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Mein Freund kontrolliert mich so sehr

honey (w, 21) aus Filderstadt: Liebes psychomeda-Team,

Ich fühl mich von meinem Mann eingeengt. Er kontrolliert meinen Facebook-Account, liest alle Nachrichten, die ich bekomme und schreibt mir sofort wenn ich in Facebook oder in What's App online bin: 'Mit wem schreibst du?! Wieso schreibst du nicht mir? Was schreibst du den anderen?' Ihm reicht es nicht, wenn ich ihm die Nachrichten zuhause zeige. In jeder Pause ruft er mich an und will wissen, was es Neues gibt und was ich mache.

Woran es liegt, dass er so reagiert, weiß ich nicht. Er fragt mich immer, ob ich andere attraktiver oder andere besser finde. Ich sage ihm sehr oft, wie toll er aussieht und dass ich ihn liebe, er der einzige für mich ist usw. Ich war auch noch nie in einer „wilden Phase“, in der ich mich ausgelebt habe.

Einmal habe ich meine Passwörter geändert, aber da ist er beleidigt und hat gesagt, dass genau DAS unsere Beziehung ausmachen würde und es ein Zeichen des Vertrauens sei. Auf der anderen Seite erzählte er mir von seiner früheren Beziehung, in der ihn die permanente Eifersucht von seiner Partnerin selbst gestört hat. Er sei früher angeblich nie eifersüchtig gewesen und es sei ihm auch egal gewesen, wenn sie alleine mit anderen weg gegangen ist.

Vielleicht ist es deshalb auch eine Überreaktion von meiner Seite aus. Ich bin total verzweifelt. Bin verschlossener ihm gegenüber und schnell sauer. Wenn die Diskussion aufkommt will ich plötzlich nur noch ganz weit weg von ihm. Er ruft im Gegenzug doppelt so oft an und legt jedes Mal beleidigt auf.

Bitte helft mir!!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe honey,

vielen Dank für Ihre Offenheit und Ihr Vertrauen.

Ihren letzten Satz empfinde ich als einen dringenden Apell, dass sich etwas verändern möge, dass Sie so nicht mehr weiter machen können. Und das kann ich gut verstehen. Es gibt da einen alten Spruch, der aber immer von Neuem wieder aktuell ist: Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.

Ich bin nicht der Meinung, dass es eine Überreaktion von Ihrer Seite aus ist, wenn Sie es nicht mehr ertragen, ständig kontrolliert zu werden und dass in Ihren Account quasi eingebrochen wird. Das ist ein Vertrauensbruch erster Güte und es hat nichts mit der Qualität Ihrer Beziehung zu tun, wenn Sie das nicht dulden wollen. Es ist nicht mehr im Gleichgewicht, die Augenhöhe ist nicht mehr gewahrt.

Die Reaktionen Ihres Mannes deuten auf tiefsitzende Probleme mit seinem Selbstwert hin und mit großen Verlustängsten. Er fürchtet, Sie könnten ihn nicht mehr lieben, weil vielleicht ein tollerer Mann daher kommt. Er kann sich nicht vorstellen, dass er um seiner selbst Willen geliebt wird, er sieht aber nicht, dass sein kontrollierendes Verhalten, das aus seinen Ängsten gespeist wird, die Basis Ihrer Ehe gefährdet. Vertrauen ist ein basales Element jeder Beziehung und sollte schon immer wieder auch gestärkt werden. Ich kenne die Lebensgeschichte Ihres Mannes nicht, denke aber, dass er mit seinen Bezugspersonen in der Kindheit kein gutes Vertrauen aufbauen konnte und dieses Verhalten nun in der Gegenwart weiterführt. Nur eine Vermutung von mir!

Die Krux an der Geschichte ist, dass Sie Ihren Mann zu nichts bewegen können, was er nicht selber will. Ich kann mir vorstellen, dass er einmal eine Therapie überlegt, in der er seine Ängste anschauen und verstehen kann. Dann entwickelt sich auch wieder Vertrauen und er muss nicht mehr hinter Ihnen herkontrollieren, um sich in Sicherheit zu wiegen. Eine Sicherheit, die eh trügerisch ist, denn das Leben ist unwägbar.

Sie sind nicht verantwortlich für die Gefühle Ihres Mannes, er ist aufgefordert, sich mit seiner Welt und seinen Ängsten auseinanderzusetzen und nicht die Verantwortung dafür auf Sie zu übertragen. Und für Sie ist es ebenso wichtig, dass Sie nur für sich verantwortlich sind und auch nur für sich handeln können.

Das heißt, Sie können ihn zu einem Gespräch bitten, auf neutralem Boden etwa, ihm erzählen, wie es Ihnen geht, was Sie sich vorstellen und wünschen. Auch eine Paarberatung kann ich mir vorstellen für Sie. Nur, wenn Ihr Mann das alles nicht möchte, haben Sie die Wahl, zu bleiben oder zu gehen. Diese Entscheidung kann Ihnen nichts und niemand abnehmen.

Ich wünsche Ihnen gute Gedanken, Kraft und Mut sowie eine Veränderung ins Positive, wie auch immer die aussehen wird!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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