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Ich ertrage das Verhalten meines Partners nicht mehr

Bea (w, 26) aus Berlin:

Liebes Psychomedateam,

ich benötige einen Ratschlag zu meiner Partnerschaft. Ich bin seit 3 1/2 Jahren mit meinem Freund zusammen. Die Lage unserer Beziehung ist seit 2 Jahren oft sehr angespannt, da mein Partner an Gefühlsblindheit und depressiven Episoden leidet. Mir ist in einer Beziehung Nähe, Verbundenheit und Sexualität schon sehr wichtig, aber ich versuche mich zu arrangieren. Aber diese Problematik beinhaltet großes Konfliktpotenzial und endet meist in Tränen und Hinnehmen der Situation meinerseits und Blumen und einer Entschuldigung von Seiten meines Partners.

Aber jetzt hat sich die Situation geändert und ich komme nun zu meiner eigentlichen Frage. Ich ertrage in letzter Zeit die Anwesenheit meines Partners nicht mehr. Seine phlegmatische Art lässt mich richtig ausrasten und ich bin teilweise sehr gemein und beleidige ihn mit Vorwürfen bezüglich seiner Erkrankung.Wenn ich bei meiner Familie und Freunde bin fühle ich mich wieder etwas ausgeglichener, aber sobald ich in seiner Nähe bin, muss ich weinen und bin sehr schnell wütend.

Ich habe das Gefühl, dass ich ihn und seine geringe Wertschätzung mir gegenüber nicht mehr ertrage und am liebsten ausziehen möchte. Aber auf der anderen Seite liebe ich ihn und es tut mir alles immer furchtbar leid. Eine Trennung möchte ich auf keinen Fall. Was ist mit mir los? Und was soll ich tun? Ich möchte auch nicht, dass unser Alltag die Hölle ist, aber ich kann trotz meiner eigentlichen Harmoniebedürftigkeit mich nicht mehr zusammenreißen.

Vielen Dank und liebe Grüße, Bea

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Bea,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Sie befinden sich mittlerweile in einem extremen Spannungsfeld. Einerseits ertragen Sie die Geringschätzung Ihrer Person durch Ihren Partner nicht mehr und spüren das immer deutlicher, wenn Sie in seiner Nähe sind und weinen müssen oder wütend werden. Andererseits lieben Sie ihn, bedauern Ihr Verhalten und möchten sich auf keinen Fall trennen. Dadurch entsteht immer mehr hochgradige Anspannung in Ihrer Beziehung, denn es ist eine typische emotionale Patt-Situation, aus der es zunächst keinen Ausweg zu geben scheint.

Die Anspannung dauert nun mehr oder weniger schon 2 Jahre, die Konflikte heizen sich immer wieder auf. Sie sehnen sich nach Nähe und Verbundenheit und versuchen Ihre Bedürfnisse an die Ihres Partners anzupassen und sich damit zu arrangieren. Arrangieren heißt aber auch, dass Sie immer wieder Zurückweisungen hinnehmen müssen und er sich dann wieder bei Ihnen entschuldigt. Diese Konflikte lassen sich nicht lösen, weil jeder unterschiedliche Bedürfnisse hat und von Seiten Ihres Freundes wenig Handlungsspielraum auf Grund seiner Erkrankung besteht.

Nun verschärft sich Ihr Unwillen immer mehr. Sie ertragen die Nähe Ihres Partners nicht mehr, rasten in seiner Anwesenheit aus und fangen an, ihn zu auf Grund seiner Erkrankung zu beleidigen und zu verletzen. Es zeigt, dass Ihre Anpassung eine Grenze erreicht hat. Sie haben genug und wollen nicht mehr verständnisvoll zurückstecken. Aus psychologischer Sicht ist das eine gesunde Reaktion, denn auch Sie werden ständig verletzt, wenn Ihr Partner sich nicht auf Sie einlassen kann, egal aus welchen Gründen das auch geschieht. Mit Ihrer Wut, Ihrem Ausrasten grenzen Sie sich ab. Ihre Seele möchte nicht länger leiden und die Entbehrungen entschuldigen. Da Sie sich aber nicht vorstellen können, die Beziehung zu beenden, stecken Sie gerade seelisch fest.

Letztendlich wird es darum gehen, dass Sie für sich selbst entscheiden müssen, ob Sie mit seinem Verhalten weiter umgehen können und trotz aller Liebe langfristig bereit sind, auf Nähe zu verzichten. Sie können Ihren Partner nicht ändern, nur sich selbst. Das ist die schmerzvollste Erkenntnis, die wir in zwischenmenschlichen Beziehungen machen können. Vielleicht könnten ein paar Beratungsstunden Sie dabei unterstützen, mehr Klarheit zu finden.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
mit herzlichem Gruß - ebenfalls aus Berlin

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Dankeschön

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