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Umgang mit einem narzisstischen Partner

Rupa (w, 35) aus Zürich: Guten Tag

Ich bin seit drei Jahren in einer Beziehung mit einem Narzissten. Zuerst habe ich das nicht bemerkt, weil er sich sehr gut mir gegenüber verhalten hat. Alle seine Geschichten von missglückten Beziehungen (besonders in seiner Familie, sein Neffe hasst ihn und hat Kontakt abgebrochen, seine Mutter und Schwester haben beide praktisch Angst vor ihm und seinen Reaktionen) habe ich anfangs alles geglaubt, weil er sich als Opfer dargestellt hat. Nun weiss ich, dass er nie Verantwortung übernimmt und immer andere Schuld sind. Er behandelt mich mittlerweile mehr schlecht als gut. Häufiges 'klein machen', beleidigen, manipulieren, reagiert mit Wut und Aggression, silent treatment, droht mit Scheidung etc. Das Problem ist, dass wir verheiratet sind und einen Sohn haben. Ich kann mich nicht trennen, weil ich nicht das Sorgerecht teilen möchte. Ich hätte hier Angst, um meinen Sohn, da er sich an keine Regeln hält und sehr viele Risken eingeht (z.B. kifft und fährt Auto). Ausserdem habe ich Angst, dass er unseren Sohn eines Tages ebenfalls so psychisch 'vernichten' wird, wie alle anderen Personen, die ihm nahestehen/nahestanden. Ich möchte nun um Rat fragen, was ich unternehmen soll? Paartherapie möchte ich gehen, jedoch habe ich auch hier Angst, dass er nicht auftauchen wird oder schnell den Therapeuten schlecht machen wird. Er ist null einsichtig und sieht nicht ein, dass er ein Problem hat.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Rupa,

was Sie beschreiben, klingt sehr typisch für einen Menschen mit narzisstischen Zügen: Keine Übernahme von Verantwortung, Schuldsuche bei anderen, keine Einsicht in die eigenen Anteile an Problemen und manipulatives, aggressives Verhalten in Beziehungen.

Es ist erst einmal gut, dass Sie das so erkennen und einordnen können. Das gibt Ihnen zumindest eine gewisse innere Sicherheit, mit was Sie es zu tun haben. Gleichzeitig kann ich Ihre Sorgen verstehen, was eine Trennung betrifft und welche Auswirkungen das nicht nur auf Sie, sondern auch auf Ihren Sohn haben könnte. Das sind ja in Ihrer Situation auch absolut berechtigte Gedanken, denn eine Trennung von einem narzisstischen Menschen ist oft keine einfache Sache.

Ideal wäre es natürlich, wenn Sie gemeinsam zu einer Paartherapie gehen könnten und Ihr Mann an sich arbeiten würde. Aber Sie kennen ihn am besten und können daher sicherlich am besten einschätzen, wie er darauf reagieren würde. Wenn er solche ausgeprägten narzisstischen Züge zeigt, wie Sie es beschrieben haben, dann ist die Wahrscheinlichkeit tatsächlich hoch, dass er entweder gar nicht erst zur Therapie mitgeht oder dass er dort auch alles besser weiß und den Therapeuten für unfähig erklärt. Sie können aber natürlich mal schauen, wie er reagiert, wenn Sie eine Paartherapie oder -beratung vorschlagen.

Was Sie aber auf alle Fälle tun können, ist, dass Sie selbst ein realistisches Bild von Ihrer Situation und Ihren Optionen bekommen. Das heißt konkret, dass Sie auch alleine zur einer Paarberatung oder einer anderen Beratungsstelle gehen und sich beraten lassen können für den Umgang mit Ihrem Mann. Nicht im Sinne, dass Sie ihn ändern, da das wahrscheinlich sehr schwierig wäre, sondern was Sie selbst tun können, um sich und Ihren Sohn vor seinem Verhalten bestmöglich zu schützen. Außerdem können Sie Informationen einholen, welche Rechte und Möglichkeiten Sie im Falle einer Trennung hätten. Sie könnten hier zum Beispiel mit einem Anwalt für Familienrecht sprechen.

Falls Sie doch an einem Punkt eine Trennung in Erwägung ziehen sollten, wäre es wichtig, dass Sie diese gut planen. Also dass Sie wissen, wo Sie dann erstmal hingehen können, dass Ihre Familie und Freunde eingeweiht sind und Sie unterstützen. Dass Sie die Trennung Ihrem Partner gegenüber vielleicht an einem neutralen Ort mitteilen und schon eine Tasche mit Sachen gepackt an dem Ort haben, wo Sie dann hingehen. Ich möchte Ihnen keine Angst machen, aber sich von einem Partner zu trennen, der während der Beziehung bereits Wut und Aggression zeigt, ist eine potentiell gefährliche Situation. Das heißt nicht, dass man sich nicht trennen sollte und kann, sondern dass man diese Trennung für sich und seine Kinder so sicher wie möglich gestaltet.

Wichtig ist auch, dass Sie finanziell vorsorgen. Wenn Sie das nicht schon haben, könnte es sinnvoll sein, ein eigenes Konto anzulegen. Und auch, dass Sie alle wichtigen Dokumente sortieren und eventuell Kopien machen, so dass Sie darüber verfügen können.

Das heißt also, dass der erste Schritt jetzt erst einmal sein könnte, sich selbst Unterstützung zu suchen, z.B. durch eine Beratung, bei einem Anwalt, bei Familie und Freunden - um sich zu stärken und emotional unabhängiger zu werden. Im nächsten Schritt könnten Sie an Ihrer finanziellen Unabhängigkeit arbeiten und wichtige Dokumente zusammenstellen. Das können Sie schon alles tun, auch wenn Sie sich (noch) nicht trennen möchten. Es würde auf alle Fälle Ihre eigene Lage innerhalb der Beziehung verbessern, so dass Sie auf dieser Basis das Thema Trennung vielleicht noch einmal aus einer anderen Perspektive betrachten können.

Ihrem Mann würde ich davon aber erst einmal nichts erzählen, da ein narzisstischer Partner großes Interesse daran hat, dass der Partner unter ihm und seiner Kontrolle steht. Ich würde ihn erst informieren, wenn Sie für sich alles geklärt haben und ihm von einer Trennung in Kenntnis setzen möchten.

Ich hoffe, das gibt Ihnen erst einmal einen Ansatz, wie es jetzt weitergehen kann. Wenn Sie Fragen haben oder weitere Unterstützung möchten, können Sie mir gerne unter info@loesbar-online.de schreiben. Ich wünsche Ihnen auf alle Fälle alles Gute und viel Kraft.

Viele Grüße
Astrid Hiersekorn





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