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Verändert ein Rauchstopp die Gefühlswelt?

Anna (w, 49) aus Schweiz: Ich habe vor drei Jahren nach 30 Jahren mit Rauchen aufgehört. Es war für mich erstaunlicherweise recht einfach. Nur hatte ich das Gefühl, dass sich meine allgemeine Gedankenwelt und vor allem meine Gefühle zu meinem Mann (27 Jahre verheiratet und glücklich) verändert haben. Er ist nach wie vor Raucher.

Nun hatte ich einen Rauchrückfall über 2 Monate und alle Gefühle zu meinem Mann waren wieder da und alles schien mir gut. Ich will aber keine Raucherin bleiben und habe darum wieder mit dem Rauchen aufgehört.
Komischerweise entferne ich mich wiederum von meinem Mann und Dinge fangen an, mich an ihm zu nerven, die mich die letzten 27 Jahren in keinster Weise aufgeregt haben.

Verändert ein Rauchstopp die Gefühlswelt?
Wie kann ich das einordnen oder was könnte ich aktiv tun?

Vielen Dank für eine Antwort!
Anna

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Anna,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Ja, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören, verändert sich Ihre Gefühls- und Empfindungswelt. All das, was vorher emotional durch die Sucht verdeckt wurde, tritt zutage, wird spürbar. Man wird sensibler, empfindsamer für die eigenen Bedürfnisse und Wünsche nach Abgrenzung. Die Wahrnehmung der Sinnesorgane verfeinert sich wieder und Sie sind viel klarer in Kontakt mit Ihren Gefühlen.

Ihre Beziehung war bislang geprägt von der gemeinsamen Gewohnheit des Rauchens. Sie haben dies geteilt, wahrscheinlich gab es gemeinsame Rauchrituale und zeitliche Taktungen, wie dies im Alltag ablief. Wenn Sie aufhören, verlassen Sie dieses gemeinsame Gewohnheitsfeld und distanzieren Sie quasi davon. Sie sehen Ihren Mann nun klarer aus einer anderen Perspektive und mit einer anderen Wahnehmung.

Vielleicht hätten Sie sich als Nichtraucherin niemals auf Ihren Mann eingelassen. Doch sie haben sich beide als Raucher kennengelernt und bisher war das Rauchen auch eine Form der Verbindung.

In der Tat eine schwierige Situation, in der Sie sich beide befinden. Sie wollen Nichtraucherin bleiben und Ihr Mann möchte scheinbar weiterrauchen. Sie verlassen eine wesentliche, gemeinsame Beziehungsgrundlage und müssen nun bewusst eine andere zusammen aufbauen.

Das Rauchen verbindet und versöhnt dann zum Beispiel nicht mehr automatisch. Sie müssen vielleicht anders miteinander kommunizieren lernen, Absprachen über rauchfreie Räume/ Zeiten vereinbaren und sich trauen, diese Trennung, die jetzt existiert - und Ihre Beziehung massgeblich beeinflusst - auch offen und ehrlich zu leben. Dafür können sich neue Räume von Gemeinsamkeit und Nähe entwickeln.

Wenn Sie spüren, dass es Ihnen schwer fällt, sich damit zu beschäftigen, lassen Sie sich in dieser Umbruchphase therapeutisch oder durch eine Beratung begleiten.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und berate Sie gern weiterführend, wenn Sie es möchten.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

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