Ich möchte meine Ex-Freundin zurückgewinnen

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Stern,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage und die Schilderung Ihrer derzeitig traurigen Beziehungsumstände. Ich möchte gleich mit Ihren Fragen beginnen. Sie möchten wissen, auf welche Weise Sie sinnvoll um Ihre Ex-Freundin kämpfen können, so dass sie sich Ihnen wieder zuwendet. Aus meiner Sicht geht es jedoch dabei nicht um Kampf, sondern um Loslassen, und zwar im weitesten Sinne.

Ihre Freundin hat sich von Ihnen getrennt, weil Sie sich gegen Ende der Beziehung zu sehr an sie geklammert haben. Sie fühlte sich eingeengt, suchte die Freiheit und fand sie zunächst, indem sie einen anderen Mann küsste. Wie Sie schreiben, wollte sie das nicht wirklich. Mir scheint es auch eher eine Befreiungsaktion gewesen zu sein. Gleichzeitig nahm sie dies zum Anlass, sich von Ihnen trennen zu können.

Wenn Ihre Partnerin sich sehr nachgiebig in Ihrer Partnerschaft verhalten hat, heißt das, dass sie sich nicht gut behaupten und durchsetzen konnte. Sie traute sich nicht, wirklich Position zu beziehen und sich dann auseinanderzusetzen. Statt Ihnen Grenzen zu setzen, wich sie aus und wählt unbewusst den Ausweg, einen anderen Mann zu küssen.

Von ihrer Beziehungsdynamik her ergibt sich dann folgendes Bild: Sie klammern und bedrängen sie, sie weicht aus bzw. zurück und kann sich nicht entsprechend behaupten und abgrenzen. Den einzigen Ausweg, den sie sieht, ist sich zu trennen. Es mag gut sein, dass sie noch ganz viel Liebe für Sie empfindet. Doch das allein reicht für sie nicht aus, um die Partnerschaft weiterzuführen.

Was können Sie also tun? Nicht viel, wenn Ihre Freundin keinen Kontakt mehr möchte. Eine Paarberatung wäre eigentlich das Sinnvollste im jetzigen Moment, doch das wäre nur möglich, wenn Ihre Freundin das auch möchte und motiviert wäre.
Deshalb empfehle ich Ihnen, das Ganze ruhen zu lassen. Ich kann verstehen, dass das nicht leicht für Sie wird. Denn Sie wollen ja das Gegenteil, nämlich sie zurückgewinnen. Doch es ist wichtig, dass Sie die Trennung annehmen, sonst ist der Kampf nur eine Fortführung Ihrer vorherigen Anklammerung an Ihre Partnerin und wird sie weiter in die Flucht treiben.

Zeigen Sie ihr, dass Sie ihre Entscheidung respektieren und akzeptieren, in dem Sie ihr z.B. noch einen letzten Brief schreiben. Schreiben Sie ihr, was Sie an ihr schätzen und lieben. Und wie es Ihnen emotional mit der Trennung geht. Dass Sie sich jetzt mit Ihren Klammerungstendenzen beschäftigen werden (das sollten Sie dann auch wirklich umgehend tun, am besten mit Beratung/ Therapie) und dass es Ihnen leid tut, dass Ihre Freundin sich dadurch eingeengt gefühlt hat. Keine Erwartungshaltung und kein Klammern mehr - sondern Respekt, Wertschätzung und Anerkennung dessen, was jetzt ist. Denn Lieben heißt nicht Festhalten, sondern auch in Liebe gehen zu lassen, wenn er oder Sie es wünscht, so schmerzhaft das auch ist.

Sollte Ihre Freundin Ihre Meinung/ Haltung irgendwann ändern, so muss dieser Schritt von ihr ausgehen. Vielleicht möchte sie irgendwann wissen, was Ihre Bemühungen, sich um sich selbst zu kümmern, ergeben haben, vielleicht nähert sie sich irgendwann wieder vorsichtig freundschaftlich an. Lassen Sie ihr diesen zeitlichen und emotionalen Raum, aber warten Sie innerlich nicht darauf, dass es geschieht.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,

mit herzlichem Gruß

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

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