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Mein Mann verweigert mir bei Konflikten jegliche Aussprache und verstummt einfach!

SonjaK (w, 29) aus Frankfurt :

Liebes Psychomeda-Team,
ich bin nun schon 10 Jahre mit meinem Partner zusammen und seit 1.5 Jahren haben wir auch eine gemeinsame Wohnung.

Letztes Jahr hatten wir eine schwere Zeit, da ich es lange Zeit nicht akzeptieren konnte, dass ich mein ganzes Umfeld zurück zurück lassen mußte. Hinzu kam der Tod eines Familienmitgliedes meines Freundes.

Es gab viel Streit und unsere Beziehung stand kurz vor dem Ende. Wir konnten diese aber retten und haben seit einem halben Jahr wieder ein ganz gute Verhältnis zueinander.

Trotzdem gibt es immer mal wieder Streit und ich muss sehr darauf achten, wie ich etwas formuliere, wenn ich etwas problematisches ansprechen möchte.

Habe ich etwas auszusetzen, kann es passieren, dass er sich so sehr in seinen Ärger hinein steigert, dass er überhaupt nicht mehr mit mir redet. Er ignoriert mich dann völlig und schafft es damit, mich soweit zu bringen, dass ich mich am Ende als der schuldige Teil fühle.

Selbst wenn ich ihm genau erkläre, wie es mir damit geht, macht er noch weiter dicht. Ich komm dann einfach nicht an ihn heran und letztendlich muss ich ihm so lange gut zureden, bis endlich alles wieder ok ist. Auf eine Entschuldigung von ihm, kann ich dann lange warten!

Ich habe auch schon versucht solche Situation in normaler Stimmungslage anzusprechen, aber auch damit hatte ich keine Chance ihn zu erreichen.

Ich weiß einfach nicht, was er dann denkt und fühlt und was eigentlich das Problem ist! Er hat dann wohl das Gefühl, dass er mir einfach nichts recht machen könne.

Aber ich muss ja doch auch mal die Gelegenheit haben, ihm was zu sagen, was mich stört, oder wie es mit wirklich damit geht und ich muß doch auch mal sauer sein dürfen, anstatt immer derjenige zu sein, die alles auf sich nimmt und wieder für Frieden sorgt!

Was kann ich nur tun, um an ihn heran zu kommen, damit er sich endlich mal mir gegenüber öffnet? Danke für Ihre psychologisch Hilfe und Wegweisung! Sonja

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Sonja
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen einen Weg aus der so schwierigen Kommunikations-Zwickmühle mit Ihrem Mann zu zeigen.

Was Sie da so gut und wahrhaftig beschreiben, das können Sie fast wörtlich in dem sehr empfehlenswerten Buch „Das habe ich nicht gesagt – Kommunikationsprobleme des Alltags!“ von Deborah Tannen nachlesen, der es als erste gelungen ist, solche, in vielen Beziehungen fast alltäglich auftretenden Kommunikations-Knoten, auf für Laien leicht verständliche Weise darzustellen, weil sie es am eigenen Leibe bzw. Mann, selbst genau so erlebt hat.

Deborah Tannen hat gut erkannt und leicht nachvollziehbar dargestellt, daß es sich hier um ein typisches schichtspezifische Kommunikationsproblem handelt, da man in den unteren sozialen Schichten - also im Arbeiter- und Bauernmillieu - meist weder über Gefühle spricht, noch überhaupt fähig oder bereit ist, derlei feinsinnige Gespräche über Befindlichkeiten zu führen, sondern daß dort vieles sehr indirekt und mehr unbewußt ausgedrückt wird.

Man streitet dort einfach sehr einseitig und mit großer Hingabe und nach dem man sich beruhigt hat, tut man einfach so, als wäre nichts gewesen und alles andere wird als höchst verwirrend und unzumutbar empfunden. Ob das aber für eine feinfühlige Seele gut und auf Dauer erträglich ist, das ist die andere, große Frage!

Diese meine Darstellung ist natürlich nur eine sehr grobe, andeutende Vereinfachung, aber möge Ihnen als Hinweis dafür genügen, daß Ihre Mann einfach aus einer anderen Gesprächs- und Kommunikations-Welt kommt, in der Ihre feinsinnige, mehr intellektuelle und auf wahrhaftige Aussprache und gerecht Lösung von Konflikten abzielendes Kommunikationsverständnis nur auf ablehnende Sprachlosigkeit, Unverständnis und Rückzug stößt und alle Ihre gut gemeinten Bemühungen, um eine klärende Aussprache, immer nur das Gegenteil bewirken und das ganze noch verschlimmern!

Nach dem Lesen besagten Buches, werden Sie, liebe Sonja, Ihren Mann sehr viel besser verstehen. Ich vermute, daß Sie Ihr städtisch geprägtes Umfeld, wo Sie sich auch kommunikationsmäßig wohl gefühlt hatten, verlassen haben, um zu Ihrem Manne aufs Land zu ziehen, oder zumindest jetzt hauptsächlich mit ihm und seinen Leuten zusammen sind, wo Sie mit Ihrer Art der Gesprächsführung und des Denkens nicht so gut ankommen, sich Ihr Mann dagegen aber recht wohl fühlt.

Um das von Ihnen beschriebene Kommunikations- und Beziehungsproblem wirklich dauerhaft zu lösen, kann ich Ihnen nur ein Eheberatung empfehlen, die von den freien Wohlfahrtsverbänden, insbesondere von der Caritas kostenlos angeboten wird.

Ich fürchte aber fast, daß Ihre Mann darauf nicht eingehen wird, weil er sein Verhalten als ganz normal empfindet, das Ihre aber – immer über alles reden zu wollen und ihm gar Vorwürfe zu machen – in seinem Beziehungs-, Familien und Frauenbild nicht vor kommt und er deshalb das Problem nur bei Ihnen sieht, doch es käme auf einen Versuch an.

Vielleicht kennen Sie auch eine Vertrauensperson in Ihrem Freundes- und Angehörigenkreise, die es auf sich nehmen würde, Ihrem so gesprächs-muffelligen und Konflikt scheuen Manne, einmal gründlich den Kopf zu waschen, um bewußt zu machen, daß er mit seinem Verhalten auf Dauer, die an sich sonst gut funktionierende Liebschaft und mögliche Familiengründung aufs Spiel setzt!

Liebe Sonja, Sie sollten es sich also ganz gut überlegen, ob Sie es auf Dauer mit einem Manne aushalten können, der Ihnen grundsätzlich, die für Ihre seelenhygiene so überaus wichtigen Aussprachen bei allfälligen Konflikten verweigert, was Ihnen aufbürden würde, immer alle Schuld auf sich zu nehmen und im Grunde auch alle Konflikte mit sich selbst auszumachen!

Es wäre noch zu fragen, wie sonst so Ihre gemeinsame Gesprächskultur aussieht, können Sie frei und unbeschwert über alles Reden, erzählen Sie sich grundsätzlich alles, was Sie beide bewegt und was Ihnen wichtig erscheint und pflegen Sie vor allem das für eine Liebschaft so überaus wichtige Schmuseplaudern, wo man Hand-in-Hand, oder liebevoll kuschelnd die Seele baumeln und das Herz, ohne sprachliche Zensur überlaufen läßt?

Typisch für Ihr Problem ist auch, daß dies so richtig erst jetzt - nachdem Sie aus Ihrem Umfeld weggezogen sind und erstmals länger zusammen wohnen - so richtig deutlich wurde! Es wird deshalb auch höchste Zeit, die Sache grundsätzlich zu klären, denn an diesem gespannten Faden, hängt die Zukunft Ihre Liebschaft und mögliche Familiengründung!

Liebe Sonja, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten, Ihre Problem etwas verständlicher machen und eine neue Richtung weisen konnte!

Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht auf dem Wege zur inneren und äußeren Klärung, damit Sie - nach einigen wichtigen Entwicklungsschritten - bald wieder echte, unbeschwerter Lebensfreude empfinden können, mit oder ohne diesen Mann an Ihrer Seite!

Mit der Bitte um eine baldige Bewertung dieser kostenlosen Antwort
Grüße ich Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit staatl. Therapie-Erlaubnis
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 gerne direkt an mich wenden. Vergessen Sie aber bitte nicht, diese kostenlose Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch sehr gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung:
Vielen Dank für den Buchtip und die Fernbewertung. Ich hab mir das Buch soeben gekauft!





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