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Nach nur vier Monaten ist meine Freund abweisend und kühl zu mir

Megan (w, 19) aus Stuttgart: Hallo,

Ich bin 20 Jahre alt, und bin seit 4 Monaten mit meinem Freund zusammen.
Die ersten paar Wochen war es sehr schön, er hat noch mit mir geredet, gekuschelt, und mir geschrieben, wenn ich auf ein paar Tage zu meiner Familie gefahren bin.

Mittlerweile ist das anders.
Er redet nicht mehr mit mir, unternimmt auch nichts mit mir.
Wenn ich bei ihm bin, sitzen wir nur nebeneinander auf der Couch.
Meine Vorschläge gefallen ihm nie.
Er meldet sich nicht, wenn ich wegfahre.
Er will keinen Sex mehr mit mir haben, stattdessen sieht er sich lieber Pornos an, dabei seh ich nicht schlecht aus.

In der Arbeit redet erst recht nicht mit mir, mit den Kolleginnen schon.
Wenn ich ihn was frage, antwortet er meist gar nicht, oder nur genervt.
Letztens hat eine Kollegin ihn gefragt, ob er ihr etwas hereintragenkönne, ihr sei es zu schwer.
Seine Antwort war, dann solle ich es machen!

Ich habe ihn schon darauf angesprochen, aber dann sagt er will seine Ruhe.
Ich bringe es nicht über mich, die Beziehung zu beenden, weil ich ihn sehr liebe und an ihm hänge.

Ich weiß nicht, was ich im Leben falsch mache.
Auch Zuhause bin ich geschlagen und mit Schimpfnamen genannt worden.
In der Schule haben mich die Klassenkameraden gemartert.
In der Arbeit ist es das selbe, ich bekomme für die gleiche Arbeit weniger Lohn als die anderen.
Dabei sehe ich gut aus und hatte auch immer gute Noten.
Ich bin auch immer ehrlich und nett zu anderen

Vielleicht könnt ihr mir sagen, was ich tun soll, damit es besser wird.

Vielen Dank,
Megan

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Megan,

es klingt traurig, was Sie schreiben und es klingt nach einem Muster.

Ein Muster deshalb, weil Sie in Ihrem Anliegen bemerken, dass Sie zu Hause und in der Schule schon immer irgendwie der Sündenbock waren und leiden mussten, ebenso in der Arbeit, wo Sie ungerecht bezahlt werden.

Ich kann gut verstehen, dass Sie Ihren Freund nicht verlieren wollen, nur unter diesen Umständen ist das keine Freude für Sie. Es ist in der Tat so, dass das, was wir in der Kindheit und Jugend erleben, uns prägt und unsere Meinung von uns selbst bildet. Wenn immer die gleichen abwertenden Botschaften als Gewalt in Wort oder Tat ankommen, verinnerlicht man irgendwann die Meinung, nichts wert zu sein, keine Liebe verdient zu haben und so ist auch das Selbstwertgefühl wenig entwickelt. Um nun doch einmal Liebe und Zuneigung zu bekommen, sind Sie bereit, alles hinzunehmen, was Ihr Freund tut oder nicht tut, aus Angst, wieder alleine zu sein.

Auch fehlt Ihnen aus diesen vermuteten Gründen wohl der Mut, sich in anderen Lebenslagen zu behaupten und z.B. mehr Gehalt für sich und die gleiche Arbeit zu fordern.

Es ist ein Muster, das sich hier zeigt und um dieses Muster zu unterbrechen, verstehen zu können, warum das so ist und Selbstwertgefühl aufbauen zu können, halte ich es für gut, wenn Sie sich um eine Therapie bemühen. Das kann auch in einer Privatpraxis geschehen, da gibt es meist schneller einen Platz als in der Kassenpraxis. Auch eine Beratung über Mail oder Telefon ist möglich. Dies ist selbst zu bezahlen, hat aber nur kurze oder keine Wartezeiten.

Sprechen Sie noch einmal ernsthaft mit Ihrem Freund und sagen Sie ihm klar und deutlich, dass Sie in der Beziehung keine Zukunft sehen, wenn er so abweisend und kalt bleibt. Ansonsten bleibt Ihnen die Trennung und die begleitende Unterstützung durch eine Therapie. Dadurch sind Sie handlungsfähig und nicht weiter dem Willen oder Unwillen der anderen ausgesetzt. Sie lernen, sich zu verstehen und Ihre Wünsche zu formulieren, auch auszuhalten, wenn etwas nicht so geht, wie Sie es möchten und Strategien zu entwickeln, um das zu bewältigen.

Sie haben sicher Kräfte, sonst hätten Sie es bis jetzt nicht geschafft, trotz aller Widrigkeiten Ihr Leben in den Griff zu bekommen. Besinnen Sie sich auf Ihre Kraft und lernen Sie mit kompetenter Hilfe, Ihr Leben selbstbestimmt zu leben und Ihren Wert zu sehen.

Ich wünsche Ihnen diese Kraft und den Mut, aus dem alten Muster auszubrechen und für sich zu sorgen!

Herzliche Grüße und frohe Ostern!

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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