dafür, dass Sie die Pause so verbringen, dass Sie sich wohl fühlen. Am Abend - haben Sie da Ihre Ruhe? Oder sind Sie da auch wieder vielen Reizen, womöglich Streitigkeiten ausgesetzt? Bitte seien Sie sehr strikt mit sich, dass Sie sich ihre eigenen Ruhe-Oasen schaffen.

Dann bitte ich Sie, dass Sie sich öfters am Tag bewegen. Sport hilft Ihnen, sich im Körper wieder wohler zu fühlen. Bitte keinen Leistungs-Sport und keine Übertreibungen. Wahrscheinlich sind Sie wegen der Erschöpfung sowieso nicht zu Höchstleistungen fähig (zumindest erstmal zu Beginn). Machen Sie einen Spaziergang, hüpfen Sie eine halbe Stunde Trampolin, fahren Sie mit dem Fahrrad zur Schule, machen Sie in der Pause einen Spaziergang oder joggen 10 Minuten - lassen Sie sich etwas einfallen, das Ihren Möglichkeiten und Ihren Bedürfnissen entspricht.

Bitte umgeben Sie sich in Zeiten in denen Sie es sich aussuchen können (z. B. in der Pause) nur mit den Menschen, von denen Sie wissen, dass sie Ihnen gut tun.

Beschäftigen Sie sich mit dem Thema Hochsensibilität. Im angehängten Link finden Sie viele Informationen dazu. Wenn Sie das Gefühl haben, dass es auf Sie zutrifft, dann kaufen Sie das dort angebotene Buch und lesen es durch. Aber lassen Sie sich Zeit dazu. Es gibt keine Eile.

Wenn diese Ratschläge Ihnen in den nächsten zwei Wochen keine Besserung bringen, dann suchen Sie bitte einen Therapeuten auf, der am besten auch auf das Thema Hochsensibiliität (HSP - high sensitive person) spezialisiert ist. Lassen Sie sich unterstützen, damit Sie wieder zu Kräften kommen. Sie können auch zur Psychologischen Beratungsstelle im Oberschulamt gehen - dort wird Ihnen kostenlos Therapie angeboten wenn Sie sagen, dass es etwas gibt, dass Sie vom Lernen abhält.

Die Literatur wird Ihnen helfen, sich besser zu verstehen und wird Ihnen wieder die Möglichkeit geben, dass Sie wissen wie Sie Einfluß nehmen können darauf, dass es Ihnen gut geht. Den ersten Schritt, sich hier zu melden, haben Sie jetzt getan. Bleiben Sie weiter dran, damit Sie wieder kraftvoll Ihren Alltag gestalten können. Sie werden sehen, es lohnt sich!

Ihnen eine frohe Weihnachtszeit und gute Besserung
Herzliche Grüße
Shivani Allgaier

Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen, vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich hoffe, ich kann Ihre Ratschläge und Tipps umsetzen. Vielen Dank!





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