Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Mein Mann arbeitet nur noch - ich wünsche mir mehr Miteinander

Katrinchen43 (w, 45) aus Erfurt:
Wir sind seit 19 Jahren verheiratet und haben 4 erwachsene Kinder. Ich bin voll berufstätig. Mein Mann hat 10 Jahre unserer Ehe getrunken. Ich habe in dieser Zeit Al-Anon besucht sowie eine Psychologin. 2001 bin ich dann mit den Kindern in eine eigene Wohnung gezogen. Er hat Entziehung gemacht. Nach einer Paartherapie sind wir dann 2006 wieder zusammengezogen. Mein Mann war auf Montage und die Wochenenden wurden gemeinam verbracht und wir telefonierten täglich. In dieser Zeit ging es uns gut.


Mein Mann hat vor 2 Jahren beschlossen, seine Arbeit aufzugeben und sich Selbstständig zu machen. Ich hatte bei dieser Entscheidung kein Mitspracherecht. Er arbeitet seitdem Mo bis Sa von 6.00-Dunkelheit. Anfangs habe ich ihn noch bei der Abrechnung unterstützt. Ich dachte wenn ich ihm helfe nutzt er die freiwerdende Zeit für uns. Ich versorge den Haushalt alleine. Gemeinsamen Urlaub gibts nur noch max 1 Woche im Jahr. Ich finde die Situation so sichtslos. wenn ich versuche mit meinem Mann zu reden, reagiert er mit Unverständnis und wirft mir mangelde Kooperation und Streilust vor. Dabei möchte ich doch nur etwas Miteinander.

Die Situation ist mittlerweile so festgefahren, das wir uns entweder aus dem Weg gehen oder streiten. Ich möchte mit meinem Mann nicht auseinandergehen, kann aber auch diese vor allem emotionale Abwesenheit nicht ertagen. In regelmäßigen Abständen verucht mein Mann körperlich bzw .durch Kinobesuch oä. die Beziehung zu kitten. aber ich bin wie zugeschnürt.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Katrinchen43,

vielen Dank, dass Sie sich mit Ihrer Anfrage an uns wenden.

Ich kann sehr gut nachempfinden, dass Sie sich sehr verzweifelt fühlen und das Gefühl haben, die Beziehungssituation ist mittlerweile festgefahren.
Ihr Mann hat sich entschieden, ganz in seiner selbständigen Arbeit aufzugehen. Er hat diese Entscheidung allein gefällt, ohne Sie mit einzubeziehen.

Am Anfang haben Sie ihn noch bei der Abrechnung unterstützt, weil Sie hofften, dass sie dann die freigewordene Zeit gemeinsam verbringen können. Aus Ihren Schilderungen entnehme ich, dass es dazu nicht kam. Und da Sie auch nur eine Woche im Jahr Urlaub machen, wird es mehr als deutlich, dass Sie mit Ihrem Bedürfnis nach mehr gemeinsamer Beziehungszeit allein dastehen.

Ihr Mann scheint seine Arbeit vorzuschieben, um emotionaler Nähe auszuweichen. Und da er sich und Ihnen das nicht eingesteht, kommt es zu Streit. Sie haben dadurch die Rolle der bedürftigen Ehefrau und er die Rolle des viel beschäftigten Ehemanns, für den hauptsächlich die Arbeit zählt. Er fühlt sich sogar im Recht, dafür Kooperation von Ihnen einzufordern ohne dass sie es jemals vereinbart hätten.

Kooperation in einer partnerschaftlichen Beziehung bedeutet aber auch, dass beide Partner es ermöglichen, Zeit miteinander zu verbringen. Das ist eine Grundvoraussetzung, um sich nicht voneinander zu entfremden. Das kann mitunter schwierig sein, wenn man selbständig arbeitet. Doch es wäre bereits eine andere Situation, wenn Ihr Mann Ihnen sagen würde, dass er zwar viel zu tun hat, aber schaut, wie er es einrichten kann, damit sie gemeinsame Zeit verbringen können und zwar regelmäßig. Sie würden dann spüren, dass es auch sein Wunsch ist und dass er sich bemüht. Ihr Mann bemüht sich scheinbar erst, wenn er merkt, dass Sie sich völlig entziehen und er dann mit Ihnen plötzlich ins Kino gehen möchte.

Ich kann verstehen, dass Sie Ihre Situation als ausweglos empfinden, das scheint sie im Moment auch zu sein. Nun haben Sie bereits einige Schwierigkeiten als Paar über die Jahre bewältigt. Wenn Ihr Mann bereit wäre, nochmals ein paar Stunden Paartherapie mit Ihnen gemeinsam zu nehmen, könnte ich mir vorstellen, dass sich diese festgefahrene Situation auch wieder auflösen kann.

Sollte Ihr Mann dazu nicht bereit sein, bleibt Ihnen die Möglichkeit, selbst ein paar Therapiestunden zu nehmen, um heraus zu finden, ob Sie weiter in dieser Partnerschaft bleiben können und wollen. Auch wenn Sie Ihren Mann noch lieben und bereit für ein weiteres Zusammenleben wären, müssen Sie nicht für den Rest Ihres Lebens emotionale Abwesenheit ertragen.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute dafür,

herzlicher Gruß

Anke Wagner
-Heilpraktikerin f. Psychotherapie -
Bewertung durch den Fragensteller:





Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter