Mein Mann fühlt sich schnell angegriffen, so dass harmlose Gespräche schnell eskalieren
Ariana (w, 34) aus Hamburg: Sehr geehrtes Team von Psychomedia,
mein Anliegen ist folgendes. Mein Partner (Mitte 40) und ich (Mitte 30) sind seit über 7 Jahren zusammen. Wir verstehen uns super, lachen sehr viel und gerne miteinander, können viel reden und sind immer füreinander da. Wir sind beide ganz normal aufgewachsen, er allerdings mit Gewalt väterlicherseits.
Dadurch, jedenfalls ist das die Erklärung seiner Verwandten, ist er vom Charakter her sehr schnell verletzlich. Er empfindet viele Dinge persönlich und verhält sich wie ein Kleinkind. Er wird bockig, beleidigend, verlässt den Raum, oder ist stundenlang weg, sagt ganz oft 'ich bin eh immer Schuld' / 'ich mache bei dir eh alles falsch'. Danach kommt er wieder und hat ein schlechtes Gewissen!
Ich dagegen bin sehr selbstbewusst und kann mich auch sehr gut artikulieren. Oft bin ich überrascht, wieso meine Wortwahl, die für mich normal schien, ihn so hochgehen lässt.
Man könnte sagen, ich habe ihn ja so kennen gelernt, könnt einfach dann ruhig sein, aber das würde ja das Problem nicht lösen. Es eskalieren harmlose Gespräche oft unnötig, weil er durch seine Angegriffene Art mir gegenüber auch unfair wird, teils auch richtig doll beleidigend und ich irgendwann einfach mit auf den Zug springe.
Wie kann ich mich in solchen Situationen verhalten? Ich möchte ihn weder unabsichtlich verletzen, noch möchte ich mich unterbuttern lassen, nur weil er es damals so schwer hatte und sich die Erlaubnis raus nimmt, sich mir gegenüber deshalb so zu verhalten!
Ariana
mein Anliegen ist folgendes. Mein Partner (Mitte 40) und ich (Mitte 30) sind seit über 7 Jahren zusammen. Wir verstehen uns super, lachen sehr viel und gerne miteinander, können viel reden und sind immer füreinander da. Wir sind beide ganz normal aufgewachsen, er allerdings mit Gewalt väterlicherseits.
Dadurch, jedenfalls ist das die Erklärung seiner Verwandten, ist er vom Charakter her sehr schnell verletzlich. Er empfindet viele Dinge persönlich und verhält sich wie ein Kleinkind. Er wird bockig, beleidigend, verlässt den Raum, oder ist stundenlang weg, sagt ganz oft 'ich bin eh immer Schuld' / 'ich mache bei dir eh alles falsch'. Danach kommt er wieder und hat ein schlechtes Gewissen!
Ich dagegen bin sehr selbstbewusst und kann mich auch sehr gut artikulieren. Oft bin ich überrascht, wieso meine Wortwahl, die für mich normal schien, ihn so hochgehen lässt.
Man könnte sagen, ich habe ihn ja so kennen gelernt, könnt einfach dann ruhig sein, aber das würde ja das Problem nicht lösen. Es eskalieren harmlose Gespräche oft unnötig, weil er durch seine Angegriffene Art mir gegenüber auch unfair wird, teils auch richtig doll beleidigend und ich irgendwann einfach mit auf den Zug springe.
Wie kann ich mich in solchen Situationen verhalten? Ich möchte ihn weder unabsichtlich verletzen, noch möchte ich mich unterbuttern lassen, nur weil er es damals so schwer hatte und sich die Erlaubnis raus nimmt, sich mir gegenüber deshalb so zu verhalten!
Ariana
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Ariana,
danke, für das Vertrauen, mit dem Sie sich an uns wenden.
Einmal die Woche beantworte ich eine Frage auf Psychomeda und ich habe heute Ihre Frage ausgewählt, weil die Situation und die Problematik, die Sie schildern, sehr viel mit den Bindungstraumatisierungen Ihres Mannes zu tun hat.
Vorweg: mit häuslicher Gewalt aufzuwachsen ist nicht normal und sollte auch nicht bagatellisiert werden. Sie prägt vielmehr einen Menschen ein Leben lang.
Ich vermute, dass Ihr Mann auch noch emotionalen Missbrauch erlebt hat, indem ihm öfter die Schuld zugewiesen wurde, oder er eben nichts recht machen konnte. Gleichzeitig wird er mit Sicherheit auch sehr viel gute Erfahrungen gemacht haben, wodurch er gute Ressourcen entwickeln konnte. Dennoch hat er auch Bindungstraumatisierungen erlitten, die ihre Folgen hinterlassen haben. Das müssen wir anerkennen.
