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Liebe ich ihn noch?

Lisa (w, 26) aus Köln : Vor 3 Jahren im Urlaub ging es los: Ich stellte mir zum ersten Mal die Frage, ob ich ihn noch liebe.
Zu dem Zeitpunkt waren wir 3,5 Jahre zusammen.

Panik kam auf: Ich liebe ihn nicht mehr?! Der Gedanke hat mir keine Ruhe gelassen.
Auslöser war sicherlich die Veränderung der Beziehung. Nach der Verliebtheitsphase, die lange ging. Doch der Gedanke ließ mir keine Ruhe.
Wenn ich sowas denke, dann ist es doch bestimmt die falsche Beziehung.
Die Beziehung ist nicht mehr perfekt..
Ist ja doch nicht so ne tolle Beziehung? Eigentlich muss man die Gefühle immer spüren?

So weit so gut, der Gedanke ging nicht weg, blieb einen Monat und irgendwann legte es sich und ich dachte alles wäre gut.
Und plötzlich kam er wieder.

Liebst du ihn? Ist es genug? Was wenn du nicht genug liebst? Wieso fühlst du es gerade nicht? Du musst es doch immer fühlen.
Und ich konnte den Gedanken nicht ruhen lassen, irgendwann ging es wieder weg, wurde besser und irgendwann kam es immer wieder und immer wieder.
Es gab Phasen in denen es besser war und Phasen in denen es schlechter war.
Ich habe jedes Mal das Gefühl, ich muss alles sofort beenden und ihm alles sagen.
Die Beziehung ist eigentlich glücklich und mein Freund ist ein Traummann..

Aber die Frage 'Liebe ich ihn?' kann ich nicht beantworten. Mal ja, mal nein. Was ist wenn nicht? Wieso spüre ich es jetzt gerade nicht? Was ist, wenn er der Falsche ist? Wie finde ich das heraus? Ich muss Rückversicherungen einholen, ich schau ihn an und spüre grad nichts.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Lisa,

ich glaube Ihnen, dass diese Gedanken für Sie sehr belastend sind und Sie nicht so richtig wissen, wie Sie damit umgehen sollen.

Sie hatten anfangs eine offensichtlich sehr lange Verliebtheitsphase, in der einem üblicherweise alles perfekt erscheint und man auf Wolke Sieben schwebt. Danach beruhigen sich die Hormone nach und nach etwas - was übrigens auch gesund ist. Wäre man für den Rest seines Lebens dauerverliebt, würde das für den Körper mit der Zeit ziemlich anstrengend werden. Es ist also auch gut, dass die Verliebtheit mit der Zeit nachlässt. Was danach kommt, ist eher ein Gefühl tiefer Verbundenheit und tiefen Vertrauens. Das fühlt sich dann nicht mehr so nach einem 'Hoch' an, sondern ist eher ruhig, und kann einen schon mal verunsichern und an der Beziehung zweifeln lassen. Das Gefühl der Verliebtheit ist eben schon etwas ganz Besonderes, so dass sich das, was danach kommt, manchmal auch etwas langweilig anfühlen kann. Dazwischen kann es aber auch immer mal zu Momenten kommen, in denen man sich wieder ein bisschen wie verliebt fühlt.

Wichtig ist auch zu wissen, dass Gefühle eher wie Wellen sind, die kommen und gehen. Meistens befinden wir uns eher in einem neutralen Zustand. Kein Gefühl ist ständig 'an'. Wie gesagt, das wäre auf Dauer auch ziemlich ungesund. Sie sind ja vermutlich auch nicht den ganzen Tag dauerfröhlich oder dauerärgerlich. Dazu kommt, dass sich Gefühle nicht erzwingen lassen. Ich glaube auch, je mehr man versucht, sie zu fühlen, desto weniger stellen sie sich ein. Wenn Sie also Ihren Partner ansehen und auf das Gefühl der Liebe 'lauern', führt das vermutlich eher dazu, dass es sich nicht einstellt. Auch ist es sicher so, dass Gefühle der Sorge positive Gefühle wie Liebe unterdrücken können.

Was ich damit sagen will: Mein Eindruck ist, dass das, was Sie schildern, ganz normal ist und Sie sich vermutlich von Ihren Gedanken zu sehr verunsichern lassen. Ich sehe erstmal keinen Hinweis dafür, dass mit Ihrer Beziehung etwas nicht stimmt. Wichtig ist, dass Sie grundsätzlich gern mit Ihrem Partner zusammen sind, dass Sie den Eindruck haben, dass Sie offen miteinander reden können, dass Sie vielleicht auch gewisse Werte teilen, Gemeinsamkeiten haben, mit Konflikten gut umgehen können und ähnliche Vorstellungen von der gemeinsamen Zukunft haben.

Gedanken sind eben erstmal nur das: Gedanken. Sie sind nicht unbedingt die Realität. Und wir Menschen neigen auch eher dazu, uns mehr Gedanken zu machen, als das vielleicht nötig wäre. Das liegt einfach in unserer Natur und hat zu unserem Überleben als Spezies beigetragen. Das heißt, es ist nicht ungewöhnlich, übermäßig sorgenvolle Gedanken zu haben. Am besten ist, man erkennt die Gedanken an, wenn sie mal wieder auftreten, und schenkt ihnen nicht zu viel Aufmerksamkeit. Sie gehen ja auch wieder weg.

Vielleicht nutzen Sie die Energie statt dessen dafür, Ihre Beziehung weiter gut zu pflegen, gemeinsame Dinge zu unternehmen, die Ihnen beiden Spaß machen, füreinander da zu sein und sich zu unterstützen, und eben alles, was bisher dazu geführt hat, das Sie beide schon so lange zusammen sind. Und vielleicht gibt es auch etwas, das Sie bisher noch nicht gemacht haben, das Sie noch tun könnten.

Ich hoffe, das hilft Ihnen etwas weiter. Dann freue ich mich über eine positive Bewertung. Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie mich auch gerne über meine Email-Adresse info@loesbar-online.de kontaktieren.

Ich wünsche Ihnen alles Gute!

Viele Grüße
Astrid Hiersekorn








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