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Wie kann ich lernen, einem Partner zu vertrauen?

Alexandra (w, 28) aus Dresden : Hallo,

Ich habe einen wunderbaren Partner, mit dem ich nun seit einem Jahr zusammen bin. Ich hatte davor schon einige Beziehungen, die jeweils zwischen 1-3 Jahren hielten. Ich bin dann jeweils All-IN und würde am liebsten alles mit diesem Menschen machen und teilen. Vernachlässige dabei auch mal meine Freunde.

In jeder Beziehung kam ich aber an einen Punkt, ab dem mich alles nervt am Partner. Oder ich alles an ihm hinterfrage und ihm misstraue. Meistens war der Auslöser, dass er nicht so auf mich reagierte, wie ich es gerne gehabt hätte. Oder dass ich von anderen Männern / Frauen träumte. Jetzt ist es wieder so weit. Rational gesehen weiss ich, dass er mir gut tut und dass es mir mit ihm besser geht, als ohne ihn. Aber ich weiss auch, dass er nicht der 'Wahre' ist. Ich wünsche mir, die 'wahre' Liebe zu finden. Ich habe Angst, dass ich diese verpasse, solange ich mit ihm bin. Aber auch, dass dies ein Muster ist, und es immer so weitergeht, und ich nicht fähig bin, langfristig mit jemandem zusammen zu sein. Doch das möchte ich, denn ich will auch eine Familie gründen.

Er wäre der perfekte Partner, aber mein Herz will sich nicht davon überzeugen lassen. Er wäre sogar bereit, dass ich Frauen date, denn ich glaube, ich bin Bi-Sexuell, aber habe noch nie eine Frau gedatet. Mit ihm habe ich über all das und über diese Zweifel und Muster gesprochen, und er hat unfassbar viel Verständnis und möchte dennoch mit mir zusammen sein, weil er mich liebt.

Was soll ich machen?


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Alexandra,

du beschreibst einen tiefen inneren Konflikt zwischen Sicherheit und Sehnsucht, zwischen rationaler Klarheit und emotionalem Zweifel. Was du schilderst, ist nicht ungewöhnlich – gerade für Menschen, die liebesfähig sind, aber auch ein starkes Bedürfnis nach Ganzheit und Authentizität in sich tragen.

Vielleicht hilft dir dieser Gedanke:
Es gibt nicht 'den Wahren' als Person, sondern eine Form von Verbindung, in der du dich selbst nicht verlierst – und in der du trotzdem Nähe zulassen kannst.

Was du als Muster erkennst – das Gefühl, dich am Anfang ganz zu verlieren und später alles in Frage zu stellen – ist oft ein Hinweis darauf, dass ein Teil in dir eigentlich nicht glaubt, dass Liebe dauerhaft sicher ist. Deshalb suchst du am Anfang Verschmelzung – und später den Fluchtweg, wenn sich Enge oder Zweifel zeigen.

Ein paar mögliche Ursachen – und Fragen, die du dir stellen kannst:
Bindungsmuster:
Hast du in deiner Geschichte erlebt, dass Liebe immer mit Bedingungen, Verlust oder Unerreichbarkeit verbunden war?
➤ Was passiert innerlich in dir, wenn dir jemand wirklich nah kommt und bleibt?
Idealbild der Liebe:
Erwartest du von der Liebe, dass sie dich 'ganz' macht, dein inneres Loch füllt, dich vollständig erkennt?
➤ Was müsste ein Partner tun, damit du nie wieder zweifelst – und ist das realistisch?
Verwechslung von Verliebtsein und Verbundenheit:
Der Kick, das Neue, das Ungewisse kann berauschend sein – aber manchmal ist nicht die Beziehung langweilig, sondern dein Nervensystem unterfordert, weil es keine Gefahr spürt.
➤ Wie würdest du Verbindung erleben, wenn du sie nicht mit Drama verwechseln würdest?
Und ganz praktisch:
Du hast einen Partner, der dich liebt, der sogar deine innere Suche mitträgt und bereit ist, Raum zu geben. Das ist außergewöhnlich.

Aber die Frage ist nicht: „Ist er der Richtige?“
Sondern: „Kannst du dir erlauben, in dieser Beziehung du selbst zu sein – mit allem, was dich ausmacht?“

Wenn du eine Frau daten willst, dann tu das – nicht, um zu flüchten, sondern um dich selbst besser kennenzulernen. Wenn du bleibst, dann nicht aus Angst, allein zu sein, sondern weil du spürst, dass du dich hier weiter entfalten kannst – auch wenn es nicht das ganz große Kino ist.

Abschließend:
Manchmal ist es nicht die Beziehung, die uns fesselt – sondern das eigene Ideal, wie Liebe sich anfühlen muss.
Und manchmal liegt genau hinter der Entscheidung, nicht zu fliehen, ein Durchbruch in der eigenen Liebesfähigkeit.

Egal, welchen Weg du gehst – geh ihn nicht gegen dein Herz, aber auch nicht gegen dein Wachstum. Es ist okay, dass du zweifelst. Wichtig ist nur, dass du nicht aus Angst entscheidest, sondern aus einem echten Ja zu dir selbst.

Herzlicher Gruß
Shivani Vogt

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