Und das sollten Sie als seine Frau wissen, um die Lage richtig einschätzen und bestmöglich damit umgehen zu können. Genau zu diesem Thema betreibe ich den YouTube Kanal
https://www.youtube.com/c/TraumaTherapie
um Betroffene, aber auch PartnerInnen, FreundInnen oder Umfeld zu informieren und aufzuklären. Sehen Sie sich dort gerne vor allem die Videos der Playlist „NARM- die 5 Kernressourcen“ an. Aber auch die neueren Videos. Ich bin sicher, Sie werden darduch die Thematik hinter dem Verhalten und den Reaktionen Ihres Mannes besser verstehen.
Auch kann ich Ihnen die Bücher von Laurence Heller 'Entwicklungstrauma heilen' und 'Befreiung von Scham und Schuld' empfehlen.
Wenn Ihr Mann wie ein 'Kleinkind' reagiert, dann befindet er sich in einer Altersregression und erlebt die Situation aus einem sehr viel jüngeren Bewußtseinszustand. In einer Regression hat man keinen Zugang mehr zu seinen Erwachsenenressourcen, man ist vollkommen gefangen in den schmerzlichen Gefühlen aus der Kindheit, weiß das aber nicht. Man ordnet diese schmerzlichen Gefühle der gegenwärtigen Situation zu und glaubt, die PartnerIn sei ungerecht usw. Das, was er Ihnen dann vorwirft, gilt eigentlich seinen Bezugspersonen der Kindheit. Wenn er dann, nach einer gewissen Zeit wieder kommt, mit schlechtem Gewissen, dann ist er wieder draussen aus der Regression und versteht sehr wahrscheinlich selbst nicht, weshalb er so verletzt reagiert hat. Das ist die Crux an der Sache und gilt für alle Menschen mit Bindungstraumatisierungen. Man versteht sich selbst nicht.
Eine Diskussion oder ein Wortwechsel wird in einer solchen Situation nicht konstruktiv sein. Fragen Sie Ihren Mann zu einem anderen, entspannten Zeitpunkt, was ihn in solchen Situationen wieder versöhnlich stimmen würde. Manchmal hilft es, zu sagen, und dies auch so zu meinen, 'Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht verletzen.' Klären Sie auf ruhige und entspannte Art, was genau ihn verletzt hat und anerkennen Sie dies. Dann schildern Sie Ihr Anliegen nochmals in anderer Form.
Oder , wenn Sie können, warten Sie, mit dem neuen Wissen im Hinterkopf, ab, bis er wieder 'zu sich kommt'. Hilfreich kann es auch sein, sich in der 'Gewaltfreien Kommunikation' nach Marshall Rosenberg zu üben.
Suchen Sie, nachdem Sie ein Verständnis zu Bindungstraumatisierungen entwickelt haben, zu einem entspannten Zeitpunkt das Gespräch mit Ihrem Mann. Machen Sie ihn neugierig darauf, seine eigene einschränkende innere Dynamik kennenlernen, verstehen und verändern zu wollen. Wichtig dabei ist, dass Sie ihn als jemand, der Bindungstraumatisierungen erlitten und erlebt hat, anerkennen und respektieren. Vor allem auch als jemanden, der über die Ressourcen und die Stärke verfügt, das alles so gut überlebt zu haben. Machen Sie nicht den Fehler, ihn zu bemitleiden, zu pathologisieren oder abzuwerten. Menschen, die Bindungstraumatisierungen überlebt haben, sind sehr stark. Und wenn sie den (oft verdrängten) Schmerz und die Wut, die damals damit einhergingen, im Nachhinein als Erwachsene vollständig integriert haben, dann können sie Unglaubliches bewirken und Großes hervorbringen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen Klarheit verschaffen und Ihnen einen Weg aus der belastenden Situation aufzeigen. Wenn ja, freue ich mich über eine entsprechende Bewertung. Alles Gute,
Ihre Marion Weber
danke, für das Vertrauen, mit dem Sie sich an uns wenden.
Einmal die Woche beantworte ich eine Frage auf Psychomeda und ich habe heute Ihre Frage ausgewählt, weil die Situation und die Problematik, die Sie schildern, sehr viel mit den Bindungstraumatisierungen Ihres Mannes zu tun hat.
