Liebt mein Mann sein leibliches Kind mehr als seine Stieftochter?
Liliane (w, 36) aus Berlin: Mein Mann und ich sind seit 3,5 Jahren zusammen, er hat eine eigene Tochter, die nur er besuchen darf, wo ich nicht dabei sein darf. Ich selbst habe auch eine Tochter, die ich mit in die Ehe gebracht habe, die aber keinen Kontakt mit ihrem leiblichen Vater hat. Seit langer Zeit bitte ich nun meinen Mann, meine Tochter genau so zu behandeln und anzunehmen wie seine eigene Tochter, da er doch ja zu uns beiden gesagt hat, und wir jetzt seine Familie sind. Ich beobachte aber, dass er meiner Tochter stets mit Abstand begegnet und sie nie mit Kosenamen ruft, seine eigene Tochter aber nennt er Schätzchen und so weiter. Neulich hat er mit meiner Tochter auf dem Arm geweint und sie fragte, warum weint Papa; da hat er gesagt, er weint weil er nicht bei seiner Tochter sein kann!! Und das vor meiner Tochter, wie soll sie sowas verkraften, sie ist 4! Sie versteht das doch schon! Wie kann ich meine Tochter vor dem Thrauma bewahren, dass sie minderwertig für ihren Vater ist, gegenüber seiner eigenen Tochter? Wie schlucke ich diese Ungerechtigkeit ständig, wo er mir doch versprochen hat, meine Tochter besser zu behandeln und es mir schuldig ist? Meine Tochter ist so lieb zu ihm und gehorcht ihm aufs Wort. Was ist das Beste für meine Tochter, soll ich mich lieber um ihretwillen von ihm trennen? Aber da würde ich ihr den Vater nehmen. Ich habe Angst, das am Ende meine Tochter darunter leidet, nicht genug für ihren Vater zu sein. Ich möchte sie aber auch nicht von ihrem Vater trennen. Was soll ich machen?
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Hallo liebe Liliane,das hört sich nach einer für Sie sehr belastenden Situation an, die Sie uns beschreiben. Wie gut, dass Sie sich entschlossen haben, diese anzugehen und sich Rat zu holen!
Aus meiner Sicht gibt es zwei Ebenen, die hier eine Rolle spielen. Die erste Ebene ist die zwischen Ihrer Tochter und Ihrem Mann. Sie wünschen sich, dass er Ihre Tochter, die er „mitgeheiratet“ hat genauso liebt wie seine leibliche Tochter. Dieser große Wunsch ist sicherlich für die meisten Menschen nachvollziehbar – Ihr Mann hat es Ihnen sogar versprochen, dass er das tun will. Und Sie haben auch das Gefühl, er ist es Ihnen schuldig, Ihre Tochter zu lieben wie seine leibliche Tochter.
Und doch wissen Sie gleichzeitig auch, dass man Liebe nicht erzwingen und auch nicht versprechen kann. Liebe muss wachsen, gedeiht nur auf dem Boden der Freiwilligkeit. Auch die Liebe zur Tochter der Ehefrau benötigt Raum und Zeit um zu gedeihen und zu wachsen und so wie Sie beschreiben, kommen Ihr Mann und Ihre Tochter gut miteinander zu Recht.
Sie nennen Ihren Mann in der Beziehung zu Ihrer Tochter „ihren Vater“, also lässt er sich von ihr vermutlich auch Papa nennen. Er will also auch ihr Papa sein. Das ist schon einmal sehr wichtig. Sie beschreiben, dass Ihr Mann Ihre Tochter auf dem Arm hatte, für mich ist dies ebenfalls ein Zeichen dafür, dass er sich um sie kümmert. Dass ihm dabei die Tränen kamen, weil ihm wieder bewusst wurde, wie sehr er sich nach seiner anderen Tochter sehnt, die er nur selten sehen kann, kann ich ebenfalls gut nachvollziehen. Und das kann man einem kleinen Mädchen auch sagen: Der Papa ist traurig, weil er gerne sein anderes kleines Mädchen auch bei sich hätte.
Eltern können mehrere Kinder lieben – und wenn eines nicht da ist, dann vermissen sie es. Wenn Sie mehrere Kinder hätten, und eines wäre nicht bei Ihnen, hätten Sie sicherlich ebenfalls große Sehnsucht nach diesem Kind. Diese Sehnsucht würde Ihrer kleinen Tochter jedoch nichts wegnehmen und vermutlich auch kein Trauma verursachen.
Wahrscheinlich wäre es für Ihr Kind eher merkwürdig, wenn Sie das andere Kind nicht vermissen würden. Denn dann müsste Ihre Tochter ja auch Sorge haben, dass sie Ihnen egal ist, sobald Sie sie nicht um sich haben!
Wenn nun Ihre kleine Tochter erlebt, der Papa ist traurig, weil er sein anderes Mädchen nicht sehen kann, könnte ihr das eher Sicherheit geben. Nämlich: Ich werde von Papa ebenfalls vermisst, wenn ich nicht da bin. Und dass Ihre Tochter ihm gehorcht zeigt doch auch, dass die Beziehung zwischen den beiden auf einem guten Boden steht.
Nun möchte ich die zweite Ebene noch beleuchten, doch diese ist in schriftlicher Form etwas heikel, da ich Sie in keiner Weise verärgern, kränken oder verletzen möchte. Beim Lesen kam in mir der Gedanke auf, dass es da vielleicht eine Form von Eifersucht gibt, die Sie auf die Tochter Ihres Mannes haben. Vielleicht wünschen Sie sich, dass er alle seine liebevollen Gefühle nur für seine neue Familie empfindet. Vielleicht haben Sie Sorge, Sie könnten zu kurz kommen. Vielleicht verletzt es Sie zu sehen, wie sehr er manchmal leidet und ärgern sich darüber, dass Ihre Liebe nicht ausreicht um ihn von der Sehnsucht nach seiner Tochter abzulenken…?
Ich kann nur Vermutungen anstellen liebe Liliane.Nur Sie können abschätzen, ob solche Gedanken und Gefühle bei Ihrem Problem eine Rolle spielen. Doch wenn es möglich ist, dass solche Empfindungen ebenfalls da sind, dann empfehle ich Ihnen, dass Sie mit Ihrem Mann das offene Gespräch darüber suchen. Er sollte wissen, was Sie quält und welche Sorgen Sie haben. Eventuell mögen Sie zuvor auch erst alleine in eine Lebens- und Familienberatungsstelle gehe? Auch das könnte ein Weg für Sie sein, damit Sie erst für sich selbst klar haben, was Sie eigentlich so unruhig werden lässt.
Ihrer kleinen Familie wünsche ich, dass Sie mehr und mehr zusammenwächst und vielleicht irgendwann sogar der Wunsch Ihres Mannes sich erfüllt, dass er seine andere Tochter häufiger sehen kann. Vielleicht sogar in Ihrem gemeinsamen Haushalt. Dann ist es an Ihnen, für die andere Tochter liebevolle Gefühle zu entwickeln.
Wenn Sie diese Antwort gelesen haben, freue ich mich über Ihre Bewertung.
Mit freundlichen Grüßen aus Stuttgart
Karin Pfeifer
Heilpraktikerin für Psychotherapie
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