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Gipsfetisch und Sexualstörungen

Luna (w, 33) aus Frankfurt/Oder: Hallo,

ich lebe mit einem Mann zusammen, der einen Gips-Fetisch hat. Das hat er mir auch zu Beginn unser Beziehung erzählt, und für mich war das erstmal o.k. Nun ist unsere Sexualität nicht berauschend (er bekommt keine Erektion oder kann sie nicht wirklich halten), dazu kommt, dass es in letzter Zeit immer wieder Streit gibt, weil er mit einer gleichberechtigten Beziehung völlig überfordert zu sein scheint.

Bislang waren seine Frauen viel jünger und hilfsbedürftiger, als ich es bin. Nun habe ich ihn dabei erwischt, wie er sich im Bett Videos angesehen hat, in denen sein Fetisch ausgelebt wird und ich bin einfach völlig schockiert, gedemütigt und verletzt.

Es ist nicht so, als wenn ich mich auf seinen Wunsch hin nicht hätte auch eingipsen lassen, aber eine übermässige sexuelle Erregung blieb bei ihm aus.
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es zwischen seinem Verhalten in den bisherigen Beziehungen (in bezug auf den Typ Frau, den er eigentlich präferiert) und seiner sexuellen Vorliebe einen Zusammenhang gibt. Nun bin ich anscheinend weder als Typ Frau das, was er sich wünscht, und sexuell scheint es für ihn auch nicht das Wahre zu sein.

Ich bin echt total ratlos und verzweifelt! Seine Äußerung, dass es nur etwas Sexuelles ist und nichts mit mir zu tun hat, treibt mich in den Wahnsinn, weil ich der Meinung bin, dass es sehr wohl etwas mit mir zu tun hat

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Luna,

danke, daß Sie trotz Ihrer Ratlosigkeit Ihre Situation so ausführlich beschreiben konnten. Der geschilderte Sachverhalt hört sich tatsächlich sehr schwierig an und ich kann Ihre Verzweiflung nachvollziehen!

Sexualität ist so vielfältig wie der Mensch überhaupt! Sexuelle Vorlieben, die das Vorhandensein bestimmter Gegenstände, Situationen etc. erfordern (d. h. 'es geht nicht ohne'), nennen wir Fetischismus oder Paraphilien. Die meisten Theorien gehen davon aus, daß eine solche Person bestimmte innere Konflikte in frühen Lebensphasen nicht angemessen bewältigen konnte und diese auf ein 'triebbesetztes Objekt' verschoben hat. Eine Möglichkeit könnte es sein, sich auf dieses Verhalten (solange es einvernehmlich und nicht schädigend geschieht!) einzulassen und gemeinsam mit dem Partner herausfinden, worin genau das erregende Moment besteht. Dies erfordert eine sehr große Offenheit und ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Verständnis auf beiden Seiten.

Die Behauptung Ihres Partners, es sei 'nur etwas Sexuelles' ist tatsächlich sehr typisch, aber für Sie natürlich kaum annehmbar. Sexualität und Partnerschaft sollten eine enge Verbindung haben, egal in welcher Ausprägung. Es voneinander zu trennen, stellt einen eher verzweifelten Versuch dar, die tatsächlichen Beweggründe nicht betrachten zu müssen. Die Anonymität von Fetischen bietet nämlich genau das: Sich keiner seelisch-menschlichen Interaktion aussetzen zu müssen.

Insofern ist die Äußerung Ihres Partners, es 'hätte nichts mit Ihnen zu tun', tatsächlich richtig. Ob es eine gute Basis für eine tragfähige und vertrauensvolle Partnerschaft ist, ist dagegen fragwürdig. Wenn Sie keine Möglichkeit sehen, miteinander ernsthaft darüber ins Gespräch zu kommen, kann ein Paartherapeut gute Dienste leisten. Doch auch dazu gehört die Bereitschaft Ihres Partners! Fragen Sie sich selbst, was Sie an Ihrem Partner lieben, und teilen Sie ihm dies in einem ruhigen Paargespräch mit. Sprechen Sie aber bitte auch darüber, was Ihnen Angst macht und fragen Sie ihn, ob er diese Ängste verstehen kann und bereit ist, sein Verhalten zu hinterfragen. Dann können Sie über weitere Gesprächs- und Handlungsmöglichkeiten entscheiden.

Herzliche Grüße

Ihr

Holger Nikolai
Bewertung durch den Fragensteller:
Danke für die schnelle Antwort

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