Vorweg: mit häuslicher Gewalt aufzuwachsen ist nicht normal und sollte auch nicht bagatellisiert werden. Sie prägt vielmehr einen Menschen ein Leben lang.
Ich vermute, dass Ihr Mann auch noch emotionalen Missbrauch erlebt hat, indem ihm öfter die Schuld zugewiesen wurde, oder er eben nichts recht machen konnte. Gleichzeitig wird er mit Sicherheit auch sehr viel gute Erfahrungen gemacht haben, wodurch er gute Ressourcen entwickeln konnte. Dennoch hat er auch Bindungstraumatisierungen erlitten, die ihre Folgen hinterlassen haben. Das müssen wir anerkennen.
Und das sollten Sie als seine Frau wissen, um die Lage richtig einschätzen und bestmöglich damit umgehen zu können. Genau zu diesem Thema betreibe ich den YouTube Kanal
https://www.youtube.com/c/TraumaTherapie
um Betroffene, aber auch PartnerInnen, FreundInnen oder Umfeld zu informieren und aufzuklären. Sehen Sie sich dort gerne vor allem die Videos der Playlist „NARM- die 5 Kernressourcen“ an. Aber auch die neueren Videos. Ich bin sicher, Sie werden darduch die Thematik hinter dem Verhalten und den Reaktionen Ihres Mannes besser verstehen.
Auch kann ich Ihnen die Bücher von Laurence Heller 'Entwicklungstrauma heilen' und 'Befreiung von Scham und Schuld' empfehlen.
Wenn Ihr Mann wie ein 'Kleinkind' reagiert, dann befindet er sich in einer Altersregression und erlebt die Situation aus einem sehr viel jüngeren Bewußtseinszustand. In einer Regression hat man keinen Zugang mehr zu seinen Erwachsenenressourcen, man ist vollkommen gefangen in den schmerzlichen Gefühlen aus der Kindheit, weiß das aber nicht. Man ordnet diese schmerzlichen Gefühle der gegenwärtigen Situation zu und glaubt, die PartnerIn sei ungerecht usw. Das, was er Ihnen dann vorwirft, gilt eigentlich seinen Bezugspersonen der Kindheit. Wenn er dann, nach einer gewissen Zeit wieder kommt, mit schlechtem Gewissen, dann ist er wieder draussen aus der Regression und versteht sehr wahrscheinlich selbst nicht, weshalb er so verletzt reagiert hat. Das ist die Crux an der Sache und gilt für alle Menschen mit Bindungstraumatisierungen. Man versteht sich selbst nicht.
Eine Diskussion oder ein Wortwechsel wird in einer solchen Situation nicht konstruktiv sein. Fragen Sie Ihren Mann zu einem anderen, entspannten Zeitpunkt, was ihn in solchen Situationen wieder versöhnlich stimmen würde. Manchmal hilft es, zu sagen, und dies auch so zu meinen, 'Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht verletzen.' Klären Sie auf ruhige und entspannte Art, was genau ihn verletzt hat und anerkennen Sie dies. Dann schildern Sie Ihr Anliegen nochmals in anderer Form.
Oder , wenn Sie können, warten Sie, mit dem neuen Wissen im Hinterkopf, ab, bis er wieder 'zu sich kommt'. Hilfreich kann es auch sein, sich in der 'Gewaltfreien Kommunikation' nach Marshall Rosenberg zu üben.
Suchen Sie, nachdem Sie ein Verständnis zu Bindungstraumatisierungen entwickelt haben, zu einem entspannten Zeitpunkt das Gespräch mit Ihrem Mann. Machen Sie ihn neugierig darauf, seine eigene einschränkende innere Dynamik kennenlernen, verstehen und verändern zu wollen. Wichtig dabei ist, dass Sie ihn als jemand, der Bindungstraumatisierungen erlitten und erlebt hat, anerkennen und respektieren. Vor allem auch als jemanden, der über die Ressourcen und die Stärke verfügt, das alles so gut überlebt zu haben. Machen Sie nicht den Fehler, ihn zu bemitleiden, zu pathologisieren oder abzuwerten. Menschen, die Bindungstraumatisierungen überlebt haben, sind sehr stark. Und wenn sie den (oft verdrängten) Schmerz und die Wut, die damals damit einhergingen, im Nachhinein als Erwachsene vollständig integriert haben, dann können sie Unglaubliches bewirken und Großes hervorbringen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen Klarheit verschaffen und Ihnen einen Weg aus der belastenden Situation aufzeigen. Wenn ja, freue ich mich über eine entsprechende Bewertung. Alles Gute,
Ihre Marion Weber